Re: Wie entscheidet ihr euch?
10.06.2008, 01:42
Gerade die Zeilen die du von mir zitiert hast waren ganz und gar nicht als Kritik an dich gerichtet gewesen, sondern an diejenigen, die sich, wenn sie mit so einer Frage konfrontiert werden, mit den genannten Ausreden behelfen. Dass du nicht dazu gehörst, dachte ich kann man schon am Verlauf der Diskussion sehen. Ich finde es immerhin schonmal gut, dass du es über vier lange Postings mit mir aushältst.
Die meisten überstehen nicht mal zwei, lol.
Zitat:Ok, auf jeden Fall also sollte die Antwort beginnen mit:
"Von meiner jetzigen Warte aus halte ich für am Gerechtesten/ für noch am ehesten gerecht/sinnvoll/richtig ..."
Einfach zu behaupten, "Ich würde dieses und jenes tun" halte ich - wie im letzten Posting ausführlich begründet - für hochgradig anmaßend.
In deinem letzten Posting hast du lediglich mehrere Entscheidungsmöglichkeiten aufgezeigt und begründet, warum diese auftreten _könnten_, was für Einflüsse hierbei mit hineinspielen könnten. Du hast nichts dazu gesagt und auch nicht begründet, warum ein mögliches Verhaltensmuster zB gar nicht auftreten kann.
Du hast gesagt, so wie ich mich entscheiden würde würdest du es als ungerecht empfinden, dem habe ich sogar zugestimmt. Wie gesagt... es gibt keine Gerechtigkeit in so einer konstruierten Situation. Ich kann nicht leugnen, dass die Situation genau dahingehend konstruiert ist. "Zerbricht" man an diesem moralischen Dilemma oder kann man Verantwortung übernehmen für eine ungerechte Entscheidung. Das hört sich hier jetzt wieder unglaublich hochtrabend an, so pseudo-weise, ist es aber ganz und gar nicht. Ich finde es nur äußerst bemerkenswert, dass sich bei solchen Fragen immer der Großteil der antwortenden Personen nicht dem eigentlichen Problem stellt und die Frage nicht ernst nimmt.
Anmaßend ist es schon gar nicht, denn ich habe nicht verlangt, dass sich jeder gefälligst genauso zu entscheiden hat wie ich... nur dass es mir so am fairsten erscheint.
Zitat:Schwachstellen in der Formulierung aufzuzeigen, empfinde ich hingegen nicht als kritikwürdig. Immerhin ist es ja eine Fragestellung, mit der ICH getestet werden soll.
Und wer einen testen will, der soll gefälligst selbst seine Hausaufgaben gemacht haben.
Andernfalls müsste man sich ja vorwerfen lassen, nicht richtig über die Situation NACHGEDACHT zu haben, da man nicht mal die Schlupflöcher in der Formulierung erkannt hat
Nein, hier wieder ganz eindeutiger Widerspruch. Kritikwürdig ist dass man bei sowas nur gründlich darüber nachdenkt, wie man die Frage so gut wie möglich "beantworten" kann, ohne die Frage zu beantworten. Das eigentliche Problem, das worauf die Frage abzielt, wird scheu-kreativ umgangen (wohl aus den nun schon oft von mir angeführten Gründen).
Vielleicht ein Vergleich: Es gibt in der Rechts-(*hust*)-"wissenschaft" die sogenannte teleologische Auslegung eines Gesetzes. Damit ist gemeint, dass das Gesetz seinem Sinn und Zweck entsprechend ausgelegt wird, dahingehend was der Gesetzgeber mit der Einführung des Gesetzes erreichen wollte, und nicht anhand von dem was der Gesetzestext wörtlich sagt. (
http://www.uni-muenster.de/Jura.deu/bina...legung.pdf und etwas tiefer betrachtet
http://www.recht-und-sprache.de/lecture_...ture19.htm ). Genau diese Betrachtungsweise ist es, die bei diesen Fragen allein Sinn macht.
Meine Frage zielte darauf hin für welches deiner Kinder du dich entscheidest, wenn du nur eines rausholen kannst. Die Ausgangsfrage des Threads zielte darauf hin, für welches Elternteil man sich am ehesten entscheiden würde, wenn wirklich nur eines zur Auswahl steht. Du wolltest dich nicht festlegen. Ich sage, es wird das sein, welches ich am liebsten mag. Daraufhin ein kleiner Schwenk hin zur Gerechtigkeit, womit wir aber immer noch bei der Zielsetzung der Frage geblieben sind.
Das Umgehen dieser Zielsetzung mit Hilfe der wörtlichen Formulierung ist nicht der Sinn solcher Fragen wie ich sie gestellt habe, oder auch die mit der der Thread begonnen wurde, denn wie gesagt, ansonsten bräuchte man sie gar nicht stellen, sondern könnte stattdessen beispielsweise nur sagen: "Dein Haus brennt und deine Kinder sind eingeschlossen. Was könnte man alles (mit den unendlichen Möglichkeiten, die das Leben bietet) nun tun?" oder so.
Ich weiß ja nicht wie das bei anderen so ist, aber ich habe durchaus schon Situationen erlebt, die (zwar nicht auf Leben-und-Tod-Niveau) weder erfunden noch absurd waren, wo ich mich jedoch einer Entscheidung beziehungsweise ihren mir bekannten Konsequenzen nicht entziehen konnte. Als weiteres (nun wirklich sehr lebensnahes) Beispiel würde mir einfallen: Wie entscheidet sich ein Kind oder Jugendlicher, dessen Eltern sich gegenseitig nicht mehr mögen, bei welchem Elternteil er/sie in Zukunft wohnen will, wenn ihm/ihr die Entscheidung überlassen wird.