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Das Scheitern der akademischen Psychologie

Das Scheitern der akademischen Psychologie
#1
10.04.2024, 01:15
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In der Psychologie wird, seit sie sich von der Philosophie getrennt hat, versucht den Menschen auf einen Reiz-Reaktions-Automaten zu reduzieren

 Ich finde das eigentlich gar nicht so übel. Denn dabei bleiben die Gefühle größtenteils außen vor und die verwirren mich doch meistens bloß. 

Aber was hat die Psychologie gezeigt oder entdeckt in den ca. 130 Jahren, die sie bereits besteht? Nichts, was nicht irgendwie vorher nicht auch schon klar gewesen ist.

Bis zu den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde so getan, als ließe sich ein Mensch vollständig konditionieren, d.h. dressieren wie ein Hund. Das ginge vielleicht wirklich, aber leider können sich Menschen frei bewegen. Ein Hund kann das ja nicht. Dem bleibt kaum was anderes übrig als zu parieren. 

Der eigentliche Grund für das Scheitern der Psychologie sind also vielleicht bloß die Menschenrechte. Wenn man einen Menschen einsperrt, dann kann man ihn genauso dressieren wie einen Hund, so viel ist gewiss. Aber die Aufgaben, die man ihm dann beibringen könnte, bewegen sich auf einem relativ einfachen Niveau.
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RE: Das Scheitern der akademischen Psychologie
#2
12.04.2024, 01:24
Für das Thema scheint sich wohl keiner zu interessieren.

Viele Leute können zwar mit dem Begriff Psychologie was anfangen (viele verwechseln es mit Psychoanalyse),  aber nicht mit dem Begriff Akademische Psychologie. Das ist auch gar nicht so leicht zu definieren.

Ich verstehe unter Akademischer Psychologie
Hochschulpsychologie seit 1880

Da wurde ein psychologisches Labor eröffnet. Erkenntnisse wurden da kaum welche gewonnen, aber es ist ja die Absicht die zählt. 

Ich frage mich durchaus wieso ich diesen Thread eröffnet habe. Ich interessiere mich eher für Psychoanalyse. Der könnte man auch vorwerfen, sie sei gescheitert. Aber zumindest hat sie einige interessante Theorien. 
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RE: Das Scheitern der akademischen Psychologie
#3
12.04.2024, 01:53 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.04.2024, 02:16 von ichbinmehr.)
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Hallo. Ich möchte mal eine Lanze brechen.

Erstens kann ich deine Empfindung sehr gut verstehen.

Es stimmt, dass ein Teil der Psychologie versucht hat, menschliches Verhalten auf einfache Reiz-Reaktions-Mechanismen zu reduzieren. Dieser Ansatz hat seine Wurzeln in der behavioristischen Tradition, die besonders bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts vorherrschend war. Doch es gibt auch andere Strömungen innerhalb der Psychologie, die du vielleicht interessant finden würdest.

Wenn du dich jedoch mit Bereichen wie der humanistischen Psychologie oder modernen Traumatherapieformen auseinandersetzt, wirst du feststellen, dass die Psychologie auch viel komplexere und tiefere Aspekte des menschlichen Erlebens erforscht.

Die humanistische Psychologie zum Beispiel konzentriert sich auf Themen wie persönliches Wachstum und Selbstverwirklichung und sieht den Menschen als aktiven Gestalter seiner eigenen Entwicklung.

Moderne Traumatherapien gehen auf die spezifischen Bedürfnisse und Erfahrungen von Menschen ein, die schwere psychische Verletzungen erlebt haben. Diese Therapieformen zielen darauf ab, Heilung zu fördern und die individuellen Erfahrungen der Betroffenen zu würdigen, anstatt sie in ein starres Schema zu pressen.

Die Psychologie hat also weit mehr zu bieten, als nur die simplen Modelle des frühen 20. Jahrhunderts, und sie entwickelt sich ständig weiter, um die Vielfalt menschlicher Erfahrungen besser zu verstehen und zu unterstützen.

Und trotzdem, ich finde deine Kritik sehr berechtigt, aber das liegt nicht an der Psychologie, sondern daran, wofür die Menschen diese im Allgemeinen benutzen.


>>>

Das kann man wiederum sehr schön mit Hilfe der Integralen Theorie nach Ken Wilber analysieren.

[Bild: SpiralDynamics-Kulturentwicklung-Teament...ratung.jpg]


[Bild: Werteentwicklung-der-Menschheit-Spiral-D...1480&ssl=1]


Das orange Meme ist eben sehr auf äußeren Erfolg, Wettbewerb und Leistung ausgerichtet. Diese Werte werden erst im nächsten Paradigma (grünes Meme) überwunden, in dem die Individualität des Menschen wieder mehr Raum und Akzeptanz bekommt.

Es gibt nicht DIE Psychologie, aber man kann durchaus sagen, dass in großen Teilen der akademischen Psychologie das zurzeit so gesehen wird, wie du sagst.

Deine Kritik ist aus integraler Sicht eine Kritik an der EINSEITIGKEIT des Orangen Mems.

Diese Kritik teile ich. Dabei möchte ich jedoch betonen, das sich nicht die Errungenschaften der orangen Stufe kritisiere, sondern ihre einseitige Machtstellung in der Gesellschaft.

>>>

Meine Kritik richtet sich nicht gegen spezifische Ansätze innerhalb der Psychologie, wie beispielsweise die Neuropsychologie oder die Verhaltenstherapie, die oft als Ausdruck der 'orangenen' Perspektive betrachtet werden.

Vielmehr bin ich besorgt über die Dominanz, die diese Ansätze angenommen haben, und wie sie dazu neigen, andere wichtige Perspektiven innerhalb des Feldes zu überlagern.

Die starke Betonung auf materialistische Beweise und quantifizierbare Ergebnissen scheint andere wichtige Aspekte der menschlichen Erfahrung, wie das emotionale Erleben, in den Hintergrund zu drängen.

Ich glaube, dass eine ausgewogenere Herangehensweise, die sowohl die Bedeutung wissenschaftlicher Beweisführung anerkennt als auch die Relevanz emotionaler und subjektiver Erfahrungen würdigt, der Komplexität menschlichen Verhaltens und Erlebens gerechter wird.

>>>

Aber wie wird man beiden Ansprüchen gerecht?

Wie gelingt die Vereinigung von Objektivität und Subjektivität? Die Einheit von Herz und Verstand?

Das eben ist die Herausforderung, in der wir als Gesellschaft stecken.

Diese starke Betonung auf die Objektivität, die haben wir weil wir uns immer noch gegen die unteren Stufen purpur, rot, blau abgrenzen, - es ist eben schwierig, ...

Und andere haben die Nase voll von der ganzen Objektivität, weil sie erkannt haben, das die Gefühle darin verdrängt werden. Mir hat da etwas gefehlt, weshalb ich mich grün viel mehr anzieht, als orange

Was mir immer wieder hilft, ist mich selbst zu fragen, inwiefern diese beiden Seiten in mir selbst um Vorherrschaft ringen, und dann wenigstens für mich selbst eine Mitte auszuloten, die mir gerecht wird."


>>>

Meine Psychotherapeutin hat mir z. B. erzählt, dass das Thema Trauma in ihrem Studium und auch in der 5-jährigen Therapieausbildung so gut wie gar nicht vorkam. Sie musste eine spezielle Ausbildung machen. Sie sagte dass die meisten klinischen Psychologen keine Ahnung von Traumatherapie haben. Ich finde das erschreckend.

Deshalb ist es meines Erachtens sehr wichtig, sich grob mit den verschiedenen Richtungen auszukennen, um dann auch eine adäquate Hilfe für sein persönliches Problem zu finden. Ich z. B. würde nur eine Therapie bei einem Therapeuten machen, der eine traumatherapeutische Ausbildung hat. Denn woanders wird die Traumatisierung sonst womöglich ganz anders geframed. Weshalb ich das auch immer wieder so betone.

>>>

Ich sehe das Problem aber nicht speziell in der akademischen Psychologie, sondern das ist einfach ein Abbild dessen, wo der Mensch gerade steht, dass viele Menschen eben mehr auf Wettbewerb und Leistung setzen, als auf Authentizität.

Dazu fällt mir Richard David Precht ein, der sich ja sehr für das bedingungslose Grundeinkommen eingesetzt hat. Er hatte das mal ganz treffend angesprochen. Es gibt es eben das Problem, dass wir als Gesellschaft leider auch noch keinen Ausweg sehen, wie wir unser System abgesehen vom Kapitalismus stabil halten können.

Es gibt sozusagen noch keinen Ausweg aus dem Leistungsgedanken und deshalb sind alle Systeme darauf ausgerichtet, den Menschen am Laufen zu halten. Wir bräcuhten erstmal eine neue Vision wie es ohne dieses Presschema laufen könnte.

>>>

Es kann auch sein, dass man nur als einzelner Mensch einen Ausweg daraus findet, indem man sich von der Gesellschaft abkehrt und seinen eigenen Weg in die Freiheit geht.

Ich persönlich habe das Leistungsspiel mitgespielt, bis ich völlig kaputt war und jetzt bin ich ausgemustert und habe mehr Freiheit. Das war meine Lösung, aber vielleicht muss da jeder seinen eigenen, einzigartigen Weg finden. Aber ich will mich da nicht festlegen zu wissen, wie das läuft.

Vielleicht wird es nie eine Freiheit mit dem System geben, sondern nur durch einen Ausstieg aus dem System bzw. durch einen Ausstieg aus der Illusion des Traumes.

Ich kenne jedoch diesen Argwohn mit der akademischen Psychologie, wie du sie empfindest, und verstehe dich.

Also was ist die Lösung? Und vor allem was ist die Lösung für dich?

Vielleicht findest du nur eine persönliche Lösung, keine allgemeine. Wo siehst du deine Spielräume?

>>>

PS: Ich hoffe dass es ok ist dass ich dir geantwortet habe. Du stellst immer wieder so interessante Themen in den Raum.

Ich möchte aber auch nicht nochmal mit dir so aneinander geraten. Vielleicht schaffen wir es ja jetzt nochmal friedlich miteinander? Ich bin an der Stelle so, dass ich das einfach immer wieder versuche, weil ich nicht gut darin bin, Menschen radikal auszuschließen.

Es tut mir leid, wenn ich dich letztens irgendwie gekränkt habe mit meiner Offenheit, die dir vielleich zu viel war. Es ist nur so, ich mag Offenheit, weil ich meine ganze Kindheit still schweigen musste und es so viele Tabus gab und ich reiße diese gerne mit dem Vorschlaghammer ein. Manchmal bin ich dabei zu stürmisch. Ich übe noch, da mehr Feingefühl zu entwicklen.
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RE: Das Scheitern der akademischen Psychologie
#4
12.04.2024, 02:42
@ichbinmehr
Ich werde es mir durchlesen, oder zumindest ein Drittel davon (Überfliegen-Methode).

Wenn die Akademische Psychologie gescheitert ist, dann auch ihre späteren Versuche, den menschlichen Geist zu erklären. Ich denke da vor allem an die Kognitive Psychologie. Sie hat sich aber bereits relativ weit wieder an die Philosophische Psychologie angenähert, was es schwerer macht, die Akademische Psychologie von der Philosophischen Psychologie abzugrenzen.

Was ist nun der menschliche Geist? Es scheint darauf kaum "neue" Antworten zu geben. Die Antworten, die von der Psychoanalyse gegeben wurden betreffen ja vor allem die Motivation und das Gefühl, nicht aber die Fähigkeit zum Denken an sich.

Denken und Erkennen sind ja mehr oder weniger das gleiche oder untrennbar. Wenn man ein Ding sieht, dann weiß man sofort, was es ist. Wenn man sich bei dem was man anschaut sich überhaupt nichts denken würde, dann wäre es nicht möglich in einem Ding (Objekt der Sinneswahrnehmung) überhaupt irgendwas zu sehen. Im Zen-Buddhismus wird gepredigt, man solle zur Reinen Wahrnehmung durchbrechen, indem man aufhört zu denken. Ich habe das schon oft versucht. Bisher ohne großen Erfolg. Wahrnehmung ist ja auch ein Gedanke, ein Begriff. D.h. wenn man jemand sagt, man solle sich auf die Wahrnehmung konzentrieren, dann bedient er sich im Grunde einer fortgeschrittenen Begrifflichkeit. Er denkt sich also relativ viel dabei.
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RE: Das Scheitern der akademischen Psychologie
#5
12.04.2024, 03:03
Zitat : 

Die humanistische Psychologie zum Beispiel konzentriert sich auf Themen wie persönliches Wachstum und Selbstverwirklichung und sieht den Menschen als aktiven Gestalter seiner eigenen Entwicklung.

Die humanistische Psychologie rechne ich eher zur Philosophie, zur psychotherapeutischen Medizin und zur Psychoanalyse. 


Humanistische Psychologie wird zwar vermutlich in vielen Studiengängen der Allgemeinen Psychologie vorkommen. Sie ist aber kein Gegenstand der psychologischen Forschung, die an Hochschulen betrieben wird. Überhaupt sind ja Hochschulen der einzige Ort, wo psychologische Forschung betrieben wird. Forschung, im Sinne des Ideals einer Objektivität. Man möchte den menschlichen Verstand objektiv erkennen und dabei möglichst völlig auf das Hilfsmittel der Introspektion verzichten. Und das geht eben nicht. Wo immer ein Forscher meint, er würde auf Introspektion verzichten, befindet er sich im Irrtum. Er kann das, was seine Versuchspersonen machen ja nur verstehen, weil er von seiner Selbsterfahrung auf die Selbsterfahrung anderer schließt. Er versteht andere also niemals ohne Bezug auf sich selbst.
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RE: Das Scheitern der akademischen Psychologie
#6
12.04.2024, 23:56 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.04.2024, 23:59 von ichbinmehr.)
Hi. Ich habe Lust auf bestimmte Aspekte deines Textes zu antworten, die mich interessiert haben. Es war so ein langer Text ich unterteile ihn zur besseren Übersicht, in mehrere Beiträge.

Zitat:Im Zen-Buddhismus wird gepredigt, man solle zur Reinen Wahrnehmung durchbrechen, indem man aufhört zu denken. Ich habe das schon oft versucht. Bisher ohne großen Erfolg.

Wahrnehmung ist ja auch ein Gedanke, ein Begriff.

Das ist ein interessanter Punkt!

Das die Wahrnehmung, das Gewahrsein, das Bewusstsein, der Beobachter, der Träumer, der Schöpfer auch schon geträumt ist, ein Gedanke ist, ein Begriff ist, eine Illusion ist, darauf wird in vielen spirituellen Lehren deutlich hingewiesen.

Ob ich das jedoch wirklich (be)griffen bzw. erfahren habe, weiß ich aber nicht.

Ich denke manchmal gibt es einen Unterschied zwischen Verstehen und wirklichem (Be)greifen.

Manchmal kann eine abstrakte Erkenntnisfähigkeit die Notwendigkeit des phyischen (Be)greifens ersetzten.
Und ich weiß in diesem Fall nicht, ob ich das tief genug erfahren und verinnerlicht habe, dass ich es auch begriffen habe.

Ich bin recht gut darin, Dinge analytisch und abstrakt zu erfassen, aber meine konkreten Erfahrungen mit anderen Bewusstseinszuständen sind eher begrenzt, weil sie gar nicht so häufig auftreten.

Deshalb zweifle ich manchmal, ob ich das Ganze wirklich vollständig erfahren habe.

Woher weiß man das?
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RE: Das Scheitern der akademischen Psychologie
#7
13.04.2024, 00:48
Zitat:D.h. wenn man jemand sagt, man solle sich auf die Wahrnehmung konzentrieren, dann bedient er sich im Grunde einer fortgeschrittenen Begrifflichkeit. Er denkt sich also relativ viel dabei.

Zitat:Er versteht andere also niemals ohne Bezug auf sich selbst.


Ja, das ist wirklich ein guter Punkt!

Wenn wir uns auf die Wahrnehmung konzentrieren, spiegelt das unsere tief verwurzelte Selbstbezogenheit wider.

Und dennoch kann es einen Punkt des Verstehens geben, an dem eine Art kritische Masse an Energie erreicht wird (wie bei einer Atombombe), wodurch der Verstehende (das Ego) in eine Art Hingabe rutscht (in der das Ego temporär "stirbt") und sich i Prozess des Verstehens das Ich in der Erfahrung von Absolutheit auflöst.

Was bedeutet das dann? Ist das noch Verstehen oder Nicht-Verstehen?

>>>

Zum Thema Verstehen geschieht immer mit einem Bezug auf das eigene Selbst:

In meiner Schattenarbeit habe ich ähnliche Beobachtungen gemacht. Ich bemerke oft, wie ich auf eine Person als Spiegel meines Selbst schaue und bestimmte Persönlichkeitsanteile in mir selbst erkenne. Dann wird die Person in meiner Wahrnehmung manchmal leer. Diesen Schritt kann ich oft noch nicht ganz nachvollziehen, also wovon das leer werden abhängt.
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RE: Das Scheitern der akademischen Psychologie
#8
13.04.2024, 01:29 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.04.2024, 01:37 von ichbinmehr.)
Zitat:Im Zen-Buddhismus wird gepredigt, man solle zur Reinen Wahrnehmung durchbrechen, indem man aufhört zu denken. Ich habe das schon oft versucht. Bisher ohne großen Erfolg.

Auch ich habe das schon oft versucht, jedoch ebenfalls ohne großen Erfolg, weil das mit meinen persönlichen Werten auch gar nicht im Einklang steht.

Kürzlich habe ich eine wichtige Lösung für mein Problem mit der Leere gefunden. Nach jahrelanger Suche (an der falschen Stelle) habe ich einen Weg entdeckt, wie ich die Würdigung und Wertschätzung des Ichs, samt seiner menschlichen Bedürfnisse und Gefühle mit der Leere (der Nicht Existenz), die ich immer wieder in den Schatten gedrängt hatte, miteinander vereinen konnte. 

Ich habe mal gelesen, dass ein Therapeut keine erfolgreiche Therapie gegen die persönlichen Werteüberzeugungen (Mems) eines Klienten machen kann.

Vielleicht ist das bei der Erkenntnis von der du spricht auch so?

Und man kann niemandem etwas nehmen, was nicht vorher gewürdigt wurde.

Ich habe Techniken zum Aufgeben des Denkens praktiziert und das auch temporär geschafft, aber ich fühlte dann immer, dass das eine ungute Dissoziation hervorruft und bin stets zurück in meinen Denker gekehrt.

Allerdings erlaube ich dem Denker zwischenzeitlich Urlaub zu machen, ohne ihn völlig abschaffen zu wollen. Ich erlaube ihm eine temporäre Pause sozusagen.

>>>

Hinzu kommt, dass all diese spirituellen Anweisungen auch nur Vorstellungen sind.

Selbst spirituelle Anleitungen sind Konzepte, die von jemandem erdacht wurden. Also auch wieder nur Gedanken.

Tatsächlich (denke ich) kann man nicht genau sagen, wie oder warum jemand Erleuchtung findet.

Jeder Gedanke, zu wissen, wie das funktioniert, ist bereits ein Gedanke zu viel.

Jedes Wissen darüber ist Zuviel.

>>>

Aber wer kann dieses Nicht Wissen in aller Konsequenz ertragen?

Das würde ja bedeuten, die volle Ohnmacht des Lebens und Leidens ganz anzunehmen.

Für die Menschen die das noch nicht können, weil die noch etwas tun müssen, um die Ohnmacht und das Leid abzuwenden, gibt es spirituelle Wege.

Ich kann mich der Ohnmacht auch nur langsam nähern.

Aber wer weiß, vielleicht ist das wie bei einer Reise. Wenn man zu Fuß geht, sieht man etwas anderes von der Landschaft, als wenn man mit dem Auto fährt oder das Flugzeug nimmt.

Ich glaube auch dass wenn man sich sehr schnell hingeben kann, dann muss man den ganzen Weg nochmal zurück gehen und sich alles angucken, was man nur überflogen hat.

Ich denke Niemand hat einen Vorteil und jeder kann das Spiel gewinnen.

>>>

Ich glaube es gibt nur DEINEN Weg und den kannst nur DU gehen und finden.

Ich glaube das ist das Allerschwerste, was wir alle oft nicht (be)greifen wollen, denn den eigenen Weg zu gehen, bedeutet ganz alleine zu sein.

Solange wir uns noch einer spirituellen Tradition anschließen, vermeiden wir das Allein sein und damit auch das ALL-EIN-SEIN.

Das Allein-sein ist für mich auch so ein Gefühl von naja fast Wahnsinn.

Manchmal kann ich es ertragen (kommt auf die Situation an), manchmal habe ich noch Strategien es zu vermeiden, weil ich nicht loslassen kann.

>>>

Ich glaube, das Problem mit diesen spirituellen Anweisungen liegt zudem darin, dass sie aus einer Zeit stammen, in der die meisten Menschen noch nicht so differenziert dachten, wie das heute aber immer mehr zunimmt. Siehe das Stufenmodell von Spiral Dynamics oben.

Schau dir an, wie viele Menschen heutzutage schon differenziert denken können, und stelle dir dann vor, wie das wohl vor 1500 Jahren war, als der Zen-Buddhismus entstand. Man brauchte damals vielleicht einfache Lehren. Ich denke, dass Lehren auch modernisiert werden müssen. Heutzutage sind deutlich mehr Menschen in der Lage, auf differenziertem (orange) oder sogar integralem (gelb) Niveau zu denken als früher. Das muss berücksichtigt werden.

Den alten Traditionen kann man keinen Vorwurf machen, doch es ist notwendig, mit der Zeit zu gehen und die Individualität des Einzelnen (seine eigene Individualität) stärker in den Prozess einzubeziehen.

Eine spirituelle Lehre, die meine grünen und gelben Mem-ebenen nicht integriert, kann mich nicht in den Zustand der Akzeptanz und Hingabe bringen. Im Gegenteil, die bringen mich in den Widerstand und im Widerstand ist die Verbindung mit dem absoluten Zustand schwer.

Es gibt andere Menschen die sind mit den standartisierten Lehren erfolgreich, weil diese sie zufällig genau auf ihrem Mem abholen. Nicht in die Welt zu passen ist eine Herausforderung. Dann passen nämlich auch oft die Hilfsangebote, Lehrer und Lehren nicht und man muss alles selbst finden. Es bleibt einem gar nichts anderes übrig. Dann ist man wieder allein - oder ALL-EIN.

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Das Denken war früher viel mehr auf einfache, schwarz-weiße Aussagen beschränkt. Es gab nur das Denken (A) und das Nicht-Denken (B), aber die Möglichkeit eines grenzenlosen Denkens © fehlte.

Obwohl die Sufis das mit ihrem Enneagramm durchaus schon erkannt hatten. Es ist auch so dass die östlichen und westlichen sprituellen Lehren unterschiedliche Aspekte des Erwachens betonen und manchmal sucht man auf der falschen Seite vergeblich.

Ich bin der Meinung, dass diejenigen, die grenzenlos denken können, weiterdenken sollten.

Wer jedoch ein eingeschränktes Denken hat, sollte vielleicht das Denken aufgeben. Es gibt für jeden Menschen den passenden Weg. Gute Denker sind auf dem Integralen Weg und in den westlichen Lehren meiner Ansicht nach besser aufgehoben. Herzmenschen sind in den östlichen Lehren besser aufgehoben.

Für einen guten Denker, das Denken aufzugeben, ist vergleichbar mit dem Wegwerfen eines scharfen Schwertes, nur weil andere Menschen noch mit stumpfen Werkzeugen arbeiten.

Ich habe mein Schwert schon so oft weggeworfen, weil mir Menschen andauernd dazu geraten haben (ich war so blöd immer auf andere zu hören, weil ich nicht allein sein wollte!), doch es kam wie ein Bumerang immer wieder zu mir zurück, weil es zu mir gehört. Weil es meine Stärke ist.

Ich betrachte das Schwert des Denkens als äußerst funktional, da es mir hilft, einen Rahmen meiner Realität zu strukturieren, der mir Halt und Orientierung gibt.

Mein Denken ist dabei so flexibel, dass ich mir regelmäßig erlaube, die Struktur meines Ichs und meiner Realität zu erneuern und zu erweitern – allerdings behutsam, um nicht erneut überflutet zu werden, wie damals, als ich alle Türen zu den grenzenlosgen Möglichkeiten des Geistes auf einmal geöffnet habe.

Mein Geist ist grenzenlos, aber ich beschränke ihn absichtlich, weil ich mich lieb habe. Ich habe immer noch Traumafolgen zu verarbeiten und muss Rücksicht auf mich nehmen.

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Das Aufgeben des Denkens dient jedoch auch dazu, dass Menschen jenseits ihrer Gedanken wieder mit ihren Gefühlen und ihren authentischen Bedürfnissen in Kontakt kommen können. Das ist der Sprung von Orange (Thema Rationalität) nach Grün (Thema Gefühle und Bedürfnisse). Es gibt Menschen, bei denen das Denken so sehr im Vordergrund der Aufmerksamkeit steht (Fixierung auf Orange), dass sie ihre eigenen Empfindungen nicht mehr wahrnehmen können. Doch das Spüren ist auch ein entscheidendes Sensorium.

Spüren und Denken sind eigentlich eins, aber wir erleben diese eben als getrennt, weil uns jemand gesagt hat, das eine ist eine Gedanke und das andere ist ein Gefühl. Da entsteht schon eine konzeptionelle Trennung. Viel wichtiger ist aber, ob wir einen Widerstand gegen diese Gefühle oder Gedanken haben, oder ob wir sie akzeptierend bezeugen, ausdrücken, fließen oder ziehen lassen können.

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Viele Spirituelle die diese alten Traditionen idealisieren verstehen das nicht. Ihnen fehlt meiner Meinung nach oft eine Würdigung des Verstandes. Und ich passe oft einfach nicht in ihr veraltetes Weltbild (in ihr Mem).

Ich habe mich an der Stelle schon unzählige Male in Frage gestellt, nur um das Schwert das ich immer wieder weggeworfen habe, dann doch wieder zu erhalten. Aber wie oft haben diese Menschen, die mich in Frage gestellt haben, ihr abwertendes Denken über das Denken in Frage gestellt? Meist nämlich gar nicht.

Oft plappern Menschen irgendwem irgenwas nach, was sie selbst gar nicht verstanden haben. Aber es ist eine ganz andere Sache zu eigenen Erkenntnissen zu kommen.

Ich habe immer mehr Vertrauen gefunden, an meine eigenen Erkenntnisse zu glauben, auch wenn diese den Meinungen meiner Umwelt manchmal widersprechen. Es ist immer die Angst wieder ganz alleine zu sein, mit seinen Erkenntnissen, warum man an sich selbst zweifelt.

Aber eigendlich kennt man alle Antworten. Die Erkenntniss liegen alle im Inneren, nur wenn man sich diesen voll zuwendet, dann eckt man Außen an, weil man dort auf seinen Schatten trifft. Wer kann das aushalten? Wer kann aushalten ganz alleine zu sein?

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Als mich einmal wieder jemand für mein Streben nach dem höheren Verständnis kritisierte, dachte ich daran, dass man das Schwert vielleicht nur aus dem Stein ziehen kann (eine Anspielung auf die König-Artus-Saga), wenn man dazu berufen ist. Das kann vielleicht gar nicht jeder. Es gibt immer Voraussetzungen und die Entscheidung ein Versteher, als Haupt Ego Struktur zu werden, die habe ich als Kind schon getroffen.

Manchmal bin ich auch neidisch auf die Berufung anderer, vor allem dann, wenn sie etwas leben können, was mir im Leben verwehrt blieb und was ich ebenso liebe. Auch deshalb weil ich selten verstanden werde und mein Leben lang eine Anerkennung für meine Talente vermisst habe. Aber manchmal sind Menschen auch neidisch auf mein Schwert und dann sprechen sie mir vielleicht aus ihrem Neid heraus etwas ab, was sie selbst nicht verstanden noch selbst (be)griffen haben.

Neid ist ein schwierige Sache, auch für mich. Ich möchte nicht neidisch sein, aber manchmal liegt ein unaufgelöster Schmerz dahinter, der dazu führt, dass man einem anderen seinen Weg, seine Stärken, seine Erfolge abspricht.

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Ja, und an dieser Stelle habe ich mich schon oft gefragt, ob ich wirklich vollständig verstanden bzw. begriffen habe, was du oben im Text  bezüglich der Wahrnehmung gesagt hattes?

Meine Antwort: Ich weiß es nicht. Für mich ist das mehr eine Reise in die Unendlichkeit meines Seins und wie könnte ich behaupten, dass ich angekommen wäre?

Ich finde es eher befremdlich, wenn Menschen behaupten, sie seien irgendwo (in einem letzten Zustand) angekommen oder hätten die letzte Erkenntnis erreicht.

Ich weiß nicht, wie man das Unendliche erreichen oder begreifen soll? Es ist ein Reise und es gibt immer wieder Erkenntnisse, die einem ein Gefühl von Ankommen und Bedeutsamkeit vermitteln, aber es gibt kein Ankommen, weil dann wieder neue Themen auftauchen.

Ich glaube Menschen sagen dass sie angekommen sind, weil das ihr Selbstwertgefühl oder irgendwas anderes befriedigt.

Wenn man hingegen sagt, man weiß nicht ob und wie man je ankommen soll, dann bleibt man leer.

Und dieses leer sein, dieses unerfüllt sein, dieses nicht wissen, verwechseln wir dann mit einer menschlichen Vorstellung von Versagen und Mangel anstatt zu erkennen, dass genau hier das Ankommen statt findet.

Naja ich hoffe ich bin jetzt nicht zu weit von deinem Psychologie Thema abgewichen. Mich haben eben diese Punkte zum Thema Selbsterkenntnis in deinem Text sehr interessiert. Danke für die Inspiration.
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RE: Das Scheitern der akademischen Psychologie
#9
13.04.2024, 02:11
Um aber nochmal auf deinen Punkt einzugehen:

Und was bedeutet das jetzt für deine Auseinandersetzung mit der Psychologie?

Ich persönlich fühle immer das Bedürfnis, bei einem Konflikt einen konstruktiven Vorschlag zu suchen, wie die Dinge besser laufen könnten.

Ich sehe das so: Der Kritiker braucht an seiner Seite einen Visionär. Der Zerstörer braucht einen Schöpfer. Nur so können diese gegensätzlichen Seiten in Einklang gebracht werden.

Du bist ein sehr guter Kritiker, der viele interessante Fragen und Probleme aufzeigt.

Hast du auch einen konstruktiven Lösungs- Vorschlag für deine vorgetragenen Konfliktpunkte mit der akademischen Psychologie?

>>>

Ich frage das, weil ich glaube, dass wir zwei Schwerter brauchen.

Diesen Text hatte ich vor ca. einem Monat geschrieben:

Zitat:Zwei Schwerter kreuzen

Differenzierung und kritisches Denken steht nicht für Gegnerschaft, sondern ist vielmehr ein Ausdruck holistischer Ganzheit. Holismus bedeutet, zu umschließen oder zu umfassen.

Konstruktives kritisches Denken ist stets holistisch und niemals absolut. Eine konstruktive Diskussion eröffnet Raum für eine zweite oder dritte Perspektive.

Die Kabbalisten sprechen im Bezug auf das Kritische Denken von zwei verschiedenen Pfaden:

Sie sprechen von dem Schwert das unterscheidet und dem Schwert das wieder verbindet.

Diese Metapher unterstreicht die Bedeutung von Unterscheidungsfähigkeit, sowie die Kraft der Wiedervereinigung im Dialog.


Was hälst du von meiner Idee, dass wir zwei Schwerter brauchen - eins zum Trennen, Zerschneiden, Zerstören, Differenzieren -  und eins zum Verbinden, Aufbauen, Reparieren, Kreieren, Schöpfen, Gestalten?

Ich stelle mir vor, wer so tiefsinnig über die Welt nachdenken und philosophieren kann wie du, der kann vielleicht auch gut mit dem anderen Schwert umgehen.
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RE: Das Scheitern der akademischen Psychologie
#10
15.04.2024, 00:13
In der Kognitiven Psychologie geht es zum großen Teil auch um Wahrnehmungspsychologie.

Bisher ist es nicht gelungen zu erklären wie aus dem proximalen Reiz ein Wahrnehmungserlebnis entsteht. Proximaler Reiz ist das, was die physikalischen Gegebenheiten dem Umwelt (Schallwellen, Lichtwellen, Moleküle in der eingeatmeten Luft oder in der Nahrung; diese) im Sinnesorgan messbar bewirken. Das Messen des proximalen Reizes ist äußerst schwierig. Ich habe darüber zwar noch nicht viel gelesen, aber ich kann es mir denken, dass es so ist. Wie soll man z.B. den proximalen Reiz eines visuellen Empfindung messen? Dazu müsste man ja das Auge an irgendeine Apparatur anschließen. Und wie soll man das Signal, das vom Auge an das Gehirn gesandt wird, messen? Das wäre wohl nur im Tierversuch möglich. Aber ein Tier kann nichts davon berichten was es sieht, hört oder schmeckt.

https://www.google.de/books/edition/Kogn...frontcover

https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrnehmungspsychologie

https://de.wikipedia.org/wiki/Proximaler_Reiz
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RE: Das Scheitern der akademischen Psychologie
#11
20.04.2024, 00:26
Selbstverwirklichung bedeutet vielleicht bloß die Verwirklichung aller nicht-sexuellen Wünsche. Die also von Selbstverwirklichung reden wollen ein Selbst, das frei ist von Sexualität.

Ist das Selbst von Natur aus frei von Sexualität? Selbst in der Psychoanalyse wurde ab 1923 (Einführung der Strukturtheorie)  so getan, als sei ein Teil des Selbst (und zwar das Ich) frei von Sexualität und zwar das Ich.

Das Selbst im Zen ist ja eigentlich gar kein Selbst. Es ist bloß Wahrnehmung und Gehorsam.

Auch wenn ich Wittgenstein lese bekomme ich das Gefühl, alles ist nur Gehorsam. Sprache ist  bei ihm auf die Mitteilung von Befehlen reduziert.

Man kann der Akademischen Psychologie keinen Vorwurf machen. Sie versucht doch bloß zu verstehen wie der Mensch funktioniert, damit man ihn dann besser steuern kann. Also schon wieder Gehorsam.

Wenn ich mir vorstelle eine Beziehung freundschaftlicher oder sexueller Art mit jemandem einzugehen, dann ist mir vor allem eins wichtig: ihn zu steuern und von ihm nicht gesteuert zu werden. Daher versuchte ich oft meine Threads in den Griff zu kriegen. Ich versuchte oder versuche  die anderen User dahingehend zu steuern, dass sie nur dass schreiben, was gut zu mir passt. Sie sollten oder sollen so was ähnliches sein wie Abbilder meiner selbst, die mir aber so vorkommen wie eigenständige Wesen. Ich kann natürlich gut verstehen, dass keiner seine Eigenart aufgeben möchte. Es ist ja auch wichtig, dass jeder seine Eigenart behält, oder nicht? Wenn alle so wären wie ich, das wäre furchtbar. Dann würden wir alle verhungern oder mit bloßen Händen dem Wild nachjagen, um es roh zu verzehren. Ich bin tief im beigen Mem.*** Früchte würde ich allerdings auch verzehren, sofern es ausreichend davon gäbe. Der Gründer von Apple soll ja jemand gewesen sein, der nur Früchte verzehrte. In der Steinzeit hätte er es abgelehnt dem Wild nachzujagen. Er hätte versucht sich von Wildbeeren zu ernähren. Am Ackerbau hätte er sich nicht beteiligt. An der Pflanzung von Obstbäumen, insbesondere Apfelbäumen, hingegen schon. 

***https://one-mind.net/spiral-dynamics-beige-welle-1/

Was bei der Schilderung des beigem Mems und der anderen Mems auffällt ist das Auslassen der Sexualität. Vielleicht ist Sexualität ja auch wirklich nicht wichtig. Die Kirche hingegen löst Ehen auf, in denen kein Geschlechtsverkehr stattfindet. Und wenn man dann bedenkt, dass die meisten Leuten heiraten fällt es schwer zu glauben, dass Sex nicht so wichtig sei.
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RE: Das Scheitern der akademischen Psychologie
#12
20.04.2024, 04:55 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.04.2024, 05:00 von ichbinmehr.)
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Zitat:Selbstverwirklichung bedeutet vielleicht bloß die Verwirklichung aller nicht-sexuellen Wünsche. Die also von Selbstverwirklichung reden wollen ein Selbst, das frei ist von Sexualität.

Das ist ein interessanter Punkt. Zu einem ähnlichen Gedanken bin ich auch schonmal gekommen, um das näher auszuführen, bräuchte ich aber einen anderem Rahmen.

Gundlegen kann ich aber sagen, man kann seine Sexualität bis ins letzte Detail durch analysieren und wird entdecken, dass nichts dem Zufall überlassen ist. Ich habe das Thema bis zur letzten Programmierung des Egos angeguckt. Man kann sich alles erklären.

Aber das muss nicht im Umkehrschluss bedeuten, dass man die Anziehung zu bestimmen Menschen oder Dingen weg-rationalisieren muss. Rationalisieren ist ja auch ein Abwehrmechanimus.

Man könnte auch das gegenteilige behaupten und sagen alles ist Sex. Ich glaube dass diese Wahrnehmung stärker in den Vordergrund tritt, wenn man sehr viel fühlt und wenig rationalisiert.

Ich stelle mir das so vor: Man hat eine individuelle Entscheidung darüber wie viel Rationalität und wie viel Gefühl man zulassen möchte. Man hat das Steuer in der Hand. Man kann seinen Bewusstseinschwerpunkt verschieben.

Zitat:Wenn ich mir vorstelle eine Beziehung freundschaftlicher oder sexueller Art mit jemandem einzugehen, dann ist mir vor allem eins wichtig: ihn zu steuern und von ihm nicht gesteuert zu werden. Daher versuchte ich oft meine Threads in den Griff zu kriegen. Ich versuchte oder versuche  die anderen User dahingehend zu steuern, dass sie nur dass schreiben, was gut zu mir passt. Sie sollten oder sollen so was ähnliches sein wie Abbilder meiner selbst, die mir aber so vorkommen wie eigenständige Wesen.

Ich mag es, wenn ich durch andere Menschen mit mir fremden Aspekten in einen Kontakt komme.

Natürlich möchte ich auch in manchen Situationen Kontrolle haben. Kontrollverlust ist auch unangenehm für mich. Ich mag Neues ohne Kontrollverlust.

Was denkst du denn würde denn gut zu dir passen?

In der Begegnung mit einem Menschen mit dem ich schreibe, ist gerade die Begegnung mit dem Unbekannten spannend oft für mich. Aber das gilt nur für alle Formen verbalen Austauches.

In anderen Bereich bin ich ängstlicher und brauche mehr Schutz. Ich denke das ist eine Folge der Gewalterfahrung in der Kindheit. Im physischen Raum bin ich unsicher. Im verbalen Raum bin ich stark.

Vielleicht habe ich im verbalen Bereich Ressourcen, mit denen ich so eine Begegnung mit dem Unbekannten abfedern kann. Es ist auf jedenfall meine Neugierde und meine emotionale Offenheit, die mir das leicht machen. Emotionale Beweglichkeit.

Zitat:Es ist ja auch wichtig, dass jeder seine Eigenart behält, oder nicht?

Wenn ich mich in einem Traumzustand befände und mit einem Gedanken eine Person ändern könnte, hätte ich Angst, das zu tun. Obwohl ich das manchmal auch unbewusst tue. Aber ganz bewusst? Da hätte ich einen moralischen Konflikt mit der Würdigung der Einzigartigkeit eines Menschen.

Was ich aber manchmal mache, ist, dass ich mich mit der Ebene verbinde, auf der wir alle verbunden sind. Dann ist es, als schaue ich aus einer anderen Ebene auf einen Menschen. Manchmal versuche ich, aus dieser Ebene heraus zu leben, und manchmal ändert sich dann etwas. Aber ich verliere das auch schnell wieder.

Vor kurzem bin ich mal wieder ein paar Wochen auf so einer Welle geritten, aber dann ist sie wieder in sich zusammengebrochen und ich habe nicht ganz verstanden warum. Ich weiß nicht genau, was die Welle in Gang gesetzt hat. Der Zusammenbruch kam vermutlich, weil ich zu viel auf einmal wollte, zu ungeduldig war und das Vertrauen in mich verloren hatte. Ich untersuche das noch.


Zitat:Was bei der Schilderung des beigem Mems und der anderen Mems auffällt ist das Auslassen der Sexualität.


Bei Ken Wilber ist das so, dass es neben den Entwcklungsstufen auch noch Entwicklungslinien gibt. Das wird in dem Buch Integrale Spiritualität kurz beschrieben. Demnach gibt es auch eine Entwicklungslinie für Sexualität.

In dem Buch „Einfach Dass“ von Ken Wilber, schreibt er über eine tantrische Übungen die er macht, bei der er mit einer imaginierten Frau im sexuellem Samadhi verschmilzt.

Wilber hat ein Buch dass dir evtl. gefallen könnte, das heißt: Wege zum Selbst: Östliche und westliche Ansätze zu persönlichem Wachstum. Darin hat er verschiedene Psychologische Ansäzze beschrieben und an Hand seiner Theorie analysiert und miteinander verglichen.
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RE: Das Scheitern der akademischen Psychologie
#13
21.04.2024, 12:33
[+] 2 User sagen Danke! clearseven für diesen Beitrag
(12.04.2024, 01:24)Likeplacid schrieb: Für das Thema scheint sich wohl keiner zu interessieren.

Ich habe leider keine Ahnung von Psychologie und weiss nur, dass ich Psychedelika Psychologen vorziehe wink1
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RE: Das Scheitern der akademischen Psychologie
#14
22.04.2024, 18:22
(21.04.2024, 12:33)clearseven schrieb:
(12.04.2024, 01:24)Likeplacid schrieb: Für das Thema scheint sich wohl keiner zu interessieren.

Ich [...] weiss nur, dass ich Psychedelika Psychologen vorziehe wink1

biggrin biggrin biggrin
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RE: Das Scheitern der akademischen Psychologie
#15
22.04.2024, 19:49
Ich hatte eine längere Diskussion über Drogen in der Kneipe, neulich. Der Mann war nicht hoch gebildet, aber über Drogen wusste er Bescheid. Das war eins der wenigen Kneipengespräche, aus denen ich wirklich noch was gelernt habe.

Ich würde mir natürlich auch Drogen reinpfeifen, aber ich fürchte, dafür bin ich zu krank. Wer psychisch stabil ist, der kann das eher vertragen. Ich hatte einen Horrortrip, das reicht mir.

Im Großen und Ganzen verachte ich Leute, die Drogen nehmen, aber ich selbst nehme ja im Grunde auch was: Johanniskraut. Da passiert im Grunde überhaupt nichts. Aber es hilft beim psychischen Ausgleich, steht ja auch auf der Packung. Harte Drogen wie Heroin werden oftmals ja auch nur genommen um vom Alltagsstress runterzukommen.

Das Thema Drogen betrifft auch indirekt die Psychoanalyse, weil Freud sich damals Kokain genommen hat. Da war es noch legal. Es war sogar noch in der Cola. Er war die ersten Jahre total begeistert davon, hat dann aber auch die Nachteile erkannt und vermutlich damit aufgehört. Eine Nachwirkung seines Drogenkonsums dürfte es sein, dass er davon ausging, irgendwann würde es für jedes psychische Leiden irgendwann eine spezielle Substanz geben. Im Anschluss daran wurden auch tatsächlich sehr viele Substanzen gegen diverse psychische Leiden entwickelt. Ich rede hier von Medikamenten, nicht von Drogen, aber im Grunde ist kein so großer Unterschied. Neuroleptika sollte man sich nur antun, wenn es gar keinen anderen Ausweg gibt. Nach allem was ich gelesen habe, sind die Nebenwirkungen, die auftreten können,  nicht grade lustig.
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