03.08.2018, 18:58
Zitat:Ich glaube du siehst dein Ego viel zu negativ, Steffi. Das Ego ist kein Feind, es ist ein Freund - und es macht das, worauf wir es konditionieren und vorbereiten. Es ist einer der besten Mechanismen die wir haben um uns an neue Gegebenheiten anzupassen.
@ Immer Müde
Ich seh das Ego nicht perse als negativ, aber mein Ego ist noch auf leidvolle Muster programmiert. Das sind einfach Muster, die ich so nicht mehr leben möchte. Deshalb ist da der Wunsch dieses Muster zu überwachsen. In den Egolosen Zuständen gelingt mir das. Wie in der Antwort an Riggan schon erwähnt, erlebe ich ja nur einer Veränderung meines Egos, kein wegfallen. Zb ein Veränderung von destruktiven Mustern zu wohlwollenden Mustern. Ich denke auch dass man in der Erfahrung der Leere immernoch ein Ego irgendwie hat, nur ist das einfach viel kleiner, als im Alltagsbewusstein.
Zitat:Nimmst du als Leere Anteil an den alltäglichen Sorgen, Nöten oder Leiden von Steffi oder ist diese (Alltags-)Welt von Steffi für dich im Zustand der Leere absolut in Ordung? Ich meine damit, ist dir in der Leere daran gelegen, Steffi zu helfen und zu heilen? Oder ist dort, in der Nichtexistenz, keine Wahrnehmung mehr da für Schmerz, Heilungsbedarf etc.? Denn du kehrst ja dann auch wieder zurück und bist Steffi. Wie ist der Blick als Leere auf das Leben von Steffi?
Da ist erstmal eine Akzeptanz dessen was passiert. Also kein Widerstand gegen das was ist. So kann ich gerade mit negativen Situationen viel besser umgehen, weil ich dann nicht noch am Widerstand leide.
Letztens gab es zb eine Situation in der ich krank war, aber trotzdem arbeiten wollte. Ich bin 1,5 Jahre aus dem Job raus gewesen und mich halten psychosomatische Symptome teilweise davon ab ins Handeln zu kommen. Ich habe mir sehr lange erlaubt, krank zu sein. An diesem Tag aber wollte ich dennoch zur Arbeit gehen, obwohl ich starke Halssymptome hatte. Ich bin Erzieherin und muss auf der Arbeit ständig sprechen. Und ich fragte mich, wie kann ich mit diesem inneren Konflikt umgehen, einerseits arbeiten zu wollen, andereseits an diesem Symptom festzuhängen. Und dann ging ich in die Leere indem ich mir sagte ok Steffii ist krank und erschöpft, aber was hab ich damit zu tun. Die Idee von Ich konzentrierte sich indem Fall auf das Nichts. Und in dem Moment öffnete sich der Raum und ich bekam genügend Energie um diesen Tag zu überstehen. In den nächsten Tagen löste sich das Symptom, so dass ich die folgenden Tage auf der Arbeit überstehen konnte und wieder in den Job finden konnte.
Meistens habe ich viel mehr Mitgefühl und Selbstliebe für mich übrig, wenn ich in diesem Zustand bin. Denn Steffi liebt sich selbst nur bedingt, kritisiert am Körper rum, ist unzufrieden mit irgendeiner Leistung, fühlt sich chronisch einsam und unerfüllt. In dem Zustand kann ich mich lieben und annehmen wie ich bin und brauche nichts. Und trotzdem stellt es kein Problem dar, wenn mal etwas schief geht, weil das dann einfach akzeptiert wird. Ich habe so viel mehr Macht Steffi zu helfen und zu heilen, als aus der Egoperspektive.
Schmerz ist da. Aber der Schmerz wird angenommen. Und indem ich Schmerzen annehme, erfahre ich meist Heilung. Meist wehrt man im Ego doch den Schmerz irgendwie ab. Selbst wenn man sich ganz drauf einlassen will, ist das nicht so einfach. Wenn ich ohne Vorbehalte da hinschauen kann, weil da niemand ist der den Schmerz weg haben möchte, dann kann ich oft viel tiefer schauen, als Steffi sich selbst helfen kann.
Meist habe ich Phasen da rutsche ich einfach da rein, ohne dass ich diszipliniert meditiere. Oft hilft aber auch regelmässiges meditieren, doch dabei boykottiere ich mich noch. Manchmal kann ich mich mit bestimmten Gedanken aus meinem Ego empor heben. Ich verfolge dann die positiven freiheitlichen Gedanken, in denen es keine Zweifel gibt, und ignoriere Steffis Einwände von wegen das geht nicht, ich kann das nicht, ich habe angst, ....
Umgekehrt rutsche ich oft durch Widerstände gegen irgendwelche widrigen Umstände wieder zurück. Richtig kontrollieren kann ich das noch nicht. Ich kann aufpassen wenn ich merke, ich gerate in einen Widerstand, dann versuche ich möglichst in der Annahme zu bleiben, Gefühle und Gedanken beobachten und mich nicht damit identifizieren. So kann mich machmal etwas regulieren und muss nicht mehr ganz so tief anstürzen wie früher. Früher hatte ich Abstürze von Monaten, heute sind das eher Tage bis maximal ein paar Wochen.
Der Blick aus der Leere, ist weiter. All mein Schmerz macht plötzlich Sinn. Alles Nagative was sich erlebt hat auch eine positiven Aspekt gehabt, der mich dahin geführt hat, wo ich heute stehe. Manchmal überkommt mich große Dankbarkeit für mein Leben. Ich genieße es sehr zu fragen und eine Antwort zu bekommen, die weiter geht als alles was Steffi wissen könnte. Ich bin dann dankbar für das was ich habe, sehe die Magie, die Möglichkeiten, sehe die unglaubliche Freiheit des Lebens. Steffi ist oft chronisch unzufrieden. Dort gibt es nur Freude.
Indem ich dann aber wieder ins Ego falle, muss ich mich mit meiner Unzufriedenheit und all dem beschäftigen. Ich versuche das dann so gut ich kann anzunehmen. Doch natürlich klappt das nicht immer und es gibt auch immer Themen die mich noch verwickeln, wo ich absolut unbewusst werde. Durch die Analyse dieser Themen erlebe ich, dass dadurch die Erfahrung der Leere möglicher wird, denn um so selterener ich irgendwo anecke, um so häufiger bleibe ich ich der guten Schwingung. Zur Zeit gehts immer rauf und runter. Ich denke das dient dazu noch all die Themen zu finden, die mich runterziehen und da bewusst zu machen was noch unbewusst ist.
Neben dem Gefühl der Leere gibt es aber auch noch das Gefühl der Fülle. Ich weiß immer noch nicht genau was da der Unterschied ist. Hm vielleicht bin ich da mehr mit den Gefühlen der Fülle identifiziert, während in der leere die Identifikation wegbricht. Aber warum das so ist, keine Ahnung. In den Momenten empfinde ich Sicherheit, Vertrauen und Selbstliebe die, ich ich als Steffi nicht kenne. Steffi fehlen grundlegende Gefühle von Sicherheit, Geborgenheit, Vertrauen und Co, die ich in der Kindheit nicht erwerben konnte. In dem Zustand ist das alles da. Ich finde das ist eine sehr positive Aussicht für alle Menschen die unter einem Trauma leiden, weil man lernen kann, in seiner innersten Quelle zu erhalten was einem immer gefehlt hat.
Nun somit habe ich sogar zwei Egos zwischen denen ich hin und her springe. Ich glaube man kann sich nur vom Ego befreien, indem man es erstmal ganz annimmt. Das ist das was C.G. Jung mit Individuation gemeint hat. Würde man Erwachen in Stufen beschreiben, geschieht erst die Annahme des Selbst, halt mit allen Macken die man so hat, und im nächsten Schritt die Auflösung an die Identifikation.
Nur findet Entwicklung nicht immer in einer festgelegten Reihenfolge statt. Bei mir kam das irgendwie alles ungeordnet auf mich zu. Und so erkläre ich mir, dass ich einerseits die Nicht Existenz erfahren habe, bevor ich die Individuation vollständig abgeschlossen ist. Mir ist das sehr wichtig dass mein Ego geheilt wird.
Es gibt Menschen die orientieren sich sehr stark an der Nicht Existenz und die können glücklich damit sein, wenn es dem Selbst schlecht geht. Da ich mich immer sehr für die Psychologische Ebene interessiert habe, ist das nicht mein Weg.
Ich finde so eine Vorstellung einer stufenweisen Erklärung gut, um zu verstehen was mit einem geschieht, weil das sonst ein ganz schönes Durcheinander wird mit den ganze Identifikationsstufen und Zuständen, so wie ich das mit dem hin und her springen erlebe. Wenn man das im Kopf für sich geordnet hat, kann man damit besser umgehen, und wissen ah ok jetzt wird wieder am Thema Ganzheit gearbeitet, jetzt ist nochmal das Kindheitstrauma dran, und jetzt vertieft sich gerade meine Erfahrung des Nichts.
Ohne innere Struktur, wäre ich ganz schön verloren. Ohne ein Wissen über das was mit mir geschieht, könnte man das auch schnell mit einer psychischen Störung verwechseln. Ob das letztlich alles so ist, wie ich mir dan Hand meiner Konzepte vorstelle, das ist mir erstmal egal. Wichtig ist, dass ich mich ordnen kann. Deshalb bewege ich mich auch gerne in Konzepten die diese Aspekte erklären. Manchen ist das zu eng, aber auf Grund meiner flexiblem Erfahrung für mich vielleicht notwendig. In Frage stellen kann ich es dann immer noch. Und ich stelle in der Regel alles wieder in Frage was ich nicht mehr brauche.