Klartraumforum

Normale Version: Was ist Wahrheit?
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Wenn man es weiter abstrahiert und Glassmoons Ansatz weiterspinnt, so könnte man das Relativitätsprinzip anwenden:
Wahrheit entspricht der Relativität:
Was in einem Bezugssystem als Ursache für ein Ereignis gesehen wird, muss auch in einem anderen als Ursache als solche erkannt werden.

DasNetzInDir

(11.10.2012, 12:35)Mann mit Hut schrieb: [ -> ]@Glassmoon

So ist es.
Ich möchte die Formulierung "Wahrheit als eine Art Label für Konsens" unterstreichen.

Na wenn der Konsens bereits "die Wahrheit" wäre, dann wäre ja alles im Lot.

Das des von den meisten als Wahrheit tituliert wird, is ja allerdings ne Farce! ...und defakto, die Aufrechterhaltung eigener Illusionen.

Zitat:DasNetzInDir

Ich glaube deine Annahmen entstehen aus einer sehr eigenwilligen Definition von Sprache.

Eigenwillig ist clever formuliert big , weil neutral! (nicht richtig oder falsch)
@Pygar
Äh, nein? Ich bin mir nicht ganz sicher deine Aussage korrekt zu interpretieren, aber wenn ich das doch tun sollte, irrst du dich.
Die Konstruktion aus Grundannahmen und Wahrheiten stellt das Bezugssystem dar.
Wenn ich eine Wahrheit (oder Grundannahme) im Kontext eines anderen Bezugssystems (also Weltbildes) prüfe, dann kann diese wahr sein, muss aber nicht.
wahrheit ist was wahr ist.

ach - das hilft nicht weiter? na sowas...

gut dann eben brainstorming, intuitives:
wahrheit = echt, tatsächlich, real, (allgemein)gültig, axiom, frei von: verzerrung, fehlern, unschärfen.........

jedenfalls gibt es verschiedene wahrheiten, je nach kontext - wahrheit ist also auch relativ (wie der rest der ganzen welt ja irgendwie auch).
Angeregt durch den Gedankengang von Jezebel ist Wahrheit doch nur das was der Mensch als Wahrheit empfindet. Und in dem Falle gibt es keine "allgemeingültige" Wahrheit. Natürlich ist,dass Lasagne Pferdefleisch drinsteckt, wahr, jedoch vielleicht nicht die ganze Wahrheit,selbst wenn man sagt "Die Wahrheit ist,dass in Lasagne Pferdefleisch drinsteckt.". Wahrheit ist also Definition jedes einzelnen. Ich halte es für die Wahrheit,wenn meine Schwester mir sagt (ganz banales Beispiel) dass sie sich eines meiner DSspiele gemopst hat. Sie jedoch hält es nur für die halbe Wahrheit, bzw für eine Lüge,weil sie noch drei weitere Spiele von mir 'geliehen' hat.
Und ich glaube dass was man (bzw ich) an der Wahrheit mag, ist das Gefühl sie komplett zu kennen ("Okay,meine Schwester hat sich unerlaubt eines meiner DSspiele geklaut,allerdings hat sie mir die Wahrheit gestanden") , bzw die Illusion beizubehalten (...denn sie hat ja noch drei weitere Spiele,ich aber glaube, ich wisse die Wahrheit.), und sich somit in Sicherheit zu wiegen.

Rhetor

(07.05.2013, 12:13)Aiko Starboard schrieb: [ -> ]Ich halte es für die Wahrheit,wenn meine Schwester mir sagt (ganz banales Beispiel) dass sie sich eines meiner DSspiele gemopst hat. Sie jedoch hält es nur für die halbe Wahrheit, bzw für eine Lüge,weil sie noch drei weitere Spiele von mir 'geliehen' hat.

Gute Beobachtung.
Das erinnert mich daran, wie sehr manchmal das, was als wahr oder falsch empfunden wird, an sprachliche Konventionen geknüpft ist.

Es müsste nämlich nicht sein, dass eine Zahlenangabe als
"genau so viele"
interpretiert wird. Es wäre logisch genauso vertretbar, wenn es
"mindestens so viele"
bedeuten würde.

Deshalb muss es auch nicht sein, dass jemand, der die "halbe Wahrheit" sagt, sich bewusst ist, dass das als Lüge aufgefasst werden kann.


Ich: "Ich habe zwei Söhne"

Jemand: "Du lügst!"

Ich: "Wieso? Ich kann es beweisen. Hier, darf ich vorstellen: Das sind Je. und Jo.. Hier sind ihre Geburtsurkunden, die beglaubigen, dass sie meine Söhne sind."

Jemand: "Du lügst trotzdem. Denn was ist mit B.? Ist der etwa nicht dein Sohn?"

Ich: "Doch, natürlich. Aber deshalb habe ich trotzdem – auch – zwei Söhne; und halt noch einen mehr. Wo ist das Problem?"




Bei Geldbeträgen z.B. sieht es mit dieser Konvention schon wieder ganz anders aus:



Ich: "Ich werde das 4-Gänge Menü bestellen"

Jemand: "Das kostet 100 Euro. So (!) viel Geld hast du doch gar nicht dabei.

Ich: "Doch!" *100-Euro-Schein_aus_der_Tasche_zieh_und_vorzeig*

Jemand: "Ah, ok.


Angenommen, ich habe tatsächlich sogar 200 Euro dabei, dann habe ich bei diesem Beispiel gefühlsmäßig trotzdem nicht gelogen, obwohl ich die Hälfte verschwiegen habe.
Bei dem ersten Beispiel hatte ich nur ein Drittel (den dritten Sohn) verschwiegen und wurde trotzdem der Lüge bezichtigt.

Seltsam, oder?
Du willst die Wahrheit treffen, aber die Wahrheit trifft dich,
weinst, dass die Wahrheit Wahr ist, in Wahrheit willst du's nicht.
Du verleugnest die Wahrheit, wenn sie dir nicht schmeckt,
und das wirklich wahre ist in dir versteckt.

Du willst die Wahrheit sprechen, doch führst sie hinters Licht,
lachst, dass die Wahrheit wahr ist, in Wahrheit glaubst du's nicht.
Du schmeckst die bittere Wahrheit, wenn sie dich mal weckt,
sie möchte dich treffen, doch du hast dich versteckt.

DasNetzInDir

Der Herr Johann Wolfgang von Goethe hat zur Wahrheit mal folgendes gemeint...
" Eine Fackel, aber eine ungeheure; deswegen suchen wir alle nur blinzelnd so daran vorbei zu kommen, in Furcht sogar, uns zu verbrennen."

Trifft wohl auf die meisten zu!
Ja, ich springe oft ins Feuer. Aber dann tun mir immer nur die weh, die daran vorbeilaufen. Das ist gar kein Feuer, das ist viel mehr eine Sphäre, in der die Anwesenheit der die Sphäre umlaufenden Menschen als unangenehm, geradezu schmerzhaft empfunden wird.
Interessante Ansätze hier... Ich bin auch der Meinung, dass Wahrheit etwas sehr subjektives ist, wie es meine Vorredner schon deutlich gemacht haben. Metaphysisch gesehen könnte es aber auch eine allgemeingültige Wahrheit geben, z.B. der Sinn unseres daseins (Falls der nicht auch subjektiv ist). Objektiv gesehen würde ich sagen, dass es keine Wahrheit, sondern nur Realität gibt. Denn letztendlich ist Objektivität ja völlig ohne Bewertung, alle Dinge, die passieren passieren einfach, da gibt es kein Wahr oder unwahr sondern nur real. (Oder eben Illusion, welcher Weltanschauung man auch anhängen mag)

Lg, TheRiddler

DasNetzInDir

@ Leon
Stimmt!
Super Analyse bigwink

Hier noch ein sehr motivierendes Zitat zum Thema Wahrheit.

"Im Gebirge der Wahrheit kletterst du nie umsonst:entweder du kommst schon heut weiter hinauf oder du übst deine Kräfte, um morgen höher zu steigen."
Friedrich Nietzsche
Unsere Eindrücke sind subjektiv, unterliegen unserer Interpretation und unseren Metafiltern.

Die Wahrheit ist eine Vereinbarung in unserer Kommunikation, eine Schnittmenge in der Menschlichen Wahrnehmung.

sprich wir können uns in Sachen Wahrheit über unsere offensichtlichen Eindrücke verständigen. Wir können nicht einmal wissen, ob "deine Realität" auch gleich "meine Realität" ist. Denn "unsere Realität" ist an unserer Sprache gebunden, und ist überhaupt erst mit der Möglichkeit, über sie zu kommunizieren so wichtig geworden.
Ich möchte mich meinem Vorredner anschließen und eine mögliche, philosophische Antwort geben big. Ich bin der Auffassung das es zum Beispiel für uns Menschen Wahrheit gibt, die wir mit unseren Sinnen erfahren können und die für unser Leben sinnvoll ist. Nietzsche drückt dies aus, wenn auch kritisch, in dem er sagt: "In welcher seltsamen Vereinfachung und Fälschung lebt der Mensch!". Gemeint ist die Vereinfachung, welche Werte & Normen ein Mensch/ eine Gesellschaft für richtig hält, Fälschung, hinsichtlich den Lebensweg, den ein Mensch für sich wählt und von ihm überzeugt ist. M. m. nach kann es von diesem Standpunkt (Konstruktivismus n. Nietzsche) aus keine (objektive) Wahrheit geben, solange von einem Bezugspunkt ausgegangen wird. Denn, wenn ich etwas wahrnehme, dann immer in Bezug von etwas, in Relation gesetzt. Dabei kommt es immer zu einer Fokusierung und damit Einengung von Realität. Ohne diese "Vereinfachung", Verengung oder "Verfälschung" von etwas, gebe es nach dieser Logik Chaos. Wahrheit ist demnach (m. M. nach) Chaos (ohne Wertung), da ohne Bezugssystem; Beziehungslosigkeit von allem.

DasNetzInDir

Ihr solltet nen eigenes Thema mit dem Topic:
"Was ist subjektive Wahrheit" aufmachen bigwink

Aber ich glaub selbst subjektive Wahrheit kann man nicht wirklich mit Chaos gleichsetzen.
Hmm, ich häng das mal hier an, passt vielleicht besser. Weils grad anderswo wieder um Wahrheit ging...

http://lesswrong.com/lw/mo/infinite_certainty/

Der Artikel argumentiert, dass es nichts gibt, dem man die Wahrscheinlichkeit 1 (100%) zuordnen kann - nicht einmal, dass 7 eine Primzahl ist, oder, dass die Aussage selbst stimmt.

Ich erlaube mir mal, spell aus dem anderen Thread zu zitieren:
Zitat:ich denke aber, wenn man sagt dass man die sichere kenntnis der wahrheit nie erreichen kann, dann kann man auch nicht mehr sagen, dass irgendein bild näher oder weniger nah an der wahrheit dran liegt. damit kann ich aber nicht mehr arbeiten.
Ich versteh deine Schlussfolgerung nicht.bigwink
Vielleicht liegt es an der Formulierung "näher dran an der Wahrheit" - die mag tatsächlich bedeutungslos werden. Eine Nähe kann man ja nur bestimmen, wenn man zwei Punkte kennt. "Mit größerer Wahrscheinlichkeit wahr" ist jedoch davon nicht betroffen, und ich meine, das ist ohnehin sinnvoller.
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