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Lückenlose Erinnerung

Re: Lückenlose Erinnerung
#16
20.11.2008, 17:16

Zitat:Beni schrieb am 20.11.2008 16:29 Uhr:
Die meisten von uns akzeptieren die Lücken in der Erinnerung, was wenn das Gehirn dieser Frau einfach diese Lücken on-the-fly mit erdachten Falscherinnerungen auffüllt? Genau das passiert doch auch oft in unseren Träumen.

In einem andern Interview hat sie ein Buch dabei in dem fast jeder Tag aufgeschrieben ist. Wenn man sie etwas fragt kann man die Aussage auch überprüfen. Also anscheinend sind es keine Falscherinnerungen. Aber sie erinnert sich wirklich nicht an Alles, das sagt sie auch hier.
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Re: Lückenlose Erinnerung
#17
20.11.2008, 17:52
Krass... sie erinnert sich an ihr ganzes Leben, hatte aber in der Schule Schwierigkeiten beim Auswendiglernen von Gedichten...
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Re: Lückenlose Erinnerung
#18
20.11.2008, 18:30

Zitat:ricky_ho schrieb am 20.11.2008 17:52 Uhr:
Krass... sie erinnert sich an ihr ganzes Leben, hatte aber in der Schule Schwierigkeiten beim Auswendiglernen von Gedichten...


Das ist doch ein Widerspruch, oder? Wer sich an alles erinnert, müsste sich imho auch an alles erinnern, was er jemals gelesen hat und sei es auch nur einmal. Sonst ist das konsequenterweise keine lückenlose Erinnerung oder sehe ich da was falsch? 8D
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Re: Lückenlose Erinnerung
#19
20.11.2008, 21:02
also Kim Peek ist das lebende Beispiel an menschen die eine totale Erinnerung haben. Man sagt er lernt gerade das Telefonbuch auswendig. Sein Vater muss ihn jedoch beim Leben helfen er besitzt eine andere Denkweise er ist ein Autist aber kein extremer jedoch ist er für seine Gabe eingeschränkt.
ich habe mir schon gedanken über das erinnerungsvermögen nach dem tod gemacht. ich meine wenn wir uns nich an unser leben nach dem tod erinnern können könnten wir uns zu diesem zeitpunkt an nichts erinnern und wären rein technisch gesehen ohne erinnerungen unterwegs. falls ihr das nicht versteht is nich schlimm bis jetzt hats glaub noch keiner verstanden dem ichs erklärt hab ^^.
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Re: Lückenlose Erinnerung
#20
01.12.2008, 08:25
Was ist wenn die ganzen Informationen die wir jemals aufgenommen haben bzw. die aller Menschen, ganze einfach in der "Luft" gespeichert sind und wir dank Hypnose darauf zugreifen können. Meine mal einen Artikel darüber gelesen zu haben, der dieses Thema näher befasst.
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Re: Lückenlose Erinnerung
#21
05.01.2009, 12:35
@ricky-ho (zurück zum anfang des themas also)

offensichtlich ist die schwierigkeit wissenschaftlicher untersuchungen am gehirn; schön aber, daß es ein letztes refugium der reinen subjektivität ist (hoffentlich bleibt; - stelle mir grade voller entsetzen vor, wie "inhalte" tatsächlich sichtbar gemacht werden - wird nicht gehen, "glaube" ich).

viel weiter sind die tatsächlichen erforscher dieser grenzenlosen weiten, die sogenannten erleuchteten. ich meine das nicht esoterisch, nenne nur einen für manche: Lama Anagarika Govinda (interessanterweise ein deutscher, was nicht mehr heißt, als: diese möglichkeiten sind menschliche fähigkeiten).
offensichtlich sind "alle" erinnerungen abrufbar, technisch (elektrische reizung bestimmter areale des hirns) oder chemisch (LSD) oder per meditation. wobei hier dann die frage auftaucht, ob "man" sie (ALLE erinnerungen) braucht, - kim peek oder einige der anderen inselbegabungen sind ja, oder waren es, autisten, gelten also als "behindert".

ich möchte einen anderen aspekt hineinstellen in diese diskussion, die ich zurfluh verdanke und bei gebser weiter nachlesbar gefunden habe:

"Gebsers Methode ist die kulturphänomenologische Betrachtung der Relikte vergangener Zeiten (Bilder, Statuen, Schriftstücke) und die Untersuchung der Worte und ihrer Wurzeln (Etymologie). Er zeigt auf, dass sich vier Bewusstseinsstrukturen nachweisen lassen, die den heutigen europäischen Menschen konstituieren und die in seiner Kulturgeschichte aufeinanderfolgend in Erscheinung traten. Er nennt diese Bewusstseinsstrukturen die archaische, die magische, die mythische und die mentale. In unserer Zeit ereignet sich der Durchbruch des neuen, des integralen Bewusstseins, dessen Grundthema die Überwindung des Raumes und der Zeit ist.

An dieser Stelle müssen einige der schwersten Missverständnisse, die sich angesichts der Bewusstseinsgeschichte von Jean Gebser einstellen können, ausgeräumt werden. Sie sollte vor allen Dingen nicht als ein System missverstanden werden, das der lebendigen Wirklichkeit aufgezwungen wird, sondern stellt vielmehr den Versuch dar, aus den Phänomenen heraus die Gegebenheiten der einzelnen Strukturen deutlich zu machen.

Die Bewusstseinsstrukturen werden gelegentlich als „Bewusstseinsphasen“ bezeichnet. Dies erweckt den Eindruck, als seien die Bewusstseinsstrukturen aufeinander gefolgt, indem eine Struktur die andere ablöste. Doch jede Struktur bleibt wirksam, auch nachdem eine neue Struktur aus ihr „herausmutiert“ ist! Deshalb spricht Gebser von Bewusstseinsstrukturen, und nicht von „Phasen“. Auch den räumlichen Ausdruck „Bewusstseinsebenen“ meidet er absichtlich, denn die Bewusstseinsstrukturen sind „nicht bloße Raumgefüge“, sondern können „vor allem auch Gefüge raumzeitlicher, ja selbst raumzeitfreier Art“ sein.8)

Ferner ist Gebser der Meinung, dass das Bewusstsein sich nicht kontinuierlich „entwickelt“ hat, sondern dass sprunghafte, diskontinuierliche Wandlungen der Strukturen geschahen. Sobald eine Struktur „defizient“ wird, sobald sie also erschöpft ist und sich destruktiv auszuwirken beginnt, gelangt eine andere Bewusstseinstruktur zum Durchbruch, die keine kontinuierliche Weiterführung der alten Bewusstseinsstruktur, sondern etwas vollkommen Neues ist. Den sprunghaften, diskontinuierlichen Charakter der Bewusstseinswandlung bringt Gebser zum Ausdruck, indem er von „Bewusstseinsmutationen“ spricht.crying" (mehr bei wiki und bei zurfluh, - man muß ja nicht alles schätzen, was auf seiner seite steht ...):

http://de.wikipedia.org/wiki/Gebser

ricky, mit "wahrnehmen" meinst du "bewußt sein", - hab ich das richtig verstanden?
meine vermutung (gibt natürlich einiges darüber zu lesen auch), ist, daß bewußt sein (wie dieses forum ja zeigt und sagt) durchgängig erhalten bleiben kann (also 24 stunden am tag); nur der leib muß schlafen.

DAS wäre ein wahrhafter paradigmenwechsel in dieser "schlafkultur", die die menschen so ausrichtet, daß sie möglichst 24 stunden am tag schlafen, also wesentlich über ihr verstandeskontrolliertes "ich" funktionieren.

viel weiter bin ich noch nicht gekommen, glaube aber, diese schmale tür führt in die weite.

lg
banzai!
offene weite - nichts von heilig
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Re: Lückenlose Erinnerung
#22
21.01.2009, 17:56
Hi,

das Posting hab ich gar nicht bemerkt vor drei Wochen. Also eine verspätete Antwort.


Zitat:banzai! schrieb am 05.01.2009 12:35 Uhr:
ich möchte einen anderen aspekt hineinstellen in diese diskussion, die ich zurfluh verdanke und bei gebser weiter nachlesbar gefunden habe:


Erinnert mich sehr an Ken Wilber, ich glaube, Gebser ist einer seiner Einflüsse.

Ja, ich halte das für ziemlich plausibel, und ich denke, dass es klar ist, dass die verschiedenen Bewusstseinsstrukturen auch verschiedenen Welten entsprechen. Und somit halte ich es auch durchaus für möglich, dass die Entwicklung der Menschheit in eine Richtung geht, in der Raum und Zeit irgendwann transzendiert werden und die Menschen die Welt völlig anders erfahren als wir heute oder die Menschen aus früheren Zeiten.

Über unsere festesten Überzeugungen wie "Die Erde ist eine Kugel." werden die Leute dann nur milde lächeln, genau wie wir heute über die Überzeugungen aus archaichen Zeiten. Eine Aussage wie "Die Erde ist eine Kugel." wird diesen Menschen vielleicht ähnlich sinnlos und absurd vorkommen wie "Die Erde wird auf vier gigantischen Schildkröten getragen."

Vielleicht zeigen sich bei Menschen wie Jill Price oder Kim Peek erste Vorboten dieser Entwicklung.


Zitat:ricky, mit "wahrnehmen" meinst du "bewußt sein", - hab ich das richtig verstanden?


Da bin ich mir nicht so sicher. Eigentlich meine ich, dass es sich um zwei verschiedene Vorgänge handelt, aber je mehr ich drüber nachdenke, könnte ich auch meinen, dass es im Grunde dasselbe ist. Es hängt aber auch wie so oft von der Bedeutung der Begriffe ab, und gerade "Bewusstsein" ist ja in der Hinsicht sehr auslegbar.

Aber wie ist es z.B. in einem trüben Traum? Da sind wir ja nicht bewusst, nehmen aber trotzdem etwas wahr.


Zitat:meine vermutung (gibt natürlich einiges darüber zu lesen auch), ist, daß bewußt sein (wie dieses forum ja zeigt und sagt) durchgängig erhalten bleiben kann (also 24 stunden am tag); nur der leib muß schlafen.

DAS wäre ein wahrhafter paradigmenwechsel in dieser "schlafkultur", die die menschen so ausrichtet, daß sie möglichst 24 stunden am tag schlafen, also wesentlich über ihr verstandeskontrolliertes "ich" funktionieren.

viel weiter bin ich noch nicht gekommen, glaube aber, diese schmale tür führt in die weite.


Naja, im Grunde ist das doch nichts anderes als das spirituelle Erwachen, oder Erleuchtung, Befreiung, oder wie immer man es nennen will, oder? Also das Lossagen vom Ego, das in der Zeit verhaftet ist, die die illusionäre Welt der Dinge erschafft, das Hinwenden zum Selbst, das in der Ewigkeit existiert. Ich denke schon, dass da was dran ist.

Schon mal was von oder über Gurdijeff gelesen? Der behauptet nämlich auch, dass wir im Grunde alle ständig schlafen und wie Maschinen funktionieren, und dass es darauf ankommt, sich dessen bewusst zu werden und daraus zu erwachen. Vielleicht ist ja das Klarwerden im Traum eine ganz gute Übung oder Vorstufe dazu big

Tschüss,
Riky
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Re: Lückenlose Erinnerung
#23
21.01.2009, 19:18

Zitat:ricky_ho schrieb am 21.01.2009 17:56 Uhr:
Aber wie ist es z.B. in einem trüben Traum? Da sind wir ja nicht bewusst, nehmen aber trotzdem etwas wahr.

Wir sind schon bewusst, genauso bewusst wie im Wachleben in dem wir uns aber auch nie klar sind, dass wir in der "Realität" (wie immer man das auch definiert) sind.
Ich denke dass wir "bewusst" garnicht als einzelnes Wort gebrachen können. Wir sind und vieleicht unserer Verantwortung bewusst, dass wir alle schlafen und nur Maschienen sind, oder uns selbst, aber nicht einfach nur bewusst. Das würde ja mit einschließen, dass wir an alles was ist gleichzeitig denken.



Zitat:ricky_ho schrieb am 21.01.2009 17:56 Uhr:

Zitat:ricky, mit "wahrnehmen" meinst du "bewußt sein", - hab ich das richtig verstanden?


Da bin ich mir nicht so sicher. Eigentlich meine ich, dass es sich um zwei verschiedene Vorgänge handelt, aber je mehr ich drüber nachdenke, könnte ich auch meinen, dass es im Grunde dasselbe ist. Es hängt aber auch wie so oft von der Bedeutung der Begriffe ab, und gerade "Bewusstsein" ist ja in der Hinsicht sehr auslegbar.
Gerade in Klarträumen sehen wir ja dass Wahrnehmung und Bewusstsein zwei unterschiedliche Sachen sind, oder so scheinen. Irgendwie ist es manchmal das Selbe und machmal das Gegenteil, je nach dem was man gerade betrachtet.


Zitat:ricky_ho schrieb am 21.01.2009 17:56 Uhr:
Naja, im Grunde ist das doch nichts anderes als das spirituelle Erwachen, oder Erleuchtung, Befreiung, oder wie immer man es nennen will, oder? Also das Lossagen vom Ego, das in der Zeit verhaftet ist, die die illusionäre Welt der Dinge erschafft, das Hinwenden zum Selbst, das in der Ewigkeit existiert. Ich denke schon, dass da was dran ist.
Wenn man sich vom Ego, vom Ich, befreien will ist erstmal die Frage: Was ist das? Was ist das Ich? Gibt es sowas wirklich? Wenn ich ein Ich habe kann ich dann dein Ich irgendwo finden? Für jemand außenstehenden ist es nicht greifbar. Meiner Meinung nach ist das Ich nur ein Konstrukt um uns in der Welt zurecht zu finden, um handeln und lernen zu können. Wenn es das Bild des "Ich's" nicht gäbe dann könne ich auch nicht aus meinem Handeln lernen. Der Mensch wäre nicht lebensfähig. Dazu gehört auch das erfahren von Zeit, also der Erinnerung. Wenn wir der Zeit und des Bildes des Ichs entsagen, was sind wir dann? Lösen wir uns dann in Nichts oder in Alles auf? Bleibt der Körper zurück? Können wir das überhaubt so lange wir einen Körper haben?
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Re: Lückenlose Erinnerung
#24
22.01.2009, 14:04

Zitat:LutziderTräumer schrieb am 21.01.2009 19:18 Uhr:

Zitat:Aber wie ist es z.B. in einem trüben Traum? Da sind wir ja nicht bewusst, nehmen aber trotzdem etwas wahr.

Wir sind schon bewusst, genauso bewusst wie im Wachleben in dem wir uns aber auch nie klar sind, dass wir in der "Realität" (wie immer man das auch definiert) sind.


Was im trüben Traum im Gegensatz zum Klartraum oder Wachzustand halt fehlt, ist das Ich-Bewusstsein. Das Bewusstsein dafür, dass man ein Ich hat, dass sowas wie das Zentrum aller Wahrnehmungen ist und das über diese nachdenken und in bestimmter Weise handeln kann. Wir sind uns im trüben Traum nicht darüber bewusst, dass wir ein Bewusstsein haben, dass sich in einem bestimmten Zustand befindet.


Zitat:Ich denke dass wir "bewusst" garnicht als einzelnes Wort gebrachen können.


Es ist auf jeden Fall ein schwieriges Wort mit vielen Bedeutungen. Und es ist klar, dass die Frage, was "Bewusstsein" eigentlich ist oder wo es herkommt zumindest für die westliche Wissenschaft ein grosses Rätsel ist.


Zitat:Wir sind und vieleicht unserer Verantwortung bewusst, dass wir alle schlafen und nur Maschienen sind, oder uns selbst, aber nicht einfach nur bewusst. Das würde ja mit einschließen, dass wir an alles was ist gleichzeitig denken.


Das hört sich jetzt fast nach dem absoluten, non-dualen Bewusstsein an, das man erlangt, wenn man die Erleuchtung erreicht. Klar, so bewusst sind wir auch im Wachleben oder Klartraum nicht.


Zitat: Wenn man sich vom Ego, vom Ich, befreien will ist erstmal die Frage: Was ist das? Was ist das Ich? Gibt es sowas wirklich?


Unter dem "Ich" verstehe ich die Psyche, auch teilweise das Bewusstsein, den Geist. Was man auch oft die "Persönlichkeit" nennt, die ein Individuum im Laufe der Zeit bildet. Es ist das geistige Gegenstück zum Körper, mit dem es aber gemeinsam hat, dass beide in der Zeit existieren. Ich stelle mir das analog vor zu Teilchen und Welle in der Quantenphysik. Teilchen/Welle entspricht Körper/Geist: beides sind komplementäre, duale Erscheinungsformen von etwas, was dahinter, m.a.W. im Zeitlosen, in der Ewigkeit, verborgen ist. Dieses Etwas wäre beim Menschen die Seele, so dass der Mensch ein Wesen ist, dass aus Körper, Geist und Seele besteht. Das "Ich" ist im Geist zu suchen, es ist sozusagen das geistige Äquivalent zum Körper.


Zitat:Wenn ich ein Ich habe kann ich dann dein Ich irgendwo finden?


Nein, aber du kannst an dessen Stelle meinen Körper wahrnehmen.


Zitat:Für jemand außenstehenden ist es nicht greifbar. Meiner Meinung nach ist das Ich nur ein Konstrukt um uns in der Welt zurecht zu finden, um handeln und lernen zu können.


Möglicherweise ist das sein Zweck. Dass es ein mentales Konstrukt ist, denke ich auch. Dummerweise identifizieren wir uns mit diesem mentalen Konstrukt, genau wie mit dem Körper, der letzlich auch ein Konstrukt ist.


Zitat:Wenn es das Bild des "Ich's" nicht gäbe dann könne ich auch nicht aus meinem Handeln lernen. Der Mensch wäre nicht lebensfähig. Dazu gehört auch das erfahren von Zeit, also der Erinnerung. Wenn wir der Zeit und des Bildes des Ichs entsagen, was sind wir dann? Lösen wir uns dann in Nichts oder in Alles auf? Bleibt der Körper zurück? Können wir das überhaubt so lange wir einen Körper haben?


Ich denke, diese Fragen beantwortet man ganz anders, wenn man sich erstmal von der Vorstellung löst, dass das Körperliche die Realität ist. Aus meiner Sicht ist der Körper genauso ein mentales Konstrukt wie das Ich. Der Körper stellt die Aussensicht dar, über die wir auch mit anderen kommunizieren, das Ich oder der Geist stellt die Innensicht dar, die nur uns zugänglich ist. Das alles dient, wie du meintest, möglicherweise der Orientierung, Kommunikation usw... es ist eben eine Art Landkarte. Aber aus irgendeinem Grund haben wir irgendwann begonnen, die Landkarte mit der Realität zu verwechseln, uns mit unseren Körper und/oder unserem Geist zu identifizieren, so stark, dass wir Raum & Zeit für grundlegende Eigenschaften der Welt halten und nicht mehr erkennen können, dass wir selber Raum & Zeit sozusagen "aufspannen", um dort Ereignisse anzuordnen und voneinander zu trennen. Unser wirkliches Selbst, dass wir innerhalb dieses Kontinuums von Raum & Zeit nicht finden können, da es ausserhalb ist, transzendent, haben wir vergessen. Und mit Erleuchtung ist gemeint, dass wir diese Täuschung durchblicken und uns unseres wirklichen, authentischen Selbst wieder bewusst werden. Der Buddha hat die Dinge so gesehen, wie sie sind. Wie das aussieht, ist jemandem, der diese Erfahrung nicht gemacht hat, durch unsere Sprache, die völlig auf die Schilderung von getrennten Objekten in Raum & Zeit zugeschnitten ist, weil sie sich innerhalb von Raum & Zeit entwickelt hat, nicht möglich. Darum heisst es: "Alles, was du über das Tao sagen kannst, ist nicht das Tao."
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Re: Lückenlose Erinnerung
#25
22.01.2009, 15:15

Zitat:Was im trüben Traum im Gegensatz zum Klartraum oder Wachzustand halt fehlt, ist das Ich-Bewusstsein.

manchmal fehlt das garnicht im trübtraum. wieso auch? ist es kategorisch ausgeschlossen, dass man sich im traum genauso verhält wie in der wachwelt, und das auch genauso erlebt? mir ging es jedenfalls schon oft so.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner
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Re: Lückenlose Erinnerung
#26
22.01.2009, 17:53
Vielleicht ist "Ich-Bewusstsein" das falsche Wort. Also beim von banzai! angesprochenen Zurfluh z.B. geht es ja um ein über 24 Stunden konstantes Ich-Bewusstsein. Entscheidend ist vielleicht das "konstant". Das heisst: das Ich aus dem Wachleben ist auch das Ich aus dem Traum, es geht ineinander über. Kennen wir vielleicht ansatzweise als WILD.

Mag sein, dass man auch in einem trüben Traum sowas wie ein Ich-Bewusstsein haben kann, in dem Sinne dass da ein Ich ist, in dem sich alle Wahrnehmungen treffen und das hervorgehoben ist im Gegensatz zu den Traumfiguren, deren Ich man nicht wahrnimmt. Aber ist dieses Traum-Ich dasselbe wie das Ich aus dem Wachleben? Nicht unbedingt. Wenn doch würde man wohl von einem Klartraum sprechen, oder?
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Re: Lückenlose Erinnerung
#27
25.01.2009, 09:12
mein ich (dein ich - euer ich) erlebt verschiedene bewußtseinszustände, d.h. verschiede grade (auch qualitäten) des bewußt seins seiner selbst. solange ich lebe, ist da noch mehr. ich nenne es einfach mal geist. der geist ist da, auch wenn er sich seiner selbst in verschiedenen graden bewußt ist. dies da-sein ist ein großes rätsel (mir noch immer) und es hat zu dem geführt, was wir (hier auch) philosophie nennen. bloß: das ich kann keine antwort geben; - der geist aber, sofern er GEIST ist, also ALL-EIN. das ist aber nun kein zustand der un-bewußtheit, wie im tiefschlaf, sondern sein gegenteil, ein über-bewußtsein mit aller schärfe der gegenwärtigkeit. erreichbarkeit ist gegeben: durch meditation.

ich will nicht von etwas reden, was ich noch nicht selber erfahren habe; ken wilber versucht es zu beschreiben:

"(Es gab) keinen Verlust der Fähigkeiten, sondern ihre allerhöchste Steigerung . . . keine tiefe Trance, sondern vollkommene Klarheit; keine Depersonalisierung, sondern Transpersonalisierung. . . Keine persönlichen Fähigkeiten. . . gingen verloren oder wurden beeinträchtigt. Vielmehr funktioniert sie, wie mir schien, zum ersten Mal in totaler Offenheit, befreit von den Abwehrmechanismen, die das Gefühl eines gesonderten Ich geschaffen hatten . . . Ich beobachtete oder erlebte das alles nicht, ich war es einfach. Ich konnte es nicht sehen, denn ich war alles Gesehene; ich konnte es nicht hören, denn ich war alles Gehörte; ich konnte es nicht erkennen, denn ich war alles Erkannte. Deshalb ist es sowohl das große Geheimnnis als auch das vollkommen Offensichtliche."

an anderer stelle (siehe auch Crook/Fontana: Space in Mind) schreibt wilber, daß die erfahrung der formlosigkeit

"keine bestimmte Erfahrung unter vielen anderen Erfahrungen ist, sondern das Wesen und der Grund aller Erfahrungen, der erhabenen und der gewöhnlichen . . . Deshalb ist sie als solche gar keine Erfahrung; sie hat nichts zu tun mit Zustandsveränderungen. . . Der höchste Zustand ist: was ich bin, bevor ich irgend etwas anderes bin;
was ich sehe, bevor ich irgend etwas anderes sehe; und was ich fühle, bevor ich irgend etwas anderes fühle.
Ramakrishna lehrte, daß Jnäna, diese Erfahrung der Formlosigkeit, in unserer modernen Zeit schwieriger zu erlangen sei als Bhakti. Können wir nun einem Pfad folgen, dann empfiehlt er uns, Bhakti zu wählen, da wir dabei schneller vorankommen können, und der Gefühlsüberschwang, zu dem dieser Pfad uns führen kann, weniger irreleitend ist als das trockene theoretische Wissen, das aus der ausschließlichen Beschäftigung mit Jnäna erwachsen kann. Doch Tatsache bleibt, daß wir beide miteinander kombinieren müssen, wenn unsere Praxis vollständig sein soll."

Q: David Fontana, Kursbuch Meditation; O.W. Barth Verlag, 1994 k

das buch kann ich pragmatikern empfehlen, weil es - wie wilber auch - weggeht von der beschränkten religiosität - "nur wir haben den wahren glauben! alle andern sind des teufels!" - und sich wendet zu den möglichkeiten des geistes, die menschliche möglichkeiten waren und sind. - so: im menschen kommt der GEIST zu sich; er er-innert sich seiner selbst.

@ricky: dank nochmal für dieses thema big

lg
banzai!

nur ergänzung zu plotin/wilber, was er-innern eigentlich bedeutet:

"Was hat die menschliche Seele veranlasst, das Eine - an dem sie Anteil hat und dem sie ganz angehört - zu vergessen und mit ihm sich selbst nicht mehr zu kennen? Die Überhebung und der Drang zum Werden, der Zwiespalt (trennung zwischen seele/geist und verstand; anm. von mir, banzai!) und der Wille, sich selbst anzugehören, waren der Beginn des Unheils. " q: wki, "plotin"
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Re: Lückenlose Erinnerung
#28
25.01.2009, 18:54
Es ist ja alles schon im weiten Netz:
http://if.integralesforum.org/Zustaende-...688.0.html

lieber Gruss
ELIZA
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RE: Lückenlose Erinnerung
#29
07.03.2009, 00:37
Hallo zusammen,

meine folgende Meinung hierzu ist das Nebenprodukt meiner langen Suche nach einer wissenschaftlich erklärbaren Welt im Ganzen. In den letzten Jahren sind (garnicht mal so neue) schlüssige Interpretationen der Quantenphysik etwas breiter publiziert worden. Wer wie ich nach fundierten Anregungen sucht für die Antwort auf die Frage "Wie funktioniert die Welt inklusive der Geistigen" dem seien folgende 2 Bücher empfohlen:

Brian Greene: Der Stoff aus dem der Kosmos ist.
Hier erklärt ein Physiker zwar ohne Formeln, Geistig beweglich sollte man aber trotzdem sein biggrin Die sich aus den Erklärungen ergebenden Überlegungen könnten endlich Wissenschaft, Religion und Metaphysik vereinen (vorerst zumindest theoretisch).

Jürgen Karsten: Das Mentalprinzip
Hier kommt ein weiterer Aspekt hinzu (Sheldrakes morphische Felder werden aufgegriffen und sinnvoll eingegliedert) und das Ganze wird lebensbezogener, praktischer. Trotzdem finde ich das erste Buch grundsätzlich besser weil dort weniger spekuliert wird.

Zum Thema:
Das Gehirn enthält keine Informationen, also weder die Persönlichkeit noch deren Erinnerungen, sondern ist wie ein Radioempfänger auf der einen Seite und ein Projektor auf der anderen Seite.

Erinnerung:
Bis heute ist Erinnerung im Gehirn nicht lokalisiert worden. Bei Erinnerungsvorgängen sind wohl mehrere Bereiche aktiv, in verschiedenen Kombinationen und Intensivitäten.

Projektor:
Es gibt neurologische Experimente die den Schluß erlauben, dass die Wahrnehmung im Gehirn zeitlich VOR der bewußten Wahrnehmung stattfindet. Sogar Entscheidungen lassen sich im Gehirn zeitlich VOR der Entscheidung seines Besitzers messen.

Wir sind weder unser Gehirn, noch sind wir in unserem Gehirn. Es verbindet unser Bewusstsein aber offensichtlich mit dem was wir WachRealität nennen.

Es könnte also rein theoretisch tatsächlich sein dass wir wie im Film Matrix in einem Tank liegen und uns das Leben nur mit allen Sinnen einbilden. Das ist natürlich quatsch mit dem Tank, aber es deutet sich medizinisch begründbar an, dass alle unsere Sinne uns nicht von Außen mit Infos versorgen, sondern wir diese nach Außen projizieren. Dies alleine schon würde viele alte Lehren aus allen Teilen der Welt in neuem Licht erscheinen lassen; aber auch neuere Metaphysik-Bücher welche behaupten, dass jeder Mensch im wörtlichen Sinne seine eigene Realität erschafft. Ein schöner direkter Hinweis hierauf ist auch der Placeboeffekt. Viele weitere Themen sind neu zu betrachten: Synchronizitäten, Träume uvm. Und irgendwo im Forum steht: Bewusstsein scheint der Entropie entgegen zu wirken ! Bewusstsein ordnet die Möglichkeiten. Bewusstsein verdichtet Energie zu Materie, kein Eso-quatsch.

Die Epigenetik untersucht ernsthaft die Vererbung von Erinnerungen in den Genen zB durch die Veränderung von Genen durch traumatische Erlebnisse (aus mythischer Perspektive sowas wie Karma).

Es gibt die persönliche Erinnerung aber auch ein Gruppengedächtnis.

Lässt man nun mal die Zeit als Aspekt weg (weil es sie nicht gibt, zumindest auf Quantenebene, die sicherlich für Vorgänge im Gehirn relevant ist) so wäre die Erinnerung an ein Menschenleben sowas wie EINE von unendlich vielen Routen durch ein unendlich großes Land. "Erinnerung" ist etwas Seltsames, weil die Vergangenheit genauso unspezifisch ist wie die Zukunft. Ihre Einschränkung (ich glaube an Allwissen, Hinweise gibt es ja in de Hypnose und im Traum) dient vielleicht nur der Orientierung in dem Spiel des Lebens hier. WARUM wir spielen ist die andere Frage. Erinnerung scheint eine lineare Konstante in einem unlinearen Universum zu sein.

Erinnerung als einen möglichen Wahrnehmungssinn zu sehen finde ich eine klasse neue Anregung (wegen der Bemerkung verfasse ich dieses Posting).

Wenn Gedanken die Realität erschaffen, dann stabilisieren Erinnerungen durch Resonanz die erlebte Gegenwart. In Mischung mit den Erinnerungen aller Menschen stabilisiert sich ein ganzes Erlebens-Universum. Ich kann mir meiner Meinung nach nur deswegen keinen Sportwagen vor die Tür zaubern weil dies den Überzeugungen meiner Mitmenschen, mir selbst UND dem Menschheitsgedächtnis nach sehr unwahrscheinlich wäre. Die relativ grosse Stabilität unserer Welt bringt halt auch Trägheit mit sich. Bewusste Wünsche werden erfülltt, aber es Bedarf des knowhows wie. Das schwierigste daran ist, einen völlig all-sekündlichen Vorgang zu analysieren.

Für mich ist das Leben ein spezifischer Traum. Unendliche Möglichkeiten INNERHALB bestimmer Rahmenregeln (einer physikalischen Regeln unterworfenen materiellen Weltbühne). Das persönliche Erleben ergibt sich aus der Interferenz der eigenen Gedanken und denen der Beteiligten Mitspieler zu denen direkter Kontakt besteht (Familie etc).


Ich weiß, ich schreibe verwirrend und schenbar teils offtopic, aber es geht mir ja um eine Gesamterklärung. Da ist das Thema Erinnerung genauso gut wie diverse andere sehr gute Überlegungen und Denkanstösse in diesem Forum.

Populäre Bücher zu den Themen bewegen sich leider oft auf den Schienen des Massenpopulismus. Da wird ein großartiger Ansatz die Welt zu erklären nur für´s Geld machen und für Karrieretipps missbraucht. Sie lesen sich oft wie alle schon immer dagewesenen Selbstmanagementbücher oder halbgarer Eso-Wust.

Danke für diese wunderbare Diskussion!
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RE: Lückenlose Erinnerung
#30
07.03.2009, 11:07
(07.03.2009, 00:37)Loy schrieb: Wenn Gedanken die Realität erschaffen, dann stabilisieren Erinnerungen durch Resonanz die erlebte Gegenwart. In Mischung mit den Erinnerungen aller Menschen stabilisiert sich ein ganzes Erlebens-Universum. Ich kann mir meiner Meinung nach nur deswegen keinen Sportwagen vor die Tür zaubern weil dies den Überzeugungen meiner Mitmenschen, mir selbst UND dem Menschheitsgedächtnis nach sehr unwahrscheinlich wäre. Die relativ grosse Stabilität unserer Welt bringt halt auch Trägheit mit sich. Bewusste Wünsche werden erfülltt, aber es Bedarf des knowhows wie. Das schwierigste daran ist, einen völlig all-sekündlichen Vorgang zu analysieren.
Das ist jetzt keine Kritik sondern nur eine Frage, um auf den Beitrag zu Antworten muss ich das ersteinmal Verarbeiten und Verstehen.
Wenn fast alle Menschen an eine höhere Macht glauben, gibt es sie dann?
Das würde sich dann mit meiner Theorie, Gott sei bloß ein Superorganismus und Menschen die Grundlage dazu, decken aber in der Begründung unterscheiden.

Irgendwie erinnert mich das was du da geschrieben hast an George Orwell: "Wer die Vergagenheit beherscht, beherscht die Gegenwart. Wer die Gegewart beherscht, beherscht die Zukunft." (oder so ähnlich)
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