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positive Psychologie» auf steephs anregung ;)

RE: positive Psychologie
#16
21.07.2016, 10:14
Jetzt ist mir noch eine These eingefallen, um die tendenziell negativ verzerrte Sicht der Wirklichkeit zu erklären; nämlich dass sie sich selbst verstärkt:

(20.07.2016, 22:06)gnutl schrieb: 1) Selbsthilfe - ich leide unter Depression und will das Problem auch bewusst angehen

Also beginnt man, sich mit Psychologie zu beschäftigen.
Und dabei stößt man dann eben auf folgendes:

(20.07.2016, 22:40)Uefken schrieb: 2. die tatsache, dass Ekman nur ein (und dann noch so ein vages und schwammiges) positives Grundgefühl (von 7!) postuliert hat

3. die Tatsache, dass es so gut wie keine Glücksforschung, wohl aber einen Berg klinischer Forschung und Literatur gibt

...

5. der verbreitete (und meiner Meinung nach falsche) Glaubenssatz, dass Entwicklung weh tun muss

...

Wäre man von vornherein eine Frohnatur gewesen, wäre man auf diesen ganzen "Psychokram" gar nicht erst aufmerksam geworden.
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RE: positive Psychologie
#17
21.07.2016, 12:58 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 21.07.2016, 13:11 von spell bound.)
(20.07.2016, 22:40)Uefken schrieb: 1. die Annahme, dass die meisten Leute negativ träumen - und wenn das stimmen sollte, wäre es selbst ein Beispiel
ich denke, die annahme ist keine rein subjektive einschätzung, sondern eine statistische schlussfolgerung (sei mal dahingestellt wie gut die studien sind). gehen wir aber davon aus, dass negative träume tatsächlich überwiegen, wie kann das ein beispiel für defizitorientierung sein? negative träume müssen nicht entstehen, weil man sich nur auf negatives konzentriert. es kann auch daraus entstehen, dass man negatives erlebt (hat).

Zitat:2. die tatsache, dass Ekman nur ein (und dann noch so ein vages und schwammiges) positives Grundgefühl (von 7!) postuliert hat
dem stimme ich zu. im grunde könnten alle die negativen grundemotionen ja auch positive gegenparts haben. dumm nur, wenn man die gegenparts dann alle "freude" nennt ^^ das hier sehe ich tatsächlich als indiz dafür, dass man sich v.a. auf negatives konzentriert. nun ist aber die frage, ob das berechtigt ist, dadurch noch nicht beantwortet.

man könnt es also z.b. so definieren:

grundemotionen:
- freude / traurigkeit
- traurigkeit / freude
- wut / dankbarkeit
- ekel / lust
- verachtung / wohlwollen
- überraschung / langeweile
- furcht / neugierde

daraus könnte man dann begriffe nehmen, die neutral die beiden pole zusammenfassen. dazu fällt mir aber noch nichts ein.

Zitat:3. die Tatsache, dass es so gut wie keine Glücksforschung, wohl aber einen Berg klinischer Forschung und Literatur gibt
kann auch daher kommen, dass seelische leiden sehr häufig sind. sich mit der heilung ebenjener zu befassen, ist dann doch aber keine grundsätzlich pessimistische oder defizitorientierte sichtweise.

Zitat:4. die Tatsache, dass Steffi in den Senoistunden immer die "Probleme" diskutieren will, auch wenn der Traum sonst NUR positiv war bigwink
man könnte des verallgemeinern. grundsätzlich ist es leichter, negatives als positives zu diskutieren. für negatives kann man sich lösungen aussuchen. bei positivem geht es eher darum, es mit anderen zu teilen. aber wenn man das getan hat, kann man vllt nicht mehr so viel dazu sagen. oder ich bin zu negativorientiert, dass mir das schwerer fällt. man kann natürlich auch staunen und wunder ausgiebig erforschen.

Zitat:5. der verbreitete (und meiner Meinung nach falsche) Glaubenssatz, dass Entwicklung weh tun muss
das würde ich, sofern es falsch ist, eher als zynisch denn als pessimistisch betrachten. aber die frage ist, was genau damit gemeint ist. wenn man von einem menschen ausgeht, der seelische schäden hat, ist es doch plausibel, dass eine beschäftigung mit jenen zwar zur entwicklung führt, aber auch schmerzhaft wird. jetzt ist die frage wohl eher die, wie viele menschen denn solche schäden haben - je nach antwort wird man sagen können, dass der glaubenssatz so pauschal formuliert richtig oder falsch ist. aber ich kenne diesen glaubenssatz auch im kontext von erziehung und finde ihn da falsch. zwar lernt man auch als kind aus schmerzhaften erlebnissen etwas, und die sind wohl kaum vermeidbar, aber viele erziehung rechtfertigt bestrafungen mit ebenjenem glaubenssatz. das ist das, was ich zynisch nennen würde. denn hieraus entsteht auch keine entwicklung, sondern das gegenteil.

Zitat:6. der verbreitete (und meiner Meinung nach falsche) Glaubenssatz, dass Glück Unglück als Kontrast braucht und/oder nur auf "Kredit" zu bekommen ist
hier muss man denke ich differenzieren. glück und unglück sind zwei begriffe, die normalerweise durch den je anderen mit definiert werden. man braucht den kontrast zumindest insofern, dass man beides voneinander unterscheiden können muss. das heißt aber noch nicht, dass man den kontrast auch erleben muss - es reicht, wenn man ihn antizipieren kann. ich hab aber tatsächlich schon von vielen gehört, dass man das erleben müsse. es stimmt zwar, dass ein stark erlebter kontrast das glück noch stärker werden lässt, aber ich glaube nicht dass es notwendig ist um überhaupt glücklich zu sein. hier würd ich dir also was den pessimismus angeht zustimmen.

Zitat:7. die Tatsache, das "Gutmensch" zum Schimpfwort geworden ist für Idealisten, die die Realität ins Positive verzerren und "Realismus" eher "Pessimismus" heißt als "Optimismus"
naja "miesepeter" ist genauso ein schimpfwort. allerdings denke ich auch, dass idealismus grundsätzlich als unrealistisch und naiv betrachtet wird und dass mit realismus oft eher pessimismus gemeint wird. auch hier würd ich dir zustimmen, dass es eine negativfixierung gibt.

nun aber sind deine beispiele selbst eine negativfixierung. denn du konzentrierst dich ja nur auf die leute und sichtweisen, die eine negativfixierung haben. es gibt z.b. auch viele leute, die sehr optimistisch in den verkehr gehen und dann leichtsinnig werden. oder leute, die ständig feiern und die sonne genießen, wo manch einer vielleicht auch sagen würde: das ist ZU leichtfüßig gelebt. es gibt auch viele menschen, die behaupten, dass traumatisierung in ihrem leben und beim großteil der gesellschaft keine rolle spielen würde -> optimismus.

man muss also schon grundsätzlich wissen, wie die realität eigentlich ist, um einschätzen zu können, was nun eine negative oder positive verzerrung derselben darstellt. und wie sie ist, darüber haben wir noch gar nicht gesprochen.
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner
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RE: positive Psychologie
#18
21.07.2016, 17:19
(21.07.2016, 12:58)spell bound schrieb:
Zitat:5. der verbreitete (und meiner Meinung nach falsche) Glaubenssatz, dass Entwicklung weh tun muss
das würde ich, sofern es falsch ist, eher als zynisch denn als pessimistisch betrachten. aber die frage ist, was genau damit gemeint ist. wenn man von einem menschen ausgeht, der seelische schäden hat, ...

Diejenigen, die dan Satz gebrauchen, tun das aber in vielen Fällen gar nicht. Man kann sich ja auch wirklich in vielerlei Hinsicht entwickeln ohne vorher geschädigt gewesen zu sein.

Beispiel: Muskel- und/oder Kraftaufbau (irgendwie mein Standardbeispiel – komisch bigwink )
Die meisten, die zu diesem Zweck trainieren, waren ja vorher keineswegs krankhaft schwächlich. Und trotzdem gilt auch in diesem Bereich – kaum jemals hinterfragt und ständig Mantra-artig wiederholt – der Leitsatz

"no pain no gain".

Wenn man nun aber jahrzehntelang trainiert, denn lernt man aus eigener Erfahrung und aus der Beobachtung anderer, dass keineswegs derjenige die besten Fortschritte erzielt, der sich am härtesten schindet. Letzterer rennt vielmehr unausweichlich in die Falle des Übertrainings, das sich in Stagnation, Immunschwäche, Überlastungssyndromen und manchmal auch ernsten und langwierigen Verletzungen äußert.
Vielmehr ist hauptsächlich Cleverness gefragt – kluge Übungsauswahl, auf den eigenen Körper hören, dem Training angepasste Ernährung usw. – um langfristig die bestmöglichen Fortschritte zu erzielen.

Dieser falsche Glaubenssatz ist also weit über den psychologischen Bereich hinaus verbreitet.

Früher gab es z.B. auch den Begriff "Wachstumsschmerzen" – wieder rein körperlich zu verstehen. Man war der Ansicht, Wachstumsschübe bei Kindern würden sich schmerzhaft äußern (was inzwischen zum Glück längst widerlegt ist).

Es gibt sogar Zen-Lehrer, die postulieren, dass der kompletten Erleuchtung eine Art tiefe Depression unmittelbar vorausgehen muss.

Zitat: nun aber sind deine beispiele selbst eine negativfixierung. denn du konzentrierst dich ja nur auf die leute und sichtweisen, die eine negativfixierung haben.

Ja. Siehe meinen letzten Beitrag.

P.S.: Endlich mal wieder eine halbwegs rege Diskussion big
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RE: positive Psychologie
#19
21.07.2016, 18:01
stimmt, das mit dem sport ist auch ein guter aspekt noch.

wobei das mit den wachstumsschmerzen mir noch nicht bekannt war. mir wurd das als kind so beigebracht und ich hab es bis gerade eben geglaubt. ^^
Bin nicht mehr hier, aber noch erreichbar.
Bitte keine coronaleugner
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RE: positive Psychologie
#20
21.07.2016, 23:04
(19.07.2016, 09:48)Uefken schrieb: Der Mensch an sich und verstärkt der Psychologe und Psychiater leidet an einer Negativverzerrung der Wirklichkeit.

AAAALSO, hier mein Senf dazu.

"Der Mensch an sich" ist mir zu allgemein. Was den Psychologen angeht kann ich das durchaus nachvollziehen. Das Problem haben sicher viele Berufe, die sich mit Krankheiten beschäftigen. Das gilt für Ärzte, die gerne zum Hypochonder werden aber auch für Polizisten, die nur noch Verbrechen sehen, Anwälte, die nur mit Leuten zu tun haben, die sich gerade streiten, Umweltaktivisten, die wissen, dass unsere Welt eigentlich schon im Arsch ist usw.
Ich bin ein Beipiel für die Gefahr einer Positivverzerrung. ^^ Ich bin Makler, ich verkaufe Wohnungen, Häuser, Grundstücke und habe daher nur mit Leuten zu tun, die sich gerade mit dem Kauf einer/s solchen beschäftigen. Das sind Menschen, denen es nicht besonders schlecht geht, die gut gebildet sind, gut bezahlte Jobs haben, gerade am Familienplanen sind und meines Erachtens durchweg Optimisten sind. Mal von den, aus Angst um Ihr Erspartes ins Betongold flüchtende Kapitalanleger, abgesehen.

Worum es also geht ist der Fokus der Wahrnehmung. All das Schlechte ist auch ohne unser Hinsehen da, war es immer und wird auch beim Weggucken bleiben.

Je mehr man also gezwungen ist, sich mit zu viel Negativen (in meinem Fall auch zu viel Positiven) zu beschäftigen, um so wichtiger ist es, mal den Blick zu heben, über den Tellerrand zu glotzen und die Perspektive zu wechseln. Das mache ich wortwörtlich in dem ich in den Rauchpausen Ameisen auf der Wiese beobachte oder Gänseblümchen zähle. ^^

Das das in depressiven Phasen kein Kinderspiel ist, weiß ich. Da kann nur jeder seine eigene Strategie entwickeln. Musik machen zBsp hilft bei mir ungemein.

Zum Thema fehlender Glücksforschung fiel mir sofort Bhutan ein. Dort gibt es seit einiger Zeit ein Glücksministerium bzw eine Staatskommision, deren Aufgabe die Erfassung des Bruttonationalglücks ist. Ein schöner Satz, den ich im Rahmen der Fragebögen zum Glücksempfinden der Bevölkerung gelesen hatte, war " Wer länger als 7 Stunden am Tag arbeitet, hat schon mal 0 Punkte" - großartig. biggrin
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RE: positive Psychologie
#21
07.10.2016, 18:41
(19.07.2016, 09:48)Uefken schrieb: Was ich weiß, oder glaube zu wissen:

Der Mensch an sich und verstärkt der Psychologe und Psychiater leidet an einer Negativverzerrung der Wirklichkeit.
(Ist das so?) Oder ist es vielleicht anders herum und die restlichen Menschen haben eine Positivverzerrung? Optimismus ist ein Resultat von Informationsmangel, habe ich mir mal sagen lassen.

(Sorry, weiter als bis zum Eingangspost habe ich den offenbar von mir angeregten Thread noch nicht mit Interesse gelesen. Tab bleibt erst mal offen.)
Du hast einen phänomenalen Körper.
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RE: positive Psychologie
#22
07.10.2016, 19:50
Ich bin heute mal so Zen-mäßig drauf zu behaupten, dass die wahre Wirklichkeit klar und rein ist und der ganze ätzende Scheiß, den man Tag ein Tag aus erlebt, zum Glück nur Illusion – wie Träume, nur länger.

Somit leiden wir tatsächlich an einer Negativverzerrung der Wirklichkeit. In Sanskrit heißt diese "Samsara" (evtl. auch "Maya")
Demnach ist auch vielmehr der Pessimismus das Resultat von Informationsmangel. Die Information, die uns fehlt, nennt man üblicherweise "Erleuchtung"

gez. Euer Zen-Troll tongue

Edit: Zu meiner Entschuldigung: Ich hatte heute morgen einen sehr Euphorie-geladenen Klartraum. Aber keine Angst, das vergeht wieder biggrin
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