Klartraumforum

Normale Version: Tierethik, Vegetarismus, Veganismus (2)
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Erster Teil von Tierethik, Vegetarismus, Veganismus

Der aktuelle Diskussionsstrang beginnt hier mit pressures Beitrag (vier Beiträge)

(01.04.2014, 13:30)pressure schrieb: [ -> ]Dass die Evolution beim Menschen in diesem Sinne extrem schnell (da nicht mehr rein auf genetischer Ebene) arbeitet, finde ich auch spannend. Ich bin sehr gespannt, wie unsere Gesellschaft sich in den nächsten Jahrzehnten entwickelt.

Allerdings wäre ich vorsichtig mit der Moral. Nur weil keine objektiv bestimmbaren Werte in Sicht sind, würde ich nicht in einen völligen Relativismus verfallen wollen.

Viele Argumente zum Thema Veganismus/ Vegetarismus laufen inzwischen in Richtung Ökologie, Welthunger und so weiter. Auch du fragst ja, ob wir es uns leisten können. Das ist im Grunde auch nicht schlecht, denn auch auf diesem Gebiet spricht wenig für den Verzehr von Fleisch und man umgeht die Grundsatzdebatte.

Ich tendiere aber auch in der Grundsatzdebatte dafür, dass es eben nicht moralisch völlig unbedenklich ist z.B. ein Schwein zu töten. Ganz zu schweigen von der gruseligen industriellen Massentötung.

@pressure
Ich sehe das nicht als Relativismus, schlicht praktisch unter evolutionären bzw. memetischen Gesichtspunkten. So Dinge wie die Nächsten nicht auszurotten ist ja schon evolutionär verankert. Da hast Du vielleicht so etwas wie den Kern von Moral: Erhalt des Genpools. Mitgefühl mit Fremden ist so gesehen eine Erweiterung, die sich in unüberschaubar großen Gemeinschaften zumindest in Maßen als nützlich für den Fortbestand erwiesen hat – auch wenn es wohl, wenn man sich Gemeinschaften anderer, höherer Tiere betrachtet, um eine «Fehlfunktion» gehandelt haben muß: Irgendetwas ist beim modernen Menschen passiert, daß die Vorteile die Nachteile von Vertrauen und Altruismus auch mehr oder weniger Fremden gegenüber die Nachteile überwogen haben. Daß es unmoralisch ist, dem «Nachbarn» den Schädel einzuschlagen, ist irgenwo auch eine moderne Entwicklung – die nicht einmal «abgeschlossen» ist, deren Vorhandensein aber grundsätzlich das Ausmaß an Interaktion und Selbsterhalt moderner Zivilisationen erst ermöglicht hat. Heterogenität ist vermutlich ein Schlüssel zum Adaptionsvermögen auf sich wandelnde Umstände(, also haben auch Psychopathen und Arschlöcher in gewisser Weise ihre Daseinsberechtigung).

Und auf den Selbsterhalt läuft es am Ende auch hinaus mit der Moral, wozu beim Menschen auch eine funktionierende Gesellschaft gehört. Und seien es Strukturen, die sich regelmäßig gegenseitig die Köppe einhauen und Sündenböcke durch's Dorf jagen. Das war bei uns ja lange Zeit stabil – bis Massenvernichtungswaffen und industrielle Kriegsführung entdeckt wurden. Da muß man sich halt umorientieren… Selbsterhalt eben.

So, wie wir sind, haben wir uns mit unseren Nutzpflanzen und Nutztieren entwickelt, gemeinsam Lebensräume besetzt. Die Pflanzen und Tiere sind in ihrer Existenz auf uns angewiesen und umgekehrt. Daß Du es persönlich heute nicht (mehr?) vertreten kannst, die uns ähnlicheren Lebewesen zu töten oder töten zu lassen, ist durchaus legitim. Nur gilt das offensichtlich nicht für jeden und zumindest bei uns erst seit jüngster Zeit bei wenigen.

Der Wandel zu weniger Fleischkonsum oder komplettem Verzicht bekommt in meinen Augen durch die immer wieder ans Licht tretenden Probleme der intensiven Massentierhaltung und Monokulturen Aufschwung. Daß der Mensch grundsätzlich empathiefähig und emotional noch am leichtesten (auch zu völligem Unsinn) zu bewegen ist, trägt so wie das erwünschte Gruppenzugehörigkeitsgefühl zur Veganismusbewegung bei. Aber wann und wo beginnt die Moral?


(01.04.2014, 23:24)DasNetzInDir schrieb: [ -> ]augenroll Unmoral ist jedoch absolut. Absolut beschissen, absolut unzulänglich und absolut schuldig.
Kaum malt man den Teufel an die Wand… augenroll
Nein Junge, Du hast die einzig wahrhaftige Moral noch immer nicht für Dich gepachtet. Lern das doch mal. Da kannst Du Dich noch so sehr wie der Oberinquisitor gerieren.
(02.04.2014, 02:40)Glassmoon schrieb: [ -> ]Mir wird zwar angezeigt, ich hätte den letzten Beitrag geschriebeoch lande ich nur auf der Startseite des Threads und sehe meinen Beitrag nicht. Deshalb hier noch mal.

das ist ein Phänomen das bei langen Threads im klartraumforum häufig auftritt. ist mir jetzt in einem anderen Mentoring thread auch passiert. sollte mal behoben werden
(02.04.2014, 02:40)Glassmoon schrieb: [ -> ]Ich sehe das nicht als Relativismus, schlicht praktisch unter evolutionären bzw. memetischen Gesichtspunkten.
Okay, das klang in deinem letzten Post etwas danach. ("XY find ich okay, YZ nicht.")

War dann ein Missverständnis.

Zitat:So, wie wir sind, haben wir uns mit unseren Nutzpflanzen und Nutztieren entwickelt, gemeinsam Lebensräume besetzt. Die Pflanzen und Tiere sind in ihrer Existenz auf uns angewiesen und umgekehrt.
Du erwähnst das hier so beiläufig. Willst du daraus auch etwas ableiten? Es ist gemein seine Argumentation mit solchen suggestiven Sätzen zu immunisieren. biggrin

Ansonsten sind deine Ausführungen zu Moral und Evolution nachvollziehbar. So könnte die Entwicklung konsentischer Moralvorstellungen mit anderen Entwicklungen zusammenhängen. Dennoch ersetzt diese Einsicht doch nicht die ethische Auseinandersetzung mit dem Thema? Deine Darstellung ist mir diesbezüglich viel zu einfach. Betrachtet man die Entwicklungen im kontinentaleuropäischen und angelsächsischen Raum, erkennt man wie massiv ethische und religiöse Moralvorstellungen das Sein prägen. Ich persönlich habe nicht aus ökologischen Gründen aufgehört Fleisch zu essen, auch nicht aus emotionalen.

Zitat:Der Wandel zu weniger Fleischkonsum oder komplettem Verzicht bekommt in meinen Augen durch die immer wieder ans Licht tretenden Probleme der intensiven Massentierhaltung und Monokulturen Aufschwung. Daß der Mensch grundsätzlich empathiefähig und emotional noch am leichtesten (auch zu völligem Unsinn) zu bewegen ist, trägt so wie das erwünschte Gruppenzugehörigkeitsgefühl zur Veganismusbewegung bei.
Sehe ich gar nicht so. Ich persönlich kenne keine Veganer/ Vegetarier, die diesen Entschluss auf Grund von Gruppenzugehörigkeit gefasst haben. Das mag es im straight edge/ hardcore-Bereich evtl. geben, weiß ich nicht. Verallgemeinerbar ist das sicher nicht, in meinen Augen ist das nichts als eine recht dreiste Unterstellung. Diesen Entschluss fassen die meisten sehr wohlüberlegt, indem sie ihre emotionalen, intuitiven Überzeugungen mit ihren rationalen vergleichen. Die zunehmende Tendenz hat sicherlich verschiedene Gründe. Skandale und verschiedene Bewegungen (Öko-Bewegung der 70er z.B.) spielen da bestimmt eine Rolle - ich gehe aber davon aus, dass der Wohlstand in unserer Gesellschaft eine der Hauptursachen ist. Wir können es uns schlicht und ergreifend leisten. Hunger spielt keine Rolle mehr und die Nachkriegskompensation ist ebenfalls vorbei. So beginnen die Menschen unbeeinflusst von existenziellen Ängsten ihre Essgewohnheiten rational neu zu ordnen.

Übrigens finde ich es putzig, Vegetariern/ Veganern vorzuwerfen, sie seien von Gruppendynamik und Zugehörigkeitsgefühl geleitet. Die meisten dieser Menschen sind in ihrem Lebensumfeld diesbezüglich absolut auf sich gestellt und müssen viel Druck im Kreis der Familie, Freunde usw. ertragen. Es ist doch eben die Gruppendynamik, die viele Menschen davon ABHÄLT sich fleischlos zu ernähren.

Zitat:
Aber wann und wo beginnt die Moral?
Das musst du etwas präzisieren. Weiß nicht genau worauf du damit hinaus willst.
Nicht speziell der Vegetarier, sondern der Mensch ist irgendwo von Gruppendynamik und Zugehörigkeitsgefühl geleitet. Das sind auch keine unbedingt bewußten Entscheidungen. Im Allgemeinen sind Entscheidungen bereits gefällt, bevor rationale Erklärungen dafür gefunden werden. Rationale Erklärungen haben den Vorteil, daß man sich darüber austauschen kann. Probleme der industrialisierten Monokulturen – schnelle Verbreitung von Schädlingen und Krankheiten, hoher Medikamenten-/Pestizidaufwand – sind zum einen Auslöser, die das Thema in den Fokus bringen, zum anderen macht es sich ganz gut als rationaler Grund für nachhaltige Landwirtschaft und Verzicht auf tierische Produkte.

Das ist sicherlich nicht der einzige Grund für die Vegetarismus/Veganismus-Bewegung. Wohlstand sprichst Du an. Außerdem haben viele Menschen keinen unmittelbaren Kontakt mehr zur Tierhaltung, nur zu Haustieren. Menschen haben sich daran gewöhnt, mit Tieren mehr wie mit Mitmenschen umzugehen. Empathiefähigkeit, Projektion menschlicher Verhaltensweisen und derlei. Im ländlichen Raum hält sich Vegetarismus entsprechend in Grenzen und findet in Städten seinen Höhepunkt.

Das «Wann und wo?» zielte vielleicht auch ein wenig auf DNIDs Absolutheitsansprüche, aber Du hast die Frage ja grundsätzlich, beispielhaft mit dem heutigen Wohlstand, beantwortet. (Ich sollte echt aufhören, seine Beiträge aufzuklappen. biggrin)

Die Darstellung ist «einfach», weil die Diskussion mit dem Naturargument begann. Die gegenseitige Entwicklung von Mensch und Umwelt warf ich noch mal in den Raum, da in meinen Augen auch der Mensch Teil der Natur ist, ebenso wie seine unmittelbare Umwelt. Coabhängigkeiten finden sich überall. Vermutlich hab ich mich da auch auf DNID und seine etwas verquere «Logik», sein Naturverständnis, bezogen, als auf Deinen Beitrag. Sie umreißt mein (eher nüchternes) Verständnis von Natur, jenseits ideologischer Mensch-Vs-Natur-Vorstellungen. Jede Spezies wird von ihrer Umwelt geformt und formt sie selbst, hält sich eventuell für eine gewisse Zeit in einem Equilibrium, bis dieses letztendlich zerbricht. Round 'n' round it goes. Meine aufgeführten Argumente zur Natur sind weder geeignet, für, noch wider Veganismus zu sprechen. Wenn es um Selbsterhalt geht, spricht nur erst mal alles für nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt, die wir zum Überleben brauchen. Der Mensch kann immerhin bewußt(!) in die Zukunft hinein planen und sollte diese Möglichkeit auch nutzen – selbst entgegen kurzsichtiger Impulse, die ihm ebenso zu eigen sind.

Die Ausführungen sollen auch nicht die ethische Auseinandersetzung mit dem Thema ersetzen. Sie sind schlicht ein wichtiger Teil davon und ein Konsens in diesem Bereich würde uns schon einen großen Schritt weiterbringen. Immer einen Fuß vor den anderen setzen, um nicht zu stolpern bigwink Moralvorstellungen entwickeln sich dann schon von selbst. Erzwingen läßt sich Moral nicht so gut. Am Besten noch durch Indoktrination im Kindesalter oder Gehirnwäsche in persönlichen Krisenzeiten, aber das sollte irgendwie nicht das Mittel der Wahl sein *g* Der Austausch von Ideen ist wichtig, und das tun wir ja hiermit bigwink

Ich find die Beiträge übrigens schon lang genug, auch wenn es nur um Teilaspekte geht, an deren Oberfläche wir hier kratzen. Wer soll das denn sonst noch lesen ^^
(02.04.2014, 15:15)Glassmoon schrieb: [ -> ]Nicht speziell der Vegetarier, sondern der Mensch ist irgendwo von Gruppendynamik und Zugehörigkeitsgefühl geleitet. Das sind auch keine unbedingt bewußten Entscheidungen. Im Allgemeinen sind Entscheidungen bereits gefällt, bevor rationale Erklärungen dafür gefunden werden. Rationale Erklärungen haben den Vorteil, daß man sich darüber austauschen kann. Probleme der industrialisierten Monokulturen – schnelle Verbreitung von Schädlingen und Krankheiten, hoher Medikamenten-/Pestizidaufwand – sind zum einen Auslöser, die das Thema in den Fokus bringen, zum anderen macht es sich ganz gut als rationaler Grund für nachhaltige Landwirtschaft und Verzicht auf tierische Produkte.

[...] Wohlstand sprichst Du an. Außerdem haben viele Menschen keinen unmittelbaren Kontakt mehr zur Tierhaltung, nur zu Haustieren. Menschen haben sich daran gewöhnt, mit Tieren mehr wie mit Mitmenschen umzugehen. Empathiefähigkeit, Projektion menschlicher Verhaltensweisen und derlei. Im ländlichen Raum hält sich Vegetarismus entsprechend in Grenzen und findet in Städten seinen Höhepunkt.
"Entscheidungen sind gefällt bevor rationale Erklärungen gefunden werden." Das liest man häufiger und da ist sicherlich etwas dran. Generell sind wir wohl viel stärker von unserer Intuition bestimmt als es uns unser Verstand oft glauben lässt. Das ist im Grunde auch nichts schlechtes. In der Wissenschaft macht es z.B. auch Sinn intuitiv Hypothesen aufzustellen und diese dann zu prüfen. (wovon die "intuitiv" gefunden Hypothesen allerdings wieder abhängig sind und inwiefern sie dann überhaupt noch intuitiv sind ist allerdings eine weitere Büchse der Pandorra, die ich hier nicht öffnen möchte biggrin) So geschieht es auch bei ganz individuellen, privaten Entscheidungen. Zunehmend mit dem Grad der Offenheit und Reflektiertheit des Individuums können solche intuitiven Schlüsse allerdings durchaus wieder verworfen werden. Viele Paradoxien zeigen uns, dass wir im Extremfall rational durchdachte Lösungen auch vollkommen gegen unsere ursprüngliche und vielleicht auch noch weiterhin bestehende Intuition vertreten können. Lange Rede, kurzer Sinn: Bei einer derart zentralen Entscheidung - "Ich habe mein Leben lang wie alle meine Freunde und meine Familie Fleisch konsumiert. In Zukunft werde ich das nicht mehr tun." - ist davon auszugehen, dass sie bei den allermeisten Leuten eingehend vom Verstand geprüft wird. Das ist sicher kein emotionaler Schnellschuss. Es verlangt einem schon einiges ab und ist eine große Überwindung, zumal man damit aus einem von Familie und Gesellschaft meist seit Geburt gefestigten zentralen Muster in seinem Leben ausbricht. Damit ist auch heute durchaus soziale Ächtung verbunden. Endlose Diskussionen, Rechtfertigungen, Erklärungen.

Wie du die vermeintlichen Gründe darstellst, überzeugt mich auch noch nicht so ganz. Ich muss zugeben, dass ich einen sehr einseitigen Zugang zu Vegetariern und Veganern habe. Persönlich kenne ich ein paar, die sicherlich nicht repräsentativ sein können. Ansonsten kenne ich vor allem die Standpunkte im wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs aus Publikationen und anderen Medien. Daher will ich auch klar stellen, dass ich nicht für den Veganer/ Vegetarier an sich sprechen kann. Das wird inzwischen eine extrem heterogene Masse von Leuten sein, über die man ohne empirische Erhebungen wohl kaum mehr als spekulieren kann. Mich persönlich ärgert es allerdings wenn Tierleid als Projektion menschlicher Empfindungen irgendwelche Städter, die Tiere nur aus dem Disney Channel kennen, dargestellt wird. Du bist klug, daher formulierst du stets so, dass es zwar anklingt aber nicht explizit da steht. Vielleicht missinterpretiere ich das auch. Aber eines muss ganz klar sein: Tierleid ist real. Tiere leiden, empfinden Angst und Panik, haben schmerzen, schmieden Pläne, vermissen einander - je nach Art in unterschiedlicher Ausprägung. Es gibt großartige und total interessante Experimente in dem Bereich. Vom Fisch oder Vogel bis zum Säuger.
Natürlich können wir die Empfindungen der Tiere, bzw. ihr Bewusstsein generell, nicht nachempfinden - es liegt schlicht außerhalb unserer Vorstellungskraft, die auf unsere eigenen individuellen Erfahrungen beschränkt ist - aber es spricht alles dafür, Tierleid als real anzusehen. Deine menschlichen Schmerzen, deine Angst, dein Leid sind für mich letztlich auch nie sicher und stets eine Projektion mir bekannter Empfindungen. Dennoch nehme ich an, dass es sich für dich mies anfühlt, wenn ich dir die Beine abhacke und richte mein Handeln daran aus. Das ist in meinen Augen der zentrale Grund für den Vegetarismus/ Veganismus.

Zitat:[...] mein (eher nüchternes) Verständnis von Natur, jenseits ideologischer Mensch-Vs-Natur-Vorstellungen. Jede Spezies wird von ihrer Umwelt geformt und formt sie selbst, hält sich eventuell für eine gewisse Zeit in einem Equilibrium, bis dieses letztendlich zerbricht. Round 'n' round it goes. Meine aufgeführten Argumente zur Natur sind weder geeignet, für, noch wider Veganismus zu sprechen. Wenn es um Selbsterhalt geht, spricht nur erst mal alles für nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt, die wir zum Überleben brauchen. Der Mensch kann immerhin bewußt(!) in die Zukunft hinein planen und sollte diese Möglichkeit auch nutzen – selbst entgegen kurzsichtiger Impulse, die ihm ebenso zu eigen sind.

Die Ausführungen sollen auch nicht die ethische Auseinandersetzung mit dem Thema ersetzen. Sie sind schlicht ein wichtiger Teil davon und ein Konsens in diesem Bereich würde uns schon einen großen Schritt weiterbringen.
Das ist in der Tat ein guter Punkt und ja im Prinzip voll mit meinem ersten Post auf einer Linie. Alles in der Natur ist im steten Wandel, das einzige immer gültige Gesetz in der Biologie ist "Survival of the fittest" - alles andere sind maximal temporär Konstanten. Daher macht es keinen Sinn irgendwelche absoluten Ernährungsratschläge aus der Steinzeit abzuleiten. Oder sich darüber zu streiten, ob unsere affenartigen Vorfahren nun Fleisch gefressen haben oder ein paar Insekten, die unter Blättern und in Früchten hingen ihre einzige tierische Nahrungsquelle waren.

Ich hatte nach deinen evolutionären Ausführungen aber irgendwie ein fatalistisches Hintergrundrauschen in meinem Kopf und wollte ausdrücken, dass der ethische Diskurs als Turboevolution irgendwie in der Darstellung fehlt. Aber gut, das mag wieder eine Fehlinterpretation meinerseits gewesen sein. Finde ich sowieso immer schwierig, mit so schnell getippten und gelesenen Beiträgen.
Hintergrundwissen und Erfahrung tragen ja auch zu sinnvollen Entscheidungen bei. Ich bin mir zur Zeit gar nicht so sicher, ob sich emotionale Schnellschüsse grundsätzlich von «vernünftigen» Entscheidungen unterscheiden. Die zugrunde liegenden Heuristiken bleiben die Gleichen. Ich in meinem Umfeld hätte im Übrigen keine großen Rechtfertigungsprobleme. Vielleicht ein wenig Unverständnis von einzelnen, totalen Fleischessern, aber im Großen und Ganzen eher nicht. Bewußter Verzicht auf Fleisch (und tierische Produkte) ist hier ziemlich normal. Das ist vermutlich dem (studentischen) Großstadtumfeld geschuldet.

Wer den Tod von Tieren nicht mit sich verantworten kann, sollte in meinen Augen auch kein Fleisch essen. Dein zentraler Grund ist nicht der Verkehrteste, über den sich viel mehr Menschen Gedanken machen sollten. Wurst wächst nun mal nicht auf Bäumen.

Tierleid ist keine Projektion, und es liegt dem menschlichen Empfinden sicherlich deutlich näher als «Leid» von Pflanzen. (…welche dieses allerdings ebenfalls ihren Leidensgenossen kommunizieren. Bloß wissen wir (noch) nicht sonderlich viel darüber.) Tiere sind bloß keine Menschen.
Zitat:Natürlich können wir die Empfindungen der Tiere, bzw. ihr Bewusstsein generell, nicht nachempfinden - es liegt schlicht außerhalb unserer Vorstellungskraft, die auf unsere eigenen individuellen Erfahrungen beschränkt ist.
Nicht mehr und nicht weniger als das. Möglich, daß ich diesbezügliche Fehlkonzeptionen überrepräsentativ wahrnehme, weil sie so ignorant gegenüber jedem zugänglichen Informationen sind.

Menschengemachtes Leid auf ein Minimum zu reduzieren ergibt für mich Sinn. Zuallererst bei am Menschen, aber sicher auch bei am Tier verursachten Leid. Zumindest meinem persönlichen Empfinden nach. Bei «missionierenden» Veg*ern habe ich allerdings häufig den Eindruck bekommen, sie würden Tiere höher wertschätzen als Menschen. Vielleicht kompensieren sie damit schlechte Erfahrungen oder derlei, jedenfalls halte ich die für eher ungesund bezüglich des Gemeinwohls. Aufmerksamkeit ist gut, Übereifer eher weniger. Das nur anbei – vielleicht erklärt das, wie meine Texte auf Dich wirken. (Bevor Mißverständisse aufkommen: Du fällst für mich nicht in diese Kategorie.)

Wie schon erwähnt: Wir führen hier doch Diskurs. Verständnis davon, was der Mensch ist, was Natur und was sie nicht ist, sind Grundlagen, ohne welche die Diskussion eher müßig ist. Schau Dir einfach mal an, welch ein Unsinn zum Teil im ersten Thread als «Argumente» von beiden Seiten aufgefahren werden. Auf einen dieser Beiträge hast Du ja in Deinem ersten Beitrag geantwortet.
Mal kurz einklinkend: Für mich selbst ist das Problem einfach das viel zu leicht erhältliche und viel zu billige Überangebot an Fleisch. Fleisch ist zu einer minder qualitativen Discountware geworden, und das geht nur mit dieser ekelhaften Massenproduktion. Bei einem Preis von 69 Cent bei Kaufland ist es eigentlich ein Wunder, dass überhaupt noch richtiges Fleisch in einer Packung Salami drin ist.
Die Tiere werden angebaut wie Pflanzen, man schert sich einen Dreck um sie, weil alles andere viel zu teuer ist, man wäre nicht mehr konkurrenzfähig und müsste richtiges Geld für das Fleisch verlangen.
Naja, alles ist da, alles ist spottbillig - und das töten übernehmen ja zum Glück auch andere. Passt zu unserer völlig verblödeten und denaturierten Gesellschaft und Lebensweise :-)
Müsste sich jeder seine Hühner, Schweine und Rinder selber aufziehen und schlachten, würde sich das Bewusstsein dahingehend in eine sich für mich wesentlich besser anfühlende Richtung wandeln.
Ich glaube nicht daran, dass Ausbeutung irgendwie gut sein kann, egal ob Mensch oder Tier. Wer gerne die Energie von kranken und gequälten Lebewesen aufnehmen möchte, kann das aber gerne tun. Wenn man ist was man isst - dann wünsche ich viel Spaß dabei :-)
Ich überlege mir schon seit einiger Zeit, ob ich es heutzutage noch rechtfertigen kann Fleisch (Tiere!) zu essen. Gerade weil ich vom Wesen her ziemlich tierlieb bin. Klingt natürlich komisch, aber heutzutage ist das Bewusstsein einfach das Problem. Niemand denkt bei dem Griff in die Kühltruhe an das lebende Tier. Zumindest ich nicht. Natürlich lesen wir von welchem Tier das Fleisch stammt, aber nichtmal dabei stelle ich mir das Tier vor. Meine Mutter ist schon seit Jahrzehnten Vegetarierin. Auf kurz oder lang, werde ich ihr wohl folgen, wenn ich mich weiter mit diesem (meinem) Bewusstsein befasse. Zu diesem Thema habe ich zufällig diese Diskussion gefunden:

https://www.youtube.com/watch?v=AAtfwJka...38E7A22460
Schwächere ausbeuten, das können viele Menschen.

DasNetzInDir

(17.04.2014, 07:22)BlackSheep schrieb: [ -> ]Niemand denkt bei dem Griff in die Kühltruhe an das lebende Tier.
Der Satz stimmt total.
Die welche Packungen mit Tierleiche oder Tiermuttermilch drin kaufen tun es nicht und wenn ich als Veganer in die Tiefkühlbox greife, dann denk ich nur an die knackigen grünen Erbsen oder Spinat und auch nicht an Tiere. shy
Ich bin niemand. Wer noch? biggrin

Hach ja, der Kontrast von hintergründigem Austausch zu derlei flachem Unsinn ist immer wieder toll bei diesem Thema \(^o^)/

~(^_^~)

(~^_^)~

~(^_^~)
(02.05.2014, 00:11)Glassmoon schrieb: [ -> ]Ich bin niemand. Wer noch? biggrin

Na dann herzlichen Glückwunsch. Aber dein Bewusstsein ist sicher nicht die Regel. Ich für meinen Teil spare mir diese Überlegung aktuell ganz.

(02.05.2014, 00:11)Glassmoon schrieb: [ -> ]Hach ja, der Kontrast von hintergründigem Austausch zu derlei flachem Unsinn ist immer wieder toll bei diesem Thema \(^o^)/

Um eine eigene Meinung zu diesem Thema zu haben muss man sich nicht jahrelang mit diesem auseinandergesetzt haben. Es tut mir sehr leid, sollte ich deinen "hintergründigen Austausch" kurz unterbrochen haben.

Weitermachen!!bigwink
Braucht Dir doch nicht leid tun. Ich meinte auch eher die beiden Stammtischparolen unter Deinem Beitrag bigwink Halt solche Aussprüche, die zu nichts weiter geeignet sind, als nach Zustimmung unter Gleichgesinnten zu angeln.

«Das muß man doch mal sagen dürfen!»
«Der Mann hat Recht!»
*auf-den-tisch-hau*

Wenn Fleischesser hier laufend Polemik reinschrieben à la
«Ihr eßt meinem Essen das Essen weg!»
«Ich bin doch kein Kaninchen!»
«Toter Tier rockt!»
«Ich bin Gesichtsvegetarier. Ich esse nur, was kein kein Gesicht hat: Wurst, Fischstäbchen, Chickennuggets, Hamburger, … »
hätte das einen vergleichbaren Mehrwert. Die einen Johlen, die anderen rollen mit den Augen oder ärgern sich. Zugegeben sind Fleischesser in natura häufig schlimmer(, wobei da die schiere Masse das Auftreten von populistischen Idioten einfach wahrscheinlicher macht). In diesem Thread scheint es hingegen umgekehrt bigwink

So Prinzip Feindbild: Wir sind hier, wir sind die Guten – da drüben steht der Feind. Wir befinden uns im Krieg! Mein Argument? Ich hab recht und Du bist scheiße! Na? Überzeugt? *schaum-vorm-mund*


Aber ich schweife ab *g*
(01.05.2014, 17:32)DasNetzInDir schrieb: [ -> ]
(17.04.2014, 07:22)BlackSheep schrieb: [ -> ]Niemand denkt bei dem Griff in die Kühltruhe an das lebende Tier.
Der Satz stimmt total.
Die welche Packungen mit Tierleiche oder Tiermuttermilch drin kaufen tun es nicht und wenn ich als Veganer in die Tiefkühlbox greife, dann denk ich nur an die knackigen grünen Erbsen oder Spinat und auch nicht an Tiere. shy
wer gemüse kauft, denkt auch normal nicht an monokultur, spritzzeugs, waldvernichtung, transportschäden, bauernausbeute, und v.a. nicht an die respektlose sichtweise, dass pflanzen bloß dem zweck dienen, von uns gegessen oder sonstwie benutzt zu werden.

DasNetzInDir

(02.05.2014, 12:07)spell bound schrieb: [ -> ]wer gemüse kauft, denkt auch normal nicht an monokultur, spritzzeugs, waldvernichtung, transportschäden, bauernausbeute, und v.a. nicht an die respektlose sichtweise, dass pflanzen bloß dem zweck dienen, von uns gegessen oder sonstwie benutzt zu werden.

Stimmt die meisten nicht, aber bei dem Thema zumindest nicht niemand.
...und man sollte da tatsächlich Infos darüber einholen, dass es gerade auch beim Biolandbau verschiedenen Philosophien gibt, gerade was den Aspekt Monokulturen betrifft.
Kaufe im übrigen, am liebsten frisches Obst und Gemüse, welches nicht verabeitet wurde und ohne Umverpackung im Einkaufskorb landet.
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