RE: glauben wie geht das ?
11.05.2010, 11:54
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 11.05.2010, 11:55 von ricky_ho.)
(11.05.2010, 01:14)iwld schrieb: Schade eigentlich, dass du jetzt mit einem kontextfreien Zitat meine Aussage kommentierst, anstatt auf meine Dekoheränzaussage einzugehen, welche ja evtl. angreifbar ist...
Dann übernehm ich das mal, denn das interessiert mich.
Grundsätzlich gehe ich schon davon aus, dass an der
Dekohärenz etwas dran ist, also dass dieser Prozess so stattfindet. Ich finde aber, das ganze ist eine Mischung aus einer weiteren Interpretation der Quantenmechanik, die versucht, ohne den Faktor "bewusste Beobachtung" auszukommen, und einer formalen Beschreibung einer Selbstverständlichkeit.
Es ist die Selbstverständlichkeit, dass die Kohärenz nur in von der Umgebung isolierten Quantensystemen auftritt, oder besser gesagt, von der Umgebung, deren Wellenfunktion schon kollabiert ist. Vereinfacht gesagt, alles hängt mit allem zusammen, und wenn ein Teil kollabiert, wirkt das sofort auf die anderen.
Aber da wird schon mein Einwand deutlich: isoliert von der Umgebung, "deren Wellenfunktion schon kollabiert ist". Aber warum kollabiert sie überhaupt? Denn wenn ich zwei oder mehrere Quantensysteme zusammenbringe, dann kollabieren die ja nicht, sondern es bringt nur der Kollaps des einen auch die anderen zum Kollaps. Bringe ich mehrere Quantensysteme, die sich in kohärenten Zustandsüberlagerungen befinden, zusammen, erhalte ich ja nur ein neues Quantensystem dass sich in der kohärenten Zustandsüberlagerung aus den Zustandsüberlagerunden der Teilsysteme befindet, oder?
Wenn man vom Beispiel mit dem Mond ausgeht, ist denke ich ganz klar, dass die
Dekohärenz der Vorstellung, der Mond würde vom Himmel verschwinden, wenn ich (oder von mir aus alle Menschen gleichzeitig) weggucke, einen Strich durch die Rechnung macht. Denn natürlich wirken sich andere Beobachtungen, die wir machen, nicht nur exakt auf die Elementarteilchen aus, die in unserem Blickfeld liegen, sondern auch auf alle, die mit denen, die in unserem Blickfeld liegen, wechselwirken, und somit irgendwann auch auf den Mond.
Aber irgendetwas muss die
Dekohärenz ja mal in Gang gebracht haben, grundsätzlich verursacht haben. Und dafür bietet, jedenfalls soweit ich das verstanden habe, auch die
Dekohärenz-Interpretation keine Erklärung.
Auf der andere Seite deuten doch die typischen Experimente wie z.B. der Doppelspalt durchaus an, dass der Kollaps der Wellenfunktion ständig stattfindet. Was sagen mir die Ergebnisse der Doppelspalt-Experimente über die
Dekohärenz-Interpretation? Ich würde sagen, sie sagen, dass
Dekohärenz durchaus ständig stattfindet und wir aus dem Grund die Dinge der klassischen Physik sehr stabil wahrnehmen und sie auch NICHT verschwinden, wenn wir mal kurz weggucken, dass wir aber trotzdem eine Situation schaffen können, in der
Dekohärenz NICHT stattfindet und wir durch eine Beobachtung den Kollaps der Wellenfunktion herbeiführen können.
Also das sind so meine Gedanken als Nicht-Physiker zur
Dekohärenz. Ich halte sie für den Versuch einer physikalistischen Interpretation der Quantentheorie, die aber an den entscheidenden Stellen auch nicht wirklich physikalisch erklären kann, warum es zum Kollaps der Wellenfunktion kommt. Sie widerlegt erfolgreich allzu übertriebene Folgerungen, die manche aus der Quantenphysik bez. des "Realitätsgrades" der Welt der klassischen Physik ziehen, kann aber eben auch nicht alles lückenlos erklären. Aus meiner Sicht bleibt also noch Platz für den "bewussten Beobachter" der Kopenhagener Deutung, auch wenn man die
Dekohärenz als Erklärung dafür, warum wir keine Quanteneffekte wahrnehmen in der makroskopischen Welt, akzeptiert.
Würde mich mal interessieren was du als Physiker zu dieser Ansicht zur
Dekohärenz sagst.
Tschüss,
Riky