Re: Lückenlose Erinnerung
05.01.2009, 12:35
@ricky-ho (zurück zum anfang des themas also)
offensichtlich ist die schwierigkeit wissenschaftlicher untersuchungen am gehirn; schön aber, daß es ein letztes refugium der reinen subjektivität ist (hoffentlich bleibt; - stelle mir grade voller entsetzen vor, wie "inhalte" tatsächlich sichtbar gemacht werden - wird nicht gehen, "glaube" ich).
viel weiter sind die tatsächlichen erforscher dieser grenzenlosen weiten, die sogenannten erleuchteten. ich meine das nicht esoterisch, nenne nur einen für manche: Lama Anagarika Govinda (interessanterweise ein deutscher, was nicht mehr heißt, als: diese möglichkeiten sind menschliche fähigkeiten).
offensichtlich sind "alle" erinnerungen abrufbar, technisch (elektrische reizung bestimmter areale des hirns) oder chemisch (LSD) oder per meditation. wobei hier dann die frage auftaucht, ob "man" sie (ALLE erinnerungen) braucht, - kim peek oder einige der anderen inselbegabungen sind ja, oder waren es, autisten, gelten also als "behindert".
ich möchte einen anderen aspekt hineinstellen in diese diskussion, die ich zurfluh verdanke und bei gebser weiter nachlesbar gefunden habe:
"Gebsers Methode ist die kulturphänomenologische Betrachtung der Relikte vergangener Zeiten (Bilder, Statuen, Schriftstücke) und die Untersuchung der Worte und ihrer Wurzeln (Etymologie). Er zeigt auf, dass sich vier Bewusstseinsstrukturen nachweisen lassen, die den heutigen europäischen Menschen konstituieren und die in seiner Kulturgeschichte aufeinanderfolgend in Erscheinung traten. Er nennt diese Bewusstseinsstrukturen die archaische, die magische, die mythische und die mentale. In unserer Zeit ereignet sich der Durchbruch des neuen, des integralen Bewusstseins, dessen Grundthema die Überwindung des Raumes und der Zeit ist.
An dieser Stelle müssen einige der schwersten Missverständnisse, die sich angesichts der Bewusstseinsgeschichte von Jean Gebser einstellen können, ausgeräumt werden. Sie sollte vor allen Dingen nicht als ein System missverstanden werden, das der lebendigen Wirklichkeit aufgezwungen wird, sondern stellt vielmehr den Versuch dar, aus den Phänomenen heraus die Gegebenheiten der einzelnen Strukturen deutlich zu machen.
Die Bewusstseinsstrukturen werden gelegentlich als „Bewusstseinsphasen“ bezeichnet. Dies erweckt den Eindruck, als seien die Bewusstseinsstrukturen aufeinander gefolgt, indem eine Struktur die andere ablöste. Doch jede Struktur bleibt wirksam, auch nachdem eine neue Struktur aus ihr „herausmutiert“ ist! Deshalb spricht Gebser von Bewusstseinsstrukturen, und nicht von „Phasen“. Auch den räumlichen Ausdruck „Bewusstseinsebenen“ meidet er absichtlich, denn die Bewusstseinsstrukturen sind „nicht bloße Raumgefüge“, sondern können „vor allem auch Gefüge raumzeitlicher, ja selbst raumzeitfreier Art“ sein.8)
Ferner ist Gebser der Meinung, dass das Bewusstsein sich nicht kontinuierlich „entwickelt“ hat, sondern dass sprunghafte, diskontinuierliche Wandlungen der Strukturen geschahen. Sobald eine Struktur „defizient“ wird, sobald sie also erschöpft ist und sich destruktiv auszuwirken beginnt, gelangt eine andere Bewusstseinstruktur zum Durchbruch, die keine kontinuierliche Weiterführung der alten Bewusstseinsstruktur, sondern etwas vollkommen Neues ist. Den sprunghaften, diskontinuierlichen Charakter der Bewusstseinswandlung bringt Gebser zum Ausdruck, indem er von „Bewusstseinsmutationen“ spricht.
" (mehr bei wiki und bei zurfluh, - man muß ja nicht alles schätzen, was auf seiner seite steht ...):
http://de.wikipedia.org/wiki/Gebser
ricky, mit "wahrnehmen" meinst du "bewußt sein", - hab ich das richtig verstanden?
meine vermutung (gibt natürlich einiges darüber zu lesen auch), ist, daß bewußt sein (wie dieses forum ja zeigt und sagt) durchgängig erhalten bleiben kann (also 24 stunden am tag); nur der leib muß schlafen.
DAS wäre ein wahrhafter paradigmenwechsel in dieser "schlafkultur", die die menschen so ausrichtet, daß sie möglichst 24 stunden am tag schlafen, also wesentlich über ihr verstandeskontrolliertes "ich"
funktionieren.
viel weiter bin ich noch nicht gekommen, glaube aber, diese schmale tür führt in die weite.
lg
banzai!