Klartraumforum

Normale Version: Dem Ego einfach mal die Aufmerksamkeit entziehen
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Wir kennen das sicherlich alle, ständig ist unser Kopf am sabbeln, am sich-was-ausdenken, planen, werten, lästern, und was weiß ich nicht alles. Vor allem wenn man meditieren will, ist das sehr störend und es kostet mich immer 15-20 Minuten, bis endlich soviel Ruhe im Oberstübchen ist, dass ich mich auf die Stille konzentrieren kann. Es ist wie ein vollbesetzter Konzertsaal, erst wenn alle die Klappe halten, kann das Orchester anfangen zu spielen. Nur leider hält das Ego, welches die Ursache für den inneren Dauerdialog ist, nicht die Klappe. Vermeintlich wenn wir schlafen, aber auch dann nicht, denn spätestens in unseren Träumen ist es wieder aktiv.

Nun hat dieses eigenständige Wesen ja seine Berechtigung. Wir brauchen es, um in diesem materiellen Environment zu überleben. Es manövriert unseren Avatar durch die Höhen und Tiefen der 3D-Welt, möglichst vorbei an allen Gefahren. Aber es wäre dennoch schön, wenn klein (bzw. groß) Ego auch mal die Klappe halten würde, oder? wall

Letztes Wochenende spazierte ich am schönen Züricher See und mir schien die Sonne rücklings auf den Kopf. Ich bemerkte irgendwann ein Kribbeln im Hinterkopf und erschrak ein wenig, als ich auf einmal das Gefühl hatte, in einer künstlichen Welt zu sein. Alles wirkte zwar hochaufgelöst, aber künstlich, wie in einem Klartraum. Die Perspektive hatte sich verändert, hin zu mehr 3D. Alles was im Fokus war, wurde perspektivischer und alles außerhalb des Fokusses leicht unscharf, ähnlich wie beim Tilt-Shift Effekt. Kaum dachte ich darüber nach, war alles wieder normal. Was hatte ich anders gemacht? Ich kam nicht drauf. Erst zwei Tage später, als ich in meiner Mittagspause einen breiten, menschenleeren Fussweg entlang schlenderte und ich in einen ähnlichen Zustand verfiehl, wurde es mir klar.

Immer wenn ich den Fokus vom vorderen Teil des Kopfes zum hinteren verlagere, also weg von meinen vorderen Sinnen (Augen, Nase, Mund), ändert sich in beschriebener Weise die Perspektive. Obendrein wird es deutlich stiller im Gedankenapparat, die innere Stimme schaltet auf "leise". Die Aufmerksamkeit wandert von vorne nach hinten. Der Frontallappen, scheinbar die Quelle unserer inneren Dialoge und offenbar Sitz des Egos, bekommt jetzt nicht mehr die nötige mentale Energie, um die uneingeschränkte Kontrolle zu behalten.

Ich habe das dann auch während der Arbeit probiert und es ist tatsächlich möglich, zumindest bei Routineaufgaben weiterhin seinen Job zu machen. Zuhause beim Meditieren war die Technik dann sehr hilfreich. Ich stellte fest, dass man es bis hin zu einem leicht dissoziativen Zustand treiben kann. Interessant ist es auch, den Fokus abwechselnd von vorne nach hinten zu lenken, vor allem, wenn man sich bewegt. Dann ist das gefühlt wie ein ständiger Wechsel zwischen Realität und Klartraum.

Vielleicht probiert es der eine oder die andere von euch ja auch mal aus und teilt uns hier seine/ihre Erfahrung mit?

Schöne Ostern!