Buch: "Von liebestollen Katzen und berauschten Kühen", von Giorgio Samorini
https://www.samorini.it/doc1/sam/samorini-katzen.pdf
Giorgio Samorini wurde 1957 in Bologna geboren und beschäftigt sich seit über zwanzig Jahren mit Ethnobotanik und psychoaktiven Substanzen. Er hat Forschungen in Afrika, Lateinamerika, Indien und Europa durchgeführt.
Auszüge aus dem Buch (PDF):
(...) Ein Fall jedoch eines bewussten Gebrauchs dieser Pilze betrifft die Ziegen. Diese Vierbeiner scheinen in der Tierwelt die absolut führende Stellung bezüglich der Leidenschaft für die unterschiedlichsten Drogen einzunehmen. Im Laufe meiner Studien über die auf Bergwiesen wachsenden halluzinogenen Pilze (...) habe ich selbst verschiedene Male gesehen, mit welcher Gier die Ziegen Pilze der Arten Psilocybe semilanceata verspeisen. Einmal wurde ich geradewegs von einem Ziegenbock angegangen, der mir mit seinen mächtigen Hörnern einen Stoß gab, als ich am Boden kauerte und die Pilze sammelte. Er war eines der größten Tiere einer Herde von etwa fünfzig Ziegen, die an mir vorbeizog. Obwohl ich ihre Neugier kenne, hatte ich mich auf ihre Ungefährlichkeit verlassen und weiter Pilze gepflückt. Als ich sah, dass einige der Ziegen stehen geblieben waren und mich beobachteten, lächelte ich sie harmlos an und zeigte ihnen ein Bündel Pilze, das ich gerade gepflückt hatte. Kaum hatte ich dies getan, machte der Ziegenbock einen Satz und stieß mich mit den Hörnern, worauf ich einige Meter den Abhang hinunterpurzelte. Dabei fiel mir die Papiertüte mit den gesammelten Pilzen aus der Hand. Überrascht und erschrocken hielt ich nun Abstand zum Ziegenbock, während dieser zusammen mit anderen Ziegen über die Tüte herfiel und deren Inhalt verschlang. Danach machten sie sich daran, im Gras herumzusuchen, und verschlangen die Pilze, die ich noch nicht gepflückt hatte.
(...) Unter Vögeln kennt man bei amerikanischen Rotkehlchen den Fall eines kollektiven "Rauschs", der alljährlich im Februar bei ihrer Wanderung in die warmen Gebiete Kaliforniens zu beobachten ist. Die ersten Hinweise darauf stammen aus den dreißiger Jahren. Wenn die Schwärme von Tausenden von Rotkehlchen Kalifornien erreichen, lassen sie sich auf die kleinen Bäume nieder, die im Volksmund California holly ("kalifornische Stechpalme") heißen. In jener Jahreszeit sind die Bäumchen voller zarter Früchte, den so genannten Christmas berries ("Weihnachtsbeeren"). Die indianischen Volksstämme der Region nennen die scharlachroten Früchte toyon. Die Rotkehlchen und andere Vogelarten schlucken begierig diese Früchte, die für sie zweifellos berauschende Wirkung haben. Ungefähr drei Wochen lang kann in der Gegend eine wahrhafte Ausgelassenheit beobachtet werden; die Vögel verlieren die Orientierung und scheinen wirr, sie verstricken sich untereinander in alberne Spiele, flattern herum und fliegen in Autos und Häuser hinein. Siegel, der das Phänomen aufmerksam studiert hat, hält fest, dass vier oder fünf der Früchte für die Vögel als Mahlzeit ausreichen würden; in Wirklichkeit fressen sie aber bis zu dreißig. Es scheint daher eindeutig zu sein, dass das Ziel dieser Schlemmerei über den einfachen Zweck der Ernährung hinausgeht. Die Vögel scheinen die berauschende Wirkung einer starken Dosis der Früchte zu kennen und zu beabsichtigen.
Giorgio Samorini wurde 1957 in Bologna geboren und beschäftigt sich seit über zwanzig Jahren mit Ethnobotanik und psychoaktiven Substanzen. Er hat Forschungen in Afrika, Lateinamerika, Indien und Europa durchgeführt.
Auszüge aus dem Buch (PDF):
(...) Ein Fall jedoch eines bewussten Gebrauchs dieser Pilze betrifft die Ziegen. Diese Vierbeiner scheinen in der Tierwelt die absolut führende Stellung bezüglich der Leidenschaft für die unterschiedlichsten Drogen einzunehmen. Im Laufe meiner Studien über die auf Bergwiesen wachsenden halluzinogenen Pilze (...) habe ich selbst verschiedene Male gesehen, mit welcher Gier die Ziegen Pilze der Arten Psilocybe semilanceata verspeisen. Einmal wurde ich geradewegs von einem Ziegenbock angegangen, der mir mit seinen mächtigen Hörnern einen Stoß gab, als ich am Boden kauerte und die Pilze sammelte. Er war eines der größten Tiere einer Herde von etwa fünfzig Ziegen, die an mir vorbeizog. Obwohl ich ihre Neugier kenne, hatte ich mich auf ihre Ungefährlichkeit verlassen und weiter Pilze gepflückt. Als ich sah, dass einige der Ziegen stehen geblieben waren und mich beobachteten, lächelte ich sie harmlos an und zeigte ihnen ein Bündel Pilze, das ich gerade gepflückt hatte. Kaum hatte ich dies getan, machte der Ziegenbock einen Satz und stieß mich mit den Hörnern, worauf ich einige Meter den Abhang hinunterpurzelte. Dabei fiel mir die Papiertüte mit den gesammelten Pilzen aus der Hand. Überrascht und erschrocken hielt ich nun Abstand zum Ziegenbock, während dieser zusammen mit anderen Ziegen über die Tüte herfiel und deren Inhalt verschlang. Danach machten sie sich daran, im Gras herumzusuchen, und verschlangen die Pilze, die ich noch nicht gepflückt hatte.
(...) Unter Vögeln kennt man bei amerikanischen Rotkehlchen den Fall eines kollektiven "Rauschs", der alljährlich im Februar bei ihrer Wanderung in die warmen Gebiete Kaliforniens zu beobachten ist. Die ersten Hinweise darauf stammen aus den dreißiger Jahren. Wenn die Schwärme von Tausenden von Rotkehlchen Kalifornien erreichen, lassen sie sich auf die kleinen Bäume nieder, die im Volksmund California holly ("kalifornische Stechpalme") heißen. In jener Jahreszeit sind die Bäumchen voller zarter Früchte, den so genannten Christmas berries ("Weihnachtsbeeren"). Die indianischen Volksstämme der Region nennen die scharlachroten Früchte toyon. Die Rotkehlchen und andere Vogelarten schlucken begierig diese Früchte, die für sie zweifellos berauschende Wirkung haben. Ungefähr drei Wochen lang kann in der Gegend eine wahrhafte Ausgelassenheit beobachtet werden; die Vögel verlieren die Orientierung und scheinen wirr, sie verstricken sich untereinander in alberne Spiele, flattern herum und fliegen in Autos und Häuser hinein. Siegel, der das Phänomen aufmerksam studiert hat, hält fest, dass vier oder fünf der Früchte für die Vögel als Mahlzeit ausreichen würden; in Wirklichkeit fressen sie aber bis zu dreißig. Es scheint daher eindeutig zu sein, dass das Ziel dieser Schlemmerei über den einfachen Zweck der Ernährung hinausgeht. Die Vögel scheinen die berauschende Wirkung einer starken Dosis der Früchte zu kennen und zu beabsichtigen.