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Trauma - Druckversion

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RE: Trauma - ichbinmehr - 19.03.2021

Danke sehr für deinen Zuspruch.


RE: Trauma - ichbinmehr - 19.03.2021

Ein Text der mich heute nochmal sehr beschäftigt hat, ist folgender.

Warum traumatisierte Menschen nicht meditieren können.

https://www.traumaheilung.net/loesung/leiden/seelisch/was-hilft-wirklich/warum-traumatisierte-menschen-nicht-meditieren-koennen/


RE: Trauma - Bultungin - 20.03.2021

(19.03.2021, 19:14)ichbinmehr schrieb: Ein Text der mich heute nochmal sehr beschäftigt hat, ist folgender.

Warum traumatisierte Menschen nicht meditieren können.

https://www.traumaheilung.net/loesung/leiden/seelisch/was-hilft-wirklich/warum-traumatisierte-menschen-nicht-meditieren-koennen/

Das ist interessant. Ich glaube, dass man das nicht verallgemeinern kann. Trauma ist ein schwieriges Thema, im Grunde hat jeder Mensch "Traumata" erlebt, nur dass sie sich in den meisten Fällen als Entwicklungstrauma zeigen und daher nicht so eindeutig wahrgenommen werden können. Bei schweren Unfällen oder Kriegserfahrungen würde niemand abstreiten, dass Trauma vorliegt. Trauma kann im Detail stecken und ist ein Körperthema, ja. Traumafolgestörungen müssen nicht immer prominent sein. Auch scheiternde Beziehungen, fehlende Selbstwirksamkeit oder Wahrnehmunsstörungen können Traumafolgestörungen sein. Ich habe mich viel damit befasst und komme heute zu der Erkenntnis, dass "Trauma" so vielschichtig ist, dass der Begriff beinahe zum generalisierenden Kofferbegriff mutiert.

Ich weiß noch damals als ich mich erstmals mit Trauma befasst habe und in die Tiefe studiert habe. Ich habe plötzlich überall Trauma gesehen. Jeder Mensch, jedes Kind, das mich umgab war in meinen Augen plötzlich durchströmt und gezeichnet von Trauma. Das ist eine pathologisierende Sicht, habe ich festgestellt. Es ist aber auch Teil der eigenen "Betriebsblindheit", die beruflich ganz natürlich entsteht und auch nicht nur schlecht ist. Heute bemühe ich mich, Menschen zu sehen. Menschen mit Geschichten, Erlebnissen, Ängsten, Freuden, mit einem Körper, mit Schmerzen oder Wohlbefinden. Menschen mit Gedanken, Gefühlen, Wünschen und Träumen. Alles was da ist sehe ich als Ergebnis ihrer Lebensweise, ihres Aufwachsens und auch als Teil ihrer Lebensaufgabe.

Deswegen will ich weniger verallgemeinern, wenn es um Trauma geht. An mir selbst habe ich aber auch erlebt bzw. erlebe, dass Zustände nicht permanent sind und auch keinen Fluch darstellen müssen. Meine Vorliebe fürs Alleinsein und für den Rückzug sind vielleicht Folgen meines Aufwachsens. Vielleicht geht es mir aber auch einfach gut damit und ich musste das erst erkennen. Jeder Mensch bringt eine andere Geschichte mit. Und alles was eine Gestalt hat, hat auch eine Bedeutung. Und hinter jeder Bedeutung verbirgt sich ein Potential. normal


RE: Trauma - ichbinmehr - 21.03.2021

Ich hatte die letzten Tage wieder eine Lektion. Das war die Antwort auf die Frage, warum ich mich so allein fühle mit meiner Geschichte. Ich glaube ich gehe ja sehr progressiv und konstruktiv mit dem Trauma um, aber ich wurde mal wieder an einen Punkt geführt, der mich so ohnmächtig und hilflos machte. Obwohl ich mitlerweile viel selbststabilisierungs Kompetenz habe, wurde ich von Gefühlen überflutet wurde, die so massiv waren, dass ich nicht in der Lage war sie zu fühlen. Mir ist der Atmen gestockt vor Trauer, in einem Moment wo jegliche Ablenkung weggefallen war. Ich wurde mit dem Nichtstun konfrontiert, indem das Trauma so massiv ist, dass ich es nicht aushalte. Ich kann Trauer normalerweise gut fühlen und abfließen lassen. Aber dieses Gefühl war so dicht. Wie eine Schicht aus Lehm. Es ging nicht.

Normalerweise versuche ich zu pendeln und mache eine Variante von Somatic Experiencing (Peter Lewine) . Aber das pendeln fiel durch die Erfahrung des Nicht tuns weg. Ich glaube, nur damit ich das einmal sehen durfte, was dann passiert. Das hat wieder dazu geführt, dass ich sehr demütig wurde und besser verstehen konnte, warum die ganze Welt beim  Thema Trauma wegschaut. Sie muss sich schützen, weil sie es nicht aushält. Und wenn ich es nicht aushalte, wie kann ich von ihr verlangen, dass sie hinschaut. Ich verstehe dass sie sich ablenken muss, ich verstehe die Ignoranz. Aber vielleicht ist das ja alles nur pendeln und ich bin zu ungeduldig. Und trotzdem tut mir das zusätzlich weh. Wenn man nicht mal mehr wütend auf die Welt sein kann, dann macht das noch ohnmächtiger, aber auch mitfühlender.

Und obwohl ich Verständnis habe, warum das Thema gesellschaftliche ignoriert wird, möchte ich mich dennoch dafür einsetzten, dass sich Menschen damit beschäftigen mögen. Ich frage mich wie ich da etwas bewegen könnte. Ich dachte immer, es könnte helfen wenn ich offen darüber spreche, aber ich weiß nicht ob das was bringt, weil es immer nur die Menschen verstehen die sowieso sensibilisiert sind und die anderen reagieren wieder mit Ignoranz. Denn ich wurde in meiner Kindheit mit Ignoranz für meien Gefühle bestraft. Ich erlebe dann immer eine Retraumatsierung. Jedesmal.

Für für Menschen wie mich, ist diese Ignoranz eine zusätzliche Last. Ich kann ja nichtmal zum Arzt gehen, ohne dass ich da falsch verstanden werde, weil der Arzt kein Plan hat von Trauma.  Wir haben ja auch in anderen Bereichen, wo Randgruppen in die Gesellschaft integriert wurden, Fortschritte gemacht. Zb LBGT Menschen haben eine Anerkennung auf gesellschaftlicher Ebene erfahren und das möchte ich auch für Menschen mit Traumafolgestörungen, das möchte ich auch für mich. Und ich möchte nicht immer Verständnis haben müssen, für diese Ignoranz.

Ich möchte fühlen, dass ich dazu gehöre, so wie ich bin, mit meinem Schmerz, denn der gehört zu mir. Für mich ist das Fehlen von sozialer Einbindung sehr schmerzhaft. Angenommen fühle ich mich immer nur, wenn ich mich anpasse und mich verleugne. Bedingungslose Liebe, kann ich immer nur alleine mit mir erfahren. Ich denke, da könnte die Welt sich noch ein Stück bewegen, auch wenns schwer ist. Ich versuche ja auch auf die Welt zuzugehen, indem ich Verständnis für die Abwehr finde. Für mich ist das auch schwer. Ich möchte mal erfahren, dass die Welt auf mich zugeht. Die Welt könnte zumindest pendeln. 

Spiral Dynamics erklärt mir natürlich auch sehr gut, warum das ganze Thema Psychologie gesamtgesellschaftlich, auch in der Medizin noch viel, zu wenig Beachtung findet. Und wenn dann gehts immer nur um eine Psychologie des orange Mems, aber Trauma beginnt bei grün und braucht gelb und türkis, um ganz erlöst zu werden. Naja oft denke ich, vielleicht ist Corona ein Anfang und es wird jetzt endlich einen Wertewandel hin zu grün geben.


[Bild: Spiral-Dynamics.png]




[Bild: SpiralDynamics-Kulturentwicklung-Teament...ratung.jpg]



RE: Trauma - ichbinmehr - 29.03.2021

Wie ich meine Freude ohne Angst fühlen lerne.
 

Nähe und Distanz
 

Das Internet ist auf Grund seiner Struktur, ganz bestimmte Formen von Beziehungen (Nähe und Distanz) anzubieten, ein hervorragender Rahmen um zu pendeln. Ganz besonders deshalb weil wir nicht so abhängig und eingebunden sind, wie in körperlichen Beziehungen, in Partnerschaft, Arbeit oder Familie, wo wir oft mit Erwartungen konfrontiert sind, die uns wenig Raum geben, um frei zu experimentieren. Die große Chance ist, dass wir uns nicht kennen und uns nicht verpflichtet sind. Eine ganz besondere CHance bietet dieser Raum für Empathen.  

Pendeln und Co-Regulation

Pendeln meint einen Begriff, der in der Traumapsychologie angewandt wird und von Peter Levine geprägt wurde. Seine Technik Somatic Experiencing (SE) ermöglicht es Menschen schwierige Gefühle in kleinen Häppchen zu fühlen. Ob das nun Angst, Trauer, Hass, Freude, Glück oder Nähe ist. 

Das Pendeln ermöglicht Menschen in ein Gefühl reinzugehen und sich bewusst wieder von ihm zu entfernen. Dieses Pendeln soll den Effekt haben, dass es keinen erneuten Kontrollverlust gibt. Bei mir persönlich ist Freude zb sehr stark mit negativen Gefühlen verknüpft, weshalb ich immer große Angst habe, wenn große Freude da ist. Deshalb dachte ich, ich brauche eine externe Co-Regulation durch einen anderen Menschen, der mir Sicherheit gibt. Auch das kann manchmal wichtig sein, denn oft braucht man eine Co-Regulation wenn man sich selbst nicht helfen kann. Ich habe sehr viel Co-Regulation gebraucht. 

Gerade ist mir bewusst geworden, dass ich mit dem Pendeln auch in dem Fall selbstständig etwas bewirken kann.

Früher konnte ich das nicht, weil ich nicht stoppen konnte, wenn manische Freude floss. Heut schaffe ich das, auch wenn es nicht immer leicht ist wenn die Energie so groß ist und ich dann keine Ende finde und mich immer mehr überflute. Mir fehlt die Komponente der Erde, die mich ins einen Ausgleich bringen würde, weshalb ich Mühe habe zu stoppen, wenn ich so schön fließe.

SE beim Fernsehgucken 

SE benutze ich häufig, indem ich Fernsehn gucke (meist Serien) und dann immer wieder hin und her pendel zwischen schwierigen Gefühlen, wie Trauer und dann wieder meine Aufmerksamkeit auf die Serie richte. Das klappt besonders gut mit Serien, die ich mag. Ich wünsche mir daher weitere tolle Serien zu finden. Beim PC spielen klappt es auch, zumindest wenn es ein stressfreies Spiel ist. Andere Tätigkeiten wie Kochen sind schon zu sehr von Erwartungen aufgeladen. Es muss etwas sein, wo es keine Erwartungen an mich gibt. 

So erlebe ich beim SE keinen Kontrollverlust, und kann das schwierige Gefühl dennoch ein bisschen mehr angucken. Wenn dann zb Trauer da ist, werde ich nicht überflutet wie es, wäre wenn ich mich voll konfrontiere. Ich behalte die Kontrolle und kann Emotionen, verarbeiten weil ich es ganz langsam mache und mich auch wieder ablenken kann. 

Ohne SE werde ich oft überflutet oder muss dissoziieren, um mich vor einer Überforderung schützen. Ich frage mich auch: Warum muss ich den Einheitszustand immer wieder abgeben? Weil ich die Dissoziation noch brauche. Es ist ein Schutz vor einer Überflutung, die auch dadurch entsteht, weil ich noch eine schwierige Beziehung zur Erde, zum Körper, zum physischen habe. Ich habe keine Anker. 

Kürzlich ist wirklich mal alles stehen geblieben, so dass ich total konfrontativ, mit meinem Schmerz konfrontiert war. Mir ist die Luft weggeblieben, weil es so heftig war. Das hat mich demütig gemacht, dass ich Menschen nicht konfrontativ mit ihrem Schmerz begegnen darf, auch dann nicht wenn ich es doch sehe. Ich verstehe das leider immer erst, wenn ich es selbst fühlen muss. 

Ich habe aber auch ganz tolle Erfahrungen gemacht, als ich mich in den Schmerz / die Energieblockade hineingestürzt habe und mich ganz hingegeben habe. So habe ich zb mein Asthma in meinem Moment geheilt. Das hatte mich so beeindruckt, dass ich diese Methode für gut hielt. Nur habe ich das freiwillig und mit einer neugierigen sehr grenzenlosen Forscherhaltung gemacht, und irgendwas in mir hat mich wohl dabei unterstützt. Deshalb war ich oft Hochmütig, weil ich es eigentlich gut meinte, weil ich ja bisher die Erfahrung gemacht habe, dass das funktioniert. Aber es war eben nur eine Erfahrung. Es gibt viele andere Erfahrungen zb dass man hilflos ist mit seinem Trauma. Ich bin froh dass ich das mal auch so erlebt habe, sonst hätte ich nur die halbe Wahrheit gesehen. Seitdem verstehe ich plötzlich warum Menschen dissoziieren oder gar ignorante Narzissten sind, und andere entwerten. Sie schützen sich, weil sie so sensible sind.

Normales SE 

Normalerweise geht SE auch anders. Man lernt erst zb auch durch die Co-Regulation des Therapeuten ein gutes Gefühl im Körper zu erzeugen. Und erst wenn das stabil ist, dann geht der Klient vorsichtig zum Schmerzthema. Dann kann er selbstständig pendeln und hat so immer die Kontrolle. Der spirituelle Lehrer Thich Nhat Than beschreibt eine ähnliche Technik, in einem Buch indem er dazu rät erst die Erleuchtung zu finden und dann erst die Dunkle Nacht der Seele zu erleben. Wie wir das erleben ist manchmal sehr unterschiedlich. Manchmal scheint es, als stehen sich Menschen an den entgegengesetzten Enden des Universums entgegen. Es wäre ja toll, wenn jeder über seine Erfahrung berichtet, wenn er das kann, so dass wir von den Erfahrungen der anderen profitieren und uns gegenseitig helfen können.

SE und Kundalini 

Ich glaube ich muss jetzt mal spazieren gehen und mich bewusst auf das Körperliche fokussieren, weil das fließen bei mir immer stärker wird, wenn ich so viel Denke und schreibe. Ich möchte das sich mein Nervensystem langsam und ohne Angst an diese freudvolle Fließen gewöhne kann.
 
Ich hab schon wieder völlig das Interesse an Essen verloren. Für eine Menschen, der sich mit Essen emotional reguliert ist das eine seltsame Sache. Der nächste Schritt war damals, dass ich auch nicht mehr Schlafen musste, weil die Energie einfach da war. Wenn physische Bedürfnisse dann nicht mehr gestillt werden müssen, bin ich nochmehr abgedriftet. Es wurde dann immer schneller und mehr, bis Steffi sich aufgelöst hatte. Heute möchte ich das nicht noch mal so, denn ein Teil von mir ist nicht so schnell. Heute kann ich das, weil ich heute mit mir hier sein kann. Damals wusste ich nicht wie ich mit mir hier sein sollte, denn es tat da noch so weh. Jetzt tut es zwar manchmal immer noch weh, aber ich habe mehr Selbstregulation gefunden, so das sich es nicht mehr so arg empfinde und manchmal sogar glücklich bin, obwohl ich gerade Trauer fühle.

So viele Gedanken

Achja eins noch. Was sage ich dann meinem nächsten interessanten Gedanken, der mich sonst ja immer bewegt, so viel zu schreiben? Ich sage ihm, hallo toll das du da bist. Ich würdige dich Gedanke. Du warst immer für mich da, als ich alleine und hilflos war. Du warst manchmal der einzige der mich gehalten hat, als ich keinen Halt in mir fand. Du bist eine unglaublich wichtige Co-Regulation für mich. Aber wir müssen auch in den Körper kommen, wir brauchen Ruhe, wir müssen Essen und schlafen, weil wir ein Menschen sind, wir haben Grenzen, wir wollen auch irgendwann der Welt da draußen begegnen oder einfach nur entsannt vor dem TV sitzen, ohne dass du Denker immer interessante Gedanken hast und unsere Ruhe störst. Ich danke dir so sehr für dein da sein, aber jetzt möchte ich entscheiden, welcher Gedanke mich inspiriert.

Texte schreiben, das tat ich lange für meine Umwelt. Zuerst dachte ich um sie zu retten. Dann erkannte ich, dass es aus eigenem Egoismus ist. Ich möchte ja in einer schönen Welt leben. Dann erkannte ich dass die Welt schon perfekt ist. Ich erkannte auch, dass es da keine Welt gibt, nur mich. Ich erkannte weiter, dass es auch mich nicht gibt. Dennoch musste ich unaufhörlich weiter schreiben. Ich musste das tun, um mein Hals Chakra zu befreien. Deshalb lieber Denker, hast du deine Gedanken immer so interessant für mich gemacht stimmst? So interessant das ich immer die Lust fand, mich stundenlang hinzusetzten und zu schreiben. Er nickt. Ich danke dir. Ich hatte immer große Angst meine Wahrheit die ich im Herzen fühle auszusprechen. Durch dich habe ich das geschafft. Aber jetzt wäre es cool, wenn wir einen neuen Kompromiss aushandeln könnten.

Ich möchte keinesfalls jetzt nur noch still sein. Ich möchte auch weiterhin Freude am Schreiben finden, weil ich noch lernen möchte besser zu schreiben. Ich würde ja gerne mal ein Buch schreiben, irgendwann. Da müsste ich noch lernen Formschön zu schreiben. Ich möchte aber auch ein bisschen mehr und bewusster in meiner Körper sein, Zeit mit meinen Mitmenschen verbringen können, anstatt immer einen Gedanken zu Ende führen zu müssen. Ich möchte mal Abends zu normalen Zeiten ins Bett gehen können. Mich abgrenzen können von der Begeisterung.
Können wir vielleicht auch nur ganz still zusammen sein, lieber Denker nur du und ich? Er nickt.

So viel Liebe

Ich liebe dich Begeisterung, du bist wie ein Kind dass sich mit ganzem Herzen hingibt. Alles was du tust ist 100% authentisch. Du bist so ehrlich. Meine Ehrlichkeit hält mich auf dem Boden, weil ich sonst keine Boden hätte. Ich liebe dein offenes Herz. Aber manchmal möchte ich auch mal Lügen können, und diplomatisch sein können. Das kann ich nie, weil es eine Lüge wäre und ich dann den Boden verliere. Manchmal möchte ich entscheiden könne, ob ich ein begeistertes Kind sein will. Manchmal möchte ich entscheiden können, ob Nähe angebracht ist. Manchmal möchte ich beim Tarot Spiel mitspielen könne, ohne mich jedesmal aufzugeben, wenn ich einer Frage nachgehe. Ich möchte auch mal Oberflächlich und Desinteressiert sein können. Nicht weil ich Angst vor der Nähe und Hingabe habe, der Angst stelle ich mich, sondern weil ich Mitgefühl mit den Menschen habe, die meine Nähe und Hingabe nicht ertragen können. Und jetzt brauche ich von dir, dass du mir mal etwas Raum lässt um Ruhe zu finden. Können wir vielleicht auch ganz still zusammen sein. Nur du und ich?

Sie sagt, ich brauche noch Beziehungen zu anderen Menschen. Aber sie hat meine Bitte gehört und denkt darüber nach, in wie fern sie sich diplomatischer verhalten kann. Das Lügen aus Mitgefühl, hält sie für möglich. Und vielleicht kann ich bald ja mal auch ein Buch lesen, oder es gleich ganz leben zu müssen.


Keine Extreme mehr

Aber bitte nicht wieder solche extremen Umschwünge. Keine Askese. Kein Verzicht auf etwas was ich würdige. Ich habe genug von den Extremen. Bitte sende mir eine sanfte Integration des Körperlichen, des oberflächlichen. Mich beeindruckt sehr der Gunter Schmidt mit seinem systemischen Ansatz. Er wettert ja immer gegen Psychoanalyse. Ich habe mich gefragt. ob man das nicht verbinden kann? Kybernetik 2.0 + Psychoanalyse. Das Warum sowie das Wie könnte es besser gehen, ein einem. Dann sah ich ein Art Kreuz, indem es einen längst Balken gab, der Warum fragte und einen Quer Balken der Wie fragte. Sie trafen sich in der Mitte. Dort in der Mitte gab es eine leere Fläche, die mit dem Satz: "Ich weiß es nicht" markiert war.


RE: Trauma - ichbinmehr - 22.04.2021

Sanfte Weg ins Selbst (Erleuchtung mit Trauma)

Es ist mega schön meine Fortschritte bzgl Selbstregulation zu beobachten. Vor ein bis zwei Monaten hatte ich einen Moment wo alles in meinem Leben stehen geblieben ist. Wo alles tun zum Ende gekommen war.

Es war grauenhaft, was da emotional in mir hochkam. Ich erkannte, wie wichtig die Beschäftigung für mich war, um das Trauma unten zu halten. Ich hatte meine Arbeits-und Aktionssucht erkannt und gleichzeitig, sah ich, dass das alles noch eine Funktion hat. Ich sah deshalb auch, warum die ganze Welt permanent beschäftigt ist und das zur Ruhe kommen, so eine Unruhe auslöst. Es kam ein Gefühl, dass ich das noch nicht ertragen konnte. Aus Mitgefühl zu mir habe ich das dann bewusst verdrängt, weil das zu krass war, nicht zu verarbeiten. Trotz all meiner Techniken zur emotionalen Integration und Regulation, war ich mit dem Gefühl überfordert. Dann war ich demütig.

Heute ist das selbe wieder passiert, ankommen im Hier und Jetzt, ohne etwas tun zu wollen, ohne etwas tun zu müssen. Mit allem tun aufhören. Das Selbst ist von Selbst passiert. Ich habe einen Mittagsschlaf gemacht, bin aufgestanden und überlegte was ich jetzt tue. Ich hatte keine Lust etwas zu tun. Da bemerkte ich, ich muss ja gar nichts tun. Ich BIN einfach. Heute war Frieden im absoluten Nicht tun. Frieden im Aufhören allen tuns. Nicht nur Frieden sondern tiefe bedingungslose Erfüllung. Angekommen sein. Zu Hause sein, in sich.

Für ein traumatisiertes Kind, welches in endlosen Mangelgefühlen lebte, der Himmel.

Geholfen hat das tägliche pendeln mit der Somatic Experincing Technik (voriger Post) und eine zugegeben sehr heftige konfrontative Begegnung mit dem Urtrauma, welches dann über Innere Kind Arbeit heilend versorgt wurde. Innere Kind Arbeit habe ich ca 5 Jahre gemacht, bis ich in der Lage war das Urtrauma ganz zu halten. Somit kann man auch sagen Inneren Kind Arbeit ist neben der Traumaarbeit auch eine spirituelle Technik, wie Meditation eben auch. Mehr integrativ. Ich erlebte dadurch ein exponentielles Wachstum der Selbstliebe, die irgendwann so groß wurde, dass sie mit der Bedingungsloses Liebe des höheren Selbst verschmolz. Bis es keine Trennung mehr gab zwischen Höheren Selbst und einem Ich, dass sich selbst lieb hat. Ich weiß nicht mehr, wer sich hier selbst lieb hat.

Gestern habe ich mit der Ego State Methode eine Unterhaltung mit dem Klaren Licht geführt. Jetzt weis ich natürlich nicht, ob das anhält was jetzt da ist, aber seitdem bin ich ein Gefühl absoluter Sicherheit gebettet. Das Geschenk nehme ich gerne an. 

Ich bin außerdem zu einer neuen Überzeugung gelangt, dass ich mir Ego Anhaftungen nicht mehr mit magischer Gewalt abschneiden werde. Oder nein, dass ich bevor ich Themen mit magischer Gewalt abschneide, mal prüfe, ob es nicht möglich wäre, sanft mit den betreffenden Anteilen zu verhandeln. Ich will mich ja nicht gänzlich, um wirksame Methoden beschränken, denn alle Methoden haben ihre Berechtigung. Ich bemerke jedoch wie irgendetwas in mir täglich sanfter und geduldiger wird. Die Kampfeslust wird weniger, aber ich will mich nicht festlegen. Was jetzt noch im Unbewussten liegt, darf auf eine sanfte Weise in mein Ich integriert werden.

Was mich ja noch sehr reizt ist das Klare Licht im Tiefschlaf erforschen zu können. Heute im hypnopompen Zustand, sagte der Traum dass ich das auch eher mit dem Ego State Ansatz erreichen werden, weil Ego Tode in meinem Mem (Grad der Selbstliebe) nicht mehr nötig sind. Der Traum sagte, ich soll zwischen Wachbewusstsein und Traumbewusstsein verhandeln. Aushandeln, was noch nicht ganz im Einklang ist. So habe ich heute eine neue Sicht auf meine Traumarbeit erhalten, die ich nun erkunden werde.


RE: Trauma - ichbinmehr - 27.04.2021

Zitat:Erwachen aus dem Traum(a): Schuldgefühle, Perfektionismus und Überverantwortlichkeit

Wir Menschen sind soziale Tiere, d. h. wir haben ein klares Gespür dafür, was uns und unseren Mitmenschen guttut bzw. schadet, was dem Wohlbefinden aller förderlich oder destruktiv ist. Ein gesundes Kind wird also weder sich noch anderen bewusst schaden außer es wird angegriffen respektive muss sich oder Nahestehende schützen.

In ihrem Buch „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück. Gegen die Zerstörung unserer Glücksfähigkeit in der frühen Kindheit“ beschreibt die französische Ärztin Jean Liedloff aufgrund ihres Zusammenlebens mit den Yequana-Indianern im Dschungel Venezuelas, dass gesunde Kinder keineswegs ständig behütet werden müssen, da sie einen sicheren Instinkt haben, der verhindert, dass sie sich – selbst in Gefahrensituationen – schaden.

Und sie zeigt auf, dass ein Menschenkind, dessen ursprüngliche Bedürfnisse und natürliche Fähigkeiten geachtet werden, zutiefst sozial und eigenverantwortlich handelt – ohne jegliche Anleitung oder anerzogene Regeln.

Das heißt ganz klar: Erst durch eine Erziehung, die die ursprünglichen Bedürfnisse nicht achtet, lernen wir scheinbaren Mangel kennen und entwickeln destruktive unnatürliche Überlebensstrategien und mit ihnen Ver- und Gebote, die wir internalisieren, weil sie uns so vorgelebt bzw. eingetrichtert werden. Ein Verstoß gegen diese Verhaltensnormen löst dann gewöhnlich Schuld-, Scham- und Angstgefühle in uns aus. Dabei scheint es so zu sein, dass manche Menschen stärker dazu neigen, Schuldgefühle zu entwickeln und andere weniger.
Ein Mensch, der von klein auf in seiner Eigenart geliebt und respektiert, dessen natürlicher Entdeckungs- und Entwicklungsdrang nicht künstlich behindert wurde, d. h. auch Fehler machen und lernen konnte sowie sich zu ihnen und ihren Konsequenzen bekennen durfte, ohne dafür verurteilt oder bestraft zu werden, neigt nicht dazu, sich selbst als Ganzes für einen scheinbaren Fehler zu verurteilen.

Man könnte sagen, er handelt aus einer tiefen Verbindung zu sich selbst und seiner Umgebung heraus und verfügt dadurch über ein klares Empfinden, was gut für ihn ist und was nicht.

Und er weiß, dass scheinbare Fehler zum Leben dazu gehören, ja, wichtig sind, um sich, die eigenen Stärken, Schwächen und Grenzen sowie das jeweilige Gegenüber und das Leben kennen zu lernen, und dass Ausreden sowie unnötige Schuldgefühle ihm und seinen Mitmenschen Schaden zufügen und deshalb kann er gut zu seinen Fehlern und zu seiner scheinbaren Schuld stehen (wenn man denn überhaupt von "Schuld" sprechen kann!).

Menschen hingegen, die als Kinder gelernt haben, Aufgaben, Gefühle, Glaubenssätze und Verhaltensweisen zu übernehmen, die sie überfordern, um ihre dysfunktionalen Eltern zu entlasten, neigen verstärkt zu Schuldgefühlen, Selbstzweifeln und Selbstzerfleischung. Sie haben unrealistisch hohe Erwartungen an sich selbst, möchten keine Fehler machen, niemanden verletzen oder Schaden zufügen.

Man könnte auch sagen, sie re-inszenieren die Überforderung ihrer Kindheit als Erwachsene.
Sie haben deshalb Schwierigkeiten damit, sich eigene Bedürfnisse und Grenzen zu erlauben und damit unberechtigte Forderungen anderer zurückzuweisen, was zu unglaublich viel inneren Konflikten, ja, psychischen wie körperlichen Krankheiten führt. Sie haben sich von klein auf darin geübt, die Wünsche und Bedürfnisse anderer zu erraten und zu erfüllen und ihre eigenen zu verleugnen. Kurz: Das Helfer- oder Rettersyndrom ist hier leicht zu finden.

So fühlen sie sich auch für die Gefühle anderer verantwortlich und glauben, dass sie mit ihrem Verhalten die Reaktionen anderer steuern können, ja, müssen, und verurteilen sich, wenn Dinge nicht so laufen wie sie denken bzw. gelernt haben, dass sie laufen müssten.

Man könnte auch sagen, sie neigen zu einer Art verstecktem Größenwahn, da sie ihre eigene Verantwortlichkeit vollkommen über-, andere Faktoren dabei unterschätzen und empfinden es als große Erleichterung zu entdecken, dass das künstliche, überverantwortliche Ich, das sie entwickelt haben und mit dem sie sich identifizieren, ein selbstentwickeltes Konstrukt ist und in Wirklichkeit gar nicht existiert.
Ein natürlicher Mensch verwirklicht ebenfalls seine Wünsche und Neigungen, aber nicht etwa durch Kontrolle sondern durch Geschehenlassen dessen, was eh schon geschieht und nicht aus Angst oder einem Pflichtgefühl heraus, sondern aus der Freude an seinem Sosein.

Kurz: Ein gesunder Mensch verfügt über eine gute Intuition und ein tiefes Vertrauen in seine unmittelbare Wahrnehmung, innere Führung und seine Mitlebewesen. Für ihn geschieht das Leben natürlich und mühelos.

Er hat keine oder kaum Traumata im emotionalen bzw. Reptiliengehirn abgespeichert, die ihm ständig alte Gefahren bzw. die Notwendigkeit von Überlebens- und Schutzmechanismen suggerieren. Für ihn geschieht das Leben ohne Zwang noch Anstrengung - eben ganz natürlich.

Da er allerdings kein Traum(a), d. h. den Alptraum zivilisierten Lebens nicht kennt, scheint er sich dieser Zusammenhänge auch nicht bewusst zu sein, ja, er hat große Probleme, wenn er in Kontakt mit der Zivilisation kommt, die auf ihn natürlich ebenfalls traumatisierend wirkt und der gegenüber er viel weniger gewappnet ist wie ein Mensch, der damit aufgewachsen ist.

In anderen Worten: Die Yequana-Indianer kennen das Trauma und deshalb auch das Erwachen aus dem Traum(a) nicht. Sie kennen die zivilisierte Hölle, ihre Schlingen, Gefahren und den konstruktiven Umgang damit nicht ebenso wenig wie die tiefen Erkenntnisse, die entstehen, wenn all das durchschaut und aufgelöst wird. Insofern hat ein traumatisierter Mensch, der aus seinem Traum(a) erwacht ist, einem Nichttraumatisierten auch etwas voraus.

In anderen Worten: Die Yequana-Indianer sind wie unschuldige Kinder, die nichts bis kaum etwas Schreckliches kennengelernt haben.

Ein Mensch, der traumatisiert wurde hingegen und aus einem Trauma erwacht und dieses Erwachen immer tiefer und vor allem: bis zu Ende verkörpert, ist sich der Schönheit Dessen, war er/sie wirklich ist, ebenso bewusst wie der Hölle traumatischen Leidens, des “inneren Tieres” und des Todes.

Er hat sich mit all dem bis ins kleinste Detail befasst, sich mit allem in ihm selbst - auch der scheinbaren Hölle - angefreundet, alles gefühlt, mental, emotional, körperlich und existentiell durchlebt, ohne den damit zusammenhängenden Schmerzen und Ängsten, dem Verbrennen und psychischen Sterben auch nur einen Millimeter auszuweichen - und tut es immer weiter.

Auch ist er all seinen Wünschen, Liebes- und anderen Illusionen, Überlebensstrategien und Ich-Trancen gestorben und tut es immer weiter. Man könnte auch sagen, sein Herz wurde immer wieder gebrochen und er hat es nicht verhindert. Er weiß deshalb, wie es sich anfühlt zu leiden.

Er kennt die Konsequenzen, die Wahrhaftigkeit, Integrität und echte tiefe Liebe zu sich und seinen Mitmenschen mit sich bringt. Er hat also - immer und immer wieder - den tiefsten Schmerz menschlichen Lebens erfahren und ist dennoch oder gerade deswegen immer und immer wieder aus dem Schutt auferstanden - wie Phönix aus der Asche - und hat sich dem Leben, genauso wie es sich von Moment zu Moment zeigt, immer wieder von ganzem Herzen hingegeben - bedingungslos.

Er ist daher voller Mitgefühl mit sich selbst und allem um ihn, und verfügt über ein ungewöhnlich tiefes, nicht nur oberflächlich erworbenes Verständnis der Natur des Menschen, des Lebens, Dessen, was Alles ist.
Er ist frei, er selbst, zart ebenso wie stark, ängstlich ebenso wie mutig, glücklich wie unglücklich zu sein, "ja" ebenso wie "nein" zu sagen. Er ist zutiefst aufgeräumt, zutiefst in Liebe mit sich und allem, was ist, so wie es ist, und hat dadurch eine tiefe, heilsame, erfrischende Wirkung auf seine Umgebung, was immer er/sie tut.
Kurz: Er ist ein Segen für die zivilisierte, traumatisierte Menschheit.

Genial, oder?

Quelle: Gabriele Rudolph, Das innere Kind und die Stille, Ottersberg 2021



RE: Trauma - ichbinmehr - 10.05.2021

Zitat:https://www.trauma-und-wuerde.de/die-schuld-der-taeter-und-die-schuldgefuehle-der-opfer/

Ich habe in meiner über 30jährigen therapeutischen und beraterischen Praxis einen einzigen Täter kennengelernt, der wahrhaftige Schuldgefühle hatte. Alle anderen hatten Schuld, aber keine Schuldgefühle. Auf der anderen Seite kennen ich und meine Kolleginnen kaum ein Opfer, das sich nicht mit Schuldgefühlen quält. Diese scheinbar paradoxen und widersinnigen Erfahrungen zeigen, dass es zwischen Schuld und Schuldgefühlen zu unterscheiden gilt. Es gibt Schuld ohne Schuldgefühle und es gibt Schuldgefühle ohne Schuld.

Die Schuldgefühle ohne Schuld, das sind zumeist die Schuldgefühle der Opfer. Warum ist das so?

Warum sich Täter und Täter/innen nicht schuldig fühlen, will ich hier nicht näher betrachten. Der Kern liegt darin, dass sie fast nie Mitgefühl mit den Opfern haben (sonst wären sie nicht Täter). Deswegen gibt es auch nachträglich kein Mitgefühl, das in Schuldgefühle mündet.

Warum haben Opfer, die keine Schuld haben, dennoch Schuldgefühle? Weil ihnen etwas Unfassbares widerfahren ist! Etwas Unbegreifliches, etwas Unverständliches, etwas Unfassbares! Diese Handlungen machen fassungslos und entziehen sich jedem Verstehen. Wenn Menschen so etwas geschieht, dann versuchen Sie oft, sich irgendwelche Zusammenhänge zu bauen, die Unerklärliches erklärbar machen. „Das muss doch irgendwie einen Grund gegeben haben“, sagt eine Frau, „den habe ich nirgendwo gefunden. Also muss es an mir gelegen haben.“

Solche Überlegungen, die zumeist unbewusst oder halbbewusst ablaufen, mögen unvernünftig sein. In der Logik der Gefühle machen sie für viele Sinn und führen zu den Schuldgefühlen der Opfer.

Ein weiteres kommt hinzu: Erfahrungen traumatisierende Gewalt sind Erfahrungen extremer Wirkungslosigkeit. Dadurch, dass sich Opfer selbst die „Schuld“ geben, weichen sie der Erfahrung der Wirkungslosigkeit aus. So wiedersinnig es zu sein scheint, dass Opfer selbst ihr eigenes Handeln, ihren Blick, ihre Gesten, ihr irgendwas zur Ursache dessen machen, was ihnen geschehen ist, so ist es für viele doch ein Konstrukt, das ihnen aus der nicht aushaltbaren Wirkungslosigkeit hilft.

Das Täterintrojekt ist ein Wort mit dem ich nun eine Weile herumlaufe und sehe wie viele Menschen davon betroffen sind, mit der Folge kein Verständnis und MItgfeühl für sich selbst, aber für den Täter zu finden. Heute fand ich mal wieder den Balken in meinem Auge, während ich versuchte die Splitter meiner Nachbarn zu behandeln.




RE: Trauma - ichbinmehr - 27.11.2021

Disziplin und Selbstwert

Durch das Buch von Scott Peck - Der wunderbare Weg, wurde mir gerade klar, wie eng Disziplin, welche eine Voraussetzung für Erfolg, mit der Erfahrung von Selbstwert im Zusammenhang steht. Es geht um das Erwerben von Disziplin und die Schwierigkeit, für traumatisierte Menschen, dass zu erreichen. Vielleicht hat jemand von euch Ideen oder Anregungen, wie man sich aus diesen ungünstigen Mustern befreien kann?

Zitat: "Es ist keineswegs so, dass es zu Hause bei diesen Kindern ohne Selbstdisziplin nicht eine gewisse Art von elterlicher Disziplin gäbe. Meist sind sie während ihrer Kindheit sogar häufig und streng bestraft worden – von ihren Eltern geohrfeigt, geschlagen, getreten und geprügelt, oft für geringfügige Vergehen. Doch diese Disziplin ist bedeutungslos, weil es sich um eine undisziplinierte Disziplin handelt.

Ein Grund für ihre Bedeutungslosigkeit liegt darin, dass auch die Eltern keine Selbstdisziplin besitzen und daher undisziplinierte Rollenmodelle für ihre Kinder abgeben. Man könnte die Erziehungsmethoden solcher Eltern mit dem Motto charakterisieren: »Du sollst tun, was ich sage, nicht, was ich tue.

« Vielleicht betrinken sie sich oft in Gegenwart ihrer Kinder. Vielleicht streiten sie sich in Gegenwart ihrer Kinder ohne Hemmungen, Würde oder Vernunft. Vielleicht sind sie schlampig. Sie machen Versprechungen, die sie nicht halten. Häufig ist ihr eigenes Leben offenkundig in Unordnung, und daher ergeben ihre Versuche, das Leben ihrer Kinder zu ordnen, für diese Kinder wenig Sinn.

Wenn der Vater die Mutter regelmäßig schlägt, welchen Sinn hat es dann, wenn die Mutter den Sohn schlägt, weil dieser seine Schwester verprügelt hat? Ist es überzeugend, ihm zu sagen, er müsse lernen, seine Wut zu beherrschen?

Da wir, wenn wir klein sind, keine Vergleichsmöglichkeiten haben, sind unsere Eltern in unseren kindlichen Augen gottähnliche Wesen. Wenn Eltern Dinge auf eine bestimmte Weise tun, so erscheint dies den Kindern als die richtige Art, sie zu tun, ja als die Art, auf die die Dinge getan werden sollten. Wenn ein Kind tagaus, tagein sieht, wie seine Eltern sich mit Selbstdisziplin, Zurückhaltung, Würde und der Fähigkeit verhalten, ihr eigenes Leben zu ordnen, dann wird das Kind in den tiefsten Fasern seines Seins spüren, dass dies die Art ist, wie man leben sollte.

Wenn ein Kind seine Eltern aber tagein, tagaus ohne Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin handeln sieht, dann wird es in den tiefsten Fasern seines Seins meinen, dies sei die normale Art zu leben. Noch wichtiger aber als Rollenmodelle ist die Liebe.

Selbst in einem ungeordneten, chaotischen Zuhause ist gelegentlich echte Liebe vorhanden, und aus einem solchen Heim kann ein Kind mit Selbstdisziplin hervorgehen.

Und nicht selten entlassen recht gut gestellte Eltern – Ärzte, Rechtsanwälte, Frauen mit regem gesellschaftlichem Leben und Philanthropen –, die ein überaus geordnetes Leben führen und sehr auf Würde halten, denen es aber an Liebe fehlt, Kinder in die Welt, die ebenso undiszipliniert, destruktiv und unorganisiert sind wie nur irgendein Kind aus einem verarmten, chaotischen Zuhause.

Im Grunde ist die Liebe alles. Das Geheimnis der Liebe wird in einem späteren Abschnitt dieser Arbeit untersucht werden. Doch vielleicht ist es hilfreich, an dieser Stelle kurz die Liebe und ihre Beziehung zur Disziplin zu erwähnen. Wenn wir etwas lieben, ist es wertvoll für uns, und wenn etwas wertvoll für uns ist, so verbringen wir Zeit damit, um uns daran zu freuen und uns darum zu kümmern.

Man beobachte einmal einen Teenager, der sein Auto liebt, und beachte, wie viel Zeit er damit zubringt, dieses Auto zu bewundern, zu polieren, zu reparieren und zu »frisieren«. Oder man sehe sich einen älteren Menschen an, der einen Rosengarten liebt, wie oft er seine Rosen beschneidet, düngt, pflegt und studiert. So ist es auch, wenn wir Kinder lieben; wir verbringen Zeit damit, sie zu bewundern und uns um sie zu kümmern. Wir geben ihnen unsere Zeit. Gute Disziplin erfordert Zeit.

Wenn wir unseren Kindern keine Zeit geben können oder wollen, beobachten wir sie nicht aufmerksam genug, um zu merken, wann sie unserer disziplinarischen Unterstützung bedürfen. Wenn ihr Disziplinbedarf so deutlich erkennbar geworden ist, dass er sich unserem Bewusstsein aufdrängt, übersehen wir ihn vielleicht dennoch, weil es einfacher ist, den Kindern ihren Willen zu lassen – »ich habe heute einfach nicht die Energie, mich mit ihnen auseinander zu setzen«. Und wenn wir dann am Ende durch ihre Missetaten und unseren Ärger zum Handeln gezwungen sind, setzen wir oft brutal Disziplin durch, aber nicht aus Überlegung, sondern aus dem Zorn heraus und ohne das Problem zu untersuchen oder auch nur zu überlegen, welche Form von Disziplin für das gegebene Problem am besten angebracht ist.

Eltern, die sich für ihre Kinder auch dann Zeit nehmen, wenn dies nicht durch schreiendes Fehlverhalten erforderlich ist, werden an ihnen subtile Disziplinbedürfnisse wahrnehmen und darauf mit sanftem Druck oder Verweis oder Struktur oder Lob antworten, und dies jeweils mit Überlegung und Sorgfalt.

Sie werden beobachten, wie ihre Kinder Kuchen essen, wie sie lernen, wann sie kleine Lügen erzählen, wann sie vor Problemen davonlaufen, statt sich ihnen zu stellen. Sie werden sich die Zeit nehmen, geringfügige Verbesserungen und Anpassungen vorzunehmen, ihren Kindern zuhören, ihnen antworten, hier die Zügel ein wenig anziehen, sie dort ein wenig lockerer lassen, ihren Kindern gewisse Belehrungen geben und kleine Geschichten erzählen, sie in den Arm nehmen und küssen, ihnen einen kleinen Verweis erteilen, ihnen auf die Schulter klopfen.

Die Disziplin, die liebevolle Eltern ihren Kindern mitgeben, ist also von höherer Qualität als die Disziplin liebloser Eltern.

Doch das ist erst der Anfang. Wenn sie sich die Zeit nehmen, die Bedürfnisse ihrer Kinder zu beobachten und darüber nachzudenken, grübeln liebevolle Eltern häufig lange über die anstehenden Entscheidungen nach und leiden so im wahrsten Sinne des Wortes mit ihren Kindern mit. Dafür sind Kinder nicht blind. Sie merken es, wenn ihre Eltern bereit sind, mit ihnen zu leiden, und wenn sie auch vielleicht nicht mit unmittelbarer Dankbarkeit reagieren, so lernen sie doch, selbst etwas auszuhalten. »Wenn meine Eltern bereit sind, mit mir zu leiden«, so sagen sie sich, »dann kann das ja nicht so schlimm sein, und ich sollte bereit sein, auch selbst etwas auf mich zu nehmen.« Dies ist der Beginn der Selbstdisziplin.

Die Zeit und die Qualität der Zeit, die ihre Eltern ihnen widmen, zeigen Kindern, in welchem Grade sie von ihren Eltern geschätzt werden. Einige Eltern, die im Grunde lieblos sind, versuchen, ihre mangelnde Fürsorge dadurch zu bemänteln, dass sie ihren Kindern häufig ihre Liebe erklären, ihnen wiederholt und mechanisch sagen, wie sehr sie sie schätzen, ihnen aber so gut wie keine wertvolle Zeit widmen. Die Kinder solcher Eltern lassen sich von derartigen hohlen Worten nie ganz täuschen. Bewusst mögen sie an ihnen hängen und sich wünschen, an das Geliebtwerden zu glauben, doch unbewusst wissen sie, dass die Taten ihrer Eltern nicht mit ihren Worten übereinstimmen.

Kinder dagegen, die wirklich geliebt werden, mögen zwar in Augenblicken des Grolls bewusst meinen oder verkünden, sie würden vernachlässigt, wissen aber unbewusst genau, dass sie geschätzt werden. Dieses Wissen ist wertvoller als Gold. Denn wenn Kinder wissen, dass sie geschätzt werden, wenn sie sich in ihrem tiefsten Inneren wahrhaft geschätzt fühlen, dann fühlen sie sich wertvoll.

Dieses Selbstwertgefühl – »ich bin ein wertvoller Mensch« – ist wesentlich für die seelische Gesundheit und ein Grundbaustein der Selbstdisziplin. Es ist ein direktes Produkt elterlicher Liebe.

Eine solche Überzeugung muss in der Kindheit gewonnen werden; sie im erwachsenen Leben zu erwerben ist extrem schwierig. Wenn Kinder dagegen durch die Liebe ihrer Eltern gelernt haben, sich wertvoll zu fühlen, dann ist es für die Wechselfälle des erwachsenen Lebens fast unmöglich, dieses Gefühl wieder zu zerstören.
Das Gefühl, wertvoll zu sein, ist deshalb ein Grundbaustein der Selbstdisziplin, weil man, wenn man sich selbst als wertvoll betrachtet, auch sorgfältig mit sich selbst umgeht. Selbstdisziplin ist sorgfältiger Umgang mit der eigenen Person.

Nehmen wir zum Beispiel – da wir vom Prozess des Belohnungsaufschubs sprechen, der Einteilung und Ordnung der Zeit – die Frage der Zeit. Wenn wir uns selbst wertvoll fühlen, dann halten wir auch unsere Zeit für wertvoll, und wenn unsere Zeit wertvoll ist, dann wollen wir sie gut nutzen.

Die Finanzanalytikerin (aus dem letzten Beispiel), die herumtrödelte, schätzte ihre Zeit nicht. Hätte sie sie nämlich geschätzt, so hätte sie sich nicht gestattet, den größten Teil ihres Tages so unglücklich und unproduktiv zuzubringen.

Es blieb nicht ohne Folgen für sie, dass sie während ihrer ganzen Kindheit in jeden Schulferien zu Pflegeeltern aufs Land geschickt worden war, obwohl ihre Eltern sich ohne weiteres selbst um sie hätten kümmern können, wenn sie dies nur gewollt hätten. Sie schätzten sie nicht. Sie hatten nicht den Wunsch, für sie zu sorgen. Deshalb hatte sie auch nicht das Gefühl, sie sei es wert, sich selbst zu disziplinieren.

Trotz der Tatsache, dass sie eine intelligente und tüchtige Frau war, benötigte sie in Bezug auf die Selbstdisziplin die elementarsten Anweisungen, weil ihr eine realistische Einschätzung ihres eigenen Wertes und des Wertes ihrer eigenen Zeit fehlte. Erst als sie fähig geworden war, ihre Zeit als wertvoll wahrzunehmen, ergab sich daraus die natürliche Folge, dass sie ihre Zeit organisieren, schützen und bestmöglich nutzen wollte.

Als Folge der Erfahrung beständiger elterlicher Liebe und Fürsorge während der Kindheit treten solche glücklichen Kinder nicht nur mit einem tiefen inneren Gefühl ihres eigenen Wertes in das erwachsene Leben ein, sondern auch mit einem tiefen inneren Sicherheitsgefühl.

Alle Kinder haben schreckliche Angst vor dem Verlassenwerden, und zwar aus gutem Grund. Diese Angst vor dem Verlassenwerden beginnt ungefähr im Alter von sechs Monaten, sobald das Kind sich selbst als ein von seinen Eltern getrenntes Individuum wahrnehmen kann. Denn mit dieser Wahrnehmung, ein getrenntes Individuum zu sein, kommt die Erkenntnis, dass es als Individuum ganz hilflos ist, völlig abhängig und seinen Eltern ausgeliefert in Bezug auf seine Erhaltung und sein Überleben. Für das Kind ist Verlassenwerden durch die Eltern gleichbedeutend mit Tod.

Die meisten Eltern, auch wenn sie sonst relativ unwissend oder dickhäutig sind, spüren instinktiv die Angst ihrer Kinder vor dem Verlassenwerden und geben ihnen daher tagein, tagaus, Hunderte oder Tausende von Malen, immer wieder die benötigte Versicherung: »Du weißt, dass Mami und Papi dich nicht im Stich lassen«; »Natürlich kommen Mami und Papi zurück, um dich abzuholen«; »Mami und Papi werden dich nicht vergessen«.

Wenn solche Worte durch Taten bestätigt werden, Monat für Monat und Jahr für Jahr, dann hat das Kind im Adoleszenzalter die Angst vor dem Verlassenwerden verloren und das tiefe innere Gefühl gewonnen, die Welt sei ein sicherer Ort zum Leben, und Schutz werde da sein, wenn er gebraucht wird. Mit diesem inneren Gefühl der beständigen Sicherheit der Welt ist ein Kind frei, Belohnungen dieser oder jener Art aufzuschieben, weil es sicher weiß, dass die Gelegenheit zur Belohnung wie das Heim und die Eltern immer da ist, verfügbar, wenn sie gebraucht wird.

Viele Kinder aber sind nicht so glücklich. Eine beträchtliche Zahl wird in der Kindheit tatsächlich von den Eltern verlassen, durch Tod, durch Fortgehen, durch schiere Vernachlässigung oder, wie im Falle der Finanzanalytikerin, durch schlichten Mangel an Fürsorge.

Andere Kinder werden zwar nicht tatsächlich verlassen, bekommen aber von ihren Eltern nicht die Versicherung, sie würden nicht verlassen. Es gibt beispielsweise Eltern, die Disziplin möglichst schnell und leicht erzwingen wollen und zu diesem Zweck offen oder verdeckt damit drohen, das Kind zu verlassen. Solche Kinder erhalten die Botschaft: »Wenn du nicht genau das tust, was ich von dir will, dann werde ich dich nicht mehr lieb haben, und was das bedeuten könnte, kannst du dir selbst ausrechnen.« Es bedeutet natürlich Verlassenheit und Tod. Solche Eltern opfern ihrem Bedürfnis nach Kontrolle und Beherrschung ihrer Kinder die Liebe auf. Belohnt werden sie mit Kindern, die übertriebene Angst vor der Zukunft haben.

Solche Kinder, die psychisch oder tatsächlich verlassen wurden, treten in das Erwachsenenalter ein ohne das tiefe Gefühl, die Welt sei ein sicherer und schützender Platz. Im Gegenteil, sie nehmen die Welt als gefährlich und Furcht erregend wahr, und sie mögen keine Belohnung oder Sicherheit in der Gegenwart gegen das Versprechen größerer Belohnung oder Sicherheit in der Zukunft eintauschen, weil die Zukunft für sie in der Tat eine sehr unsichere Sache ist.

Zusammengefasst: Damit Kinder die Fähigkeit entwickeln können, Belohnungen aufzuschieben, brauchen sie selbstdisziplinierte Rollenmodelle, ein Selbstwertgefühl und ein gewisses Vertrauen in die Sicherheit ihrer Existenz.

Diese »Besitztümer« werden im Idealfall durch die Selbstdisziplin und beständige, echte Fürsorge ihrer Eltern erworben; es sind die kostbarsten Gaben, die Mütter und Väter ihren Kindern schenken können.
Wenn man diese Gaben nicht von den eigenen Eltern bekommt, kann man sie auch aus anderen Quellen erwerben, doch in diesem Falle ist der Vorgang ihres Erwerbs immer ein anstrengender Kampf, oft von lebenslanger Dauer und oft ohne Erfolg."



RE: Trauma - Bultungin - 27.11.2021

(27.11.2021, 18:08)ichbinmehr schrieb: Disziplin und Selbstwert


Den Begriff der "Disziplin" finde ich persönlich zu starr und werde ihn daher nicht verwenden. Er ist mir auch von seinem Ursprung her zu eng gefasst. Ich bevorzuge den Begriff der Selbstregulation. Für den Zeit- und Stabilitätsfaktor verwende ich gerne den Begriff der Ausdauer.

Für beides ist natürlich ein Rollenmodell von Nöten. Das müssen aber nicht die Eltern sein. Es können auch andere Bezugspersonen oder sogar Gleichaltrige an dem Prozess beteiligt sein. Bei Trauma ist die Fähigkeit zur Selbstregulation dysfunktional oder zumindest begrenzt. Wie man das beheben kann? Möglich. Und schwierig. Ich denke nicht, dass es mit Worten geht. Ich mache ja gerade beim Kurs von Dami Charf mit und erhalte da sehr interessante Übungen aus der Körpertherapie, die ich sehr hilfreich empfinde. Hab davon sogar schon was bei meinen Schülern umgesetzt, was auch wunderbar funktioniert hat.


RE: Trauma - ichbinmehr - 27.11.2021

Zitat:Für beides ist natürlich ein Rollenmodell von Nöten.

Das ist für mich immer das Problem. Ich bräuchte ein Rollenmodell, welches aber gleichzeitig Mitgefühl mit der Traumatatisierung hat. Ich bräuchte jemanden der sich selbst als genauso ohnmächtig und unwirksam erlebt hat wie ich, der sich selbst überwunden hat.

Die meisten Menschen mit denen ich darüber rede, wissen nicht wie es ist so ohnmächtig zu sein, wie ich mich mein ganzes Leben lang gefühlt habe. Deshalb geben sie oft mir Ratschläge, die meine Situation nicht vollständig erkennen.

Sie reden an mir vorbei, weil sie in der Projektion auf mich stecken und so eine tiefe Ohnmacht wie ich sie darstelle, oft gar nicht kennen oder zumindest nicht bewusst verarbeitet haben. Dann machen sie mich zu ihrem unbewussten Schattenkind und ich bin wieder der Symptomträger ihres Unbewussten. 

Die Folge ist, ich fühle mich wieder unverstanden, weil ich nie da abgeholt werde, wo ich stehe. Mir fehlen ja die UR-Erfahrungen von Selbstwert. Aber das verkennen die meisten Menschen, selbst die die mir helfen möchten.

Ich verstehe jetzt auch erst durch den Text, warum ich den Belohnungsaufschub nicht aushalte, weil ich gar kein Vertrauen habe, weil ich ja von meinen Bezugspersonen immer verlassen, missbraucht oder bedroht wurde. Ich habe keine Vertrauen dass die Belohnung kommt.

Ich müsste erstmal die Erfahrung machen wertvoll zu sein, bevor ich in der Lage wäre eine konstruktive Wirksamkeit aufzubauen. Im Momnet bin ich einfach nur betroffen, weil ich durch den Text der mir heute begegnen sollte wiedermal sehe, wie unfair dieses ganze Leben ist, wo sich Menschen im Außen an Erfolgen messen und ein Mensch wie ich immer wieder erfährt wie wertlos er ist.

Wenn du so ne Kindheit volle Misschachtung erlebt hast, ... wie willst du da jemals auf einen grünen Zweig kommen? Du kämpfst dein ganzes Leben darum, nur einmal in einen "normalen" Bereich zu kommen. Was für andere selbstverständlich ist, ist für mich nicht zu erreichen.

Es ist als sitzt du im Rollstuhl. Nur ist dein Rollstuhl unsichtbar. Deshalb nimmt niemad Rücksicht auf dich. Du kannst dich allen immer nur in einer endlos Schleife erklären. Aber auch das nützt oft nicht, weil selbst die beste Erklärung oft nicht an den Abwehrmauern der Menschen vorbei dringt. Die Folge dessen ist. Ich fühle mich sehr alleine, unverstanden und hilflos.

Wobei das jetzt auch nur mein Traum ich ist, welches hier spricht!

Ich habe auch starke Ressorcen innerhalb derer ich mich als Selbstwirksam empfinde. Meine Resorcen sind mein kritisches Denken, meine Phanatsie, mein Einfallsreichtung, meine Kreativität, meine Fähigkeit zu Fühlen und Dinge bis in die Tiefe des Schattens, als auch in die Grenzenlosigkeit des Himmels zu analysieren. Alles geistige Dinge.

Wenn ich das nicht hätte, würde ich unter der physisch erfahrenen Ohnmacht zusammen brechen. Ich sage das, weil manchmal Leute kommen und einseitig wertend mit dem Finger auf "Spirituelles Bypassing" zeigen, ohne gleichzeitig zu erkennen, dass dieses ein Funktion für einen Mensschen hat.

In der Pädagogig hab ich mal den Satz gelernt: Stärken stärken. Ach scheinbar ist das gerade ein von innern kommender Rat an mich selbst. Stärken stärken! Sich nicht so frontal auf die Defizite konzentrieren.



RE: Trauma - ichbinmehr - 28.11.2021

Traumatherapie im Traum

Die letzten Träume haben die Frage in mir entstehen lassen, ob wir Traumafolgestörungen die immer auch die Folge eines nicht entwickelten Nervensystems haben, im Traum heilen können?

Die Träume die dazu geführt haben waren folgende:

Traum: Kuscheln


https://www.klartraumforum.de/forum/showthread.php?tid=17872&pid=268718#pid268718

Es ging um eine Begegnung mit einem Menschen, bei der ich mich körperlich geborgen, angenommen und wertgeschätzt gefühlt habe. Außerdem hat sich meine Angst vor körperlicher Nähe dadurch reduziert.

Traum: Pizza von Außeridischen

https://www.klartraumforum.de/forum/showthread.php?tid=17872&pid=268752#pid268752

Es ging darum dass ich im Traum einen Erwachsenen vorfand, der in sich ruhte und mich in der Rolle des Kindes vor Überforderungen schütze. Das war eine Situation, die ich so noch nie erlebt habe und nun konnte ich im Traum diese wertvolle Erfahrung machen.

Ich wünsche mir mehr solcher heilsamen Träume!

Ich freue mich über eure Gedanken zu dem Thema. Habt ihr vielleicht Ideen für Klarträume, um fehlende Bindungs-, Beziehungs-, Liebes-, Vertrauens-, Verlässlichkeits-, Wertschätzungs-, Sicherheitserfahrungen, etc. nachzuholen?



RE: Trauma - Laura - 28.11.2021

Zitat:Ich freue mich über eure Gedanken zu dem Thema. Habt ihr vielleicht Ideen für Klarträume, um fehlende Bindungs-, Beziehungs-, Liebes-, Vertrauens-, Verlässlichkeits-, Wertschätzungs-, Sicherheitserfahrungen, etc. nachzuholen?

Ich weiß nicht. Ich habe auch schon geschwärmt davon, dass KTler so herrlich unabhängig von Raum und Zeit erleben können. Da ist wirklich viel Erfüllendes und Wunderbares machbar, grade weil die Erfahrungen ja bewusst erfolgen. Es ist für mich durchaus möglich, Traumerfahrungen als WL-gleichwertig einzusetzen. Aber überweigend nur bei solchen, wo ich im WL wirklich keinerlei Chance und Hoffnung mehr habe, sie dort zu haben.
Also bei Dingen, die sozusagen im WL ernsthaft abgehakt sind.
Ansonsten tendiere ich dazu, Traumerfahrungen an die Hoffnung zu knüpfen, sie könnten im WL auch möglich sein. Solange diese Hoffnung noch besteht, besteht allerdings auch die Möglichkeit, bei erfüllenden Karträumen irgendwann sehr enttäuscht und wütend darüber zu sein, dass es letzten Endes eben nur ein "Traum" ist.
Weiß nicht, ob ich mich verständlich ausgedrückt habe bigwink Wenn es um Heilung+KT-Ideen dazu geht: In deinem Fall würde ich den Traum verbal einfach darum bitten und schauen, was mir dann präsentiert wird.


RE: Trauma - ichbinmehr - 28.11.2021

Zitat:Ich weiß nicht. Ich habe auch schon geschwärmt davon, dass KTler so herrlich unabhängig von Raum und Zeit erleben können. Da ist wirklich viel Erfüllendes und Wunderbares machbar, grade weil die Erfahrungen ja bewusst erfolgen. Es ist für mich durchaus möglich, Traumerfahrungen als WL-gleichwertig einzusetzen. Aber überweigend nur bei solchen, wo ich im WL wirklich keinerlei Chance und Hoffnung mehr habe, sie dort zu haben. Also bei Dingen, die sozusagen im WL ernsthaft abgehakt sind.

Ja das sind für mich auch diese Situationen. Du kannst ja von niemandem erwarten dass er dich liebevoll im Arm hält wie ein kleines Kind, so dass du dein erwachsenes Ich ganz aufgeben darfst und absolut loslassen kannst, so wie du das als Kind gebraucht hättest. Damit überfordert man oft auch seine Partner. Was wenn der partner gar nicht die Kraft hat dazu. Was wenn alle Innere Kind arbeit, wo du versuchst dich selbst zu halten, nicht ausreicht? Dann kann so ein Geborgenheitstraum Wunder bewirken.

Deshalb ist das tatsächlich so eine Situation für mich, wo ich schon echt lange versuchte sie mir irgendwie zu erfüllen, aber alles was ich probiert habe, war immer abhängig von einem extrem wachen, sensiblen und in sich gefestigen Gegenüber. So jemanden habe ich noch nie getroffen. Und das hat eben immer wieder eine Not in mir ausgelöst, weil ich mir das eben auch nicht selbst geben konnte. Und jetzt bin ich ganz erstaunt, dass solche Situationen im Traum möglich sind. Und das noch ohne einen Klartraum haben zu müssen. Es kommt vom Selbst.

Zitat:Also bei Dingen, die sozusagen im WL ernsthaft abgehakt sind.
Ansonsten tendiere ich dazu, Traumerfahrungen an die Hoffnung zu knüpfen, sie könnten im WL auch möglich sein. Solange diese Hoffnung noch besteht, besteht allerdings auch die Möglichkeit, bei erfüllenden Karträumen irgendwann sehr enttäuscht und wütend darüber zu sein, dass es letzten Endes eben nur ein "Traum" ist.

Ich nehme war, dass es für mich um eine Referenzerfahrung geht, die ich nie hatte. Etwas sicheres, geborgenes, worauf ich mich beziehen könnte. Seit dem Kuscheltraum ist die ganze Zeit etwas stabile in mir aktiv und ich merke auf einmal dass ich nicht mehr so leicht triggerbar bin. Ich ruhe mehr in mir.

Solche Referenzerfahrungen zb von Ur-Vertrauen udn Selbstwert werden in psychotherapeutischen Verfahren oft als Ressource genutzt. der Klient soll sich dann an diese guten Gefühle erinnern. Es ist aber sehr sehr schwer, wenn man diese Referenzerfahrung gar nicht in sich hat. Dann hat man zb gar kein Gefühl für Geborgenheit, Annahme, Vertrauen, oder Sicherheit. Und dann ist es, als ob man in einer endlosen Hilfslosigkeit Schleife hängt, denn ohne die Referenz kann man sich nicht helfen.

Deshalb kann aus meiner Sicht sogar eine einmalige Traumerfahrung helfen, um ein Thema zu lösen. Aber natürlich arbeite ich seit vielen Jahren kontinuierlich an diesen Themen und es war nicht der eine Traum alleine. Vieles hat dazu geführt, dass es jetzt Zeit war, für so einen Heil Traum. Es kommt mir aber vor wie eien Wunder, weil ich so lange nach dieser Erfahrung gesucht habe. Es ist allso alles möglich, selbst wenn du denkst, der Zug ist abgefahren, kann noch ein Wunder geschehen.  normal


RE: Trauma - ichbinmehr - 19.05.2022

Lebendig werden

https://ilan.freelosophy.life/04-die-loesung/

Ein ganz toller Vortrag von Ilan Stephani über Trauma: "Wie du dein Nervensystem sofort von Selbstzweifeln, Ängsten, Schamgefühlen, Zwängen und Blockaden befreist und ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit erfährst."

Es geht u.a. um die Frage, wie wir mit Triggern umgehen können. Ilan schlägt ein paar körpertherapeutische  Übungen vor. Ist bestimmt auch total super die Übungen mal testweise zu machen, wenn man in hitzige Forums Diskussionen verstrickt ist. Haha. Das werde ich mal versuchen.

Der Video Link ist aus so nem Free Workshop Email Kurs. Möglicherweise läuft der Link wieder ab? Sie will letztlich einen Workshop verkaufen, aber man kann ja auch nur den kostenlosen Info Teil mitnehmen und das Verkaufsgespräch etwas ausblenden. Jenseits des Verkaufsgespäches findet man in dem Video eine ganz tolle Energie, die beinahe ekstatisch ist. Mich fleshed Ilans Energie jedenfalls. Alleine um diese Energie einmal wahrzunehmen, lohnt es sich das Video zu gucken.

Das wozu sie rät, also mit jeder angetriggerten Energie zu arbeiten, indem man den Trigger energetisch fühlt und das Gefühl bewusst zulässt, das mache ich irgendwie schon fast alles. Das kann man wunderbar bei online Konflikten nutzen, weil man ja physisch sicher ist.

Auch spricht sie von den Schamgefühlen, wenn man sich öffentlich mit seiner Lebendigkeit oder seinen Fehlern zeigt. Das habe ich auch gemacht und genau das hat mich immer mehr befreit aus dieser ankonditionierten Enge.

Auch das was Benjamin sagt, dass man wenn man einmal das Muster der Scham gebrochen hat, immer wieder freiwillig in die Scham rein geht, weil es sich ja eigendlich geil und frei anfühlt, das kenne ich. Ich empfinde die Scham manchmal regelrecht als Energie-Kick, weil ich in diesem Moment Freiheit fühle. Eine alte Energie befreit sich und das funktioniert sehr gut, wenn dieser Moment bewusst bezeugt wird. Wenn man sozusagen Zeugen hat. Dann ist nämlich das Schamgefühl viel stärker und es ist viel viel effektiver als sich im stillen Kämmerlein seine Fehler einzugestehen.

Aber man muss das eben auch sehr behutsam dosieren, genau wie Ilan sagt. Ich habe das mal mit einem Menschen angefangen, mit dem das so ein Art Flirt war und als der Austausch mit ihm zu Ende war, hat mir dieser Kick gefehlt. Dann dann habe ich angefangen in der Öffentlichkeit über meine Tabu Grenzen zu gehen und gemerkt  - ah das geht ja überall und ja das ist immer ein Spiel mit der Angst, aber wenn ich etwas offenbare dann erfolgt 1. ein Energie Kick und 2. eine Befreiung von Angst. So hat es sich ganz langsam aufgebaut, dass ich immer weiter über meine Schamgrenzen gehen könnte. Meine Kompfortzone hat sich dadurch erweitert. Das hat mich wirklich sehr frei gemacht. Ich bin bei weitem nicht überall frei, aber überall da wo ich offene Worte gefunden habe und mich gezeigt, habe wie ich bin, hat sich etwas verändert. Was ausgesprochen ist, kann sich nicht mehr im Unbewussten verstecken.

Und es fühlt sich, weil ich es ganz langsam und achtsam mir selbst gegenüber gemacht habe, auch nicht schlecht an, sondern aufregend und im positiven Sinne spanned. Es ist ja etwas ganz anderes, wenn jemand dich entwürdigt, um dir zu schaden. Oft haben wir das ja so erlebt. Wir wurden entwürdigt, weil uns jemand bestrafen wollte. Das war ja ein Übergriff gegen uns. Daraus hat sich dann Scham entwickelt. Das ist etwas ganz anderes.

Ich spreche davon, wenn man ein Nervenkitzeln hat, weil man sich aus der Freiheit heraus mit etwas zeigt, was man noch nie offen gezeigt hat. Man zerstört sich damit auch alle Rollen an die man sich gebunden hat, was ein sehr effektiver Weg für Menschen ist, die erwachen wollen. Denn eine souveräne Rolle ist ein Hindernis dabei. Souveränität ist oft eine sehr geschickte Scham. Souveränität behindert das Erwachen, weil es uns schützt uns berühren zu lassen. Aber es geht nicht darum jemandem, der nicht bereit ist die Schutzmauern runter zu reißen, es geht darum sich selbst ungeschützt zu zeigen und dabei zu lernen, dass man keine meterdicken Ego Schutz Wände, um sich herum braucht. Natürlich ist ein gesunder Selbstschutz richtig, aber was gesund ist und was nicht, wie wollen wir dafür ein Gefühl haben, wenn wir in einer Welt leben in der sich alle eingemauert haben? Ich glaube gesund ist, eine gewisse Flexibilität zu haben, die sowohl Schutz als auch die Fähigkeit allen Schutz runter zu nehmen beinhaltet.

Das ist mehr so wie wenn man im Schwimmbad vom 3 Meterbrett springt. Irgendwann gewöhnst du dich auch an die Höhe und an den Kick und dann willst du irgendwann vom 5er springen, weil es dich reizt. Das ist aber etwas völlig anderes, als wenn dich jemand gegen deinen Willen schubsten will und du entschieden eine Grenze setzten musst. Niemand will fremdbestimmt geschubst werden. Man schubst sich quasi immer wieder selbst, in eine tiefere Freiheit. Man muss warten bis man bereit ist ein klein wenig höher zu gehen, weil man selbst von dort springen will. Das hat dann auch nichts mit Entwürdigung zu tun, sondern mit Freiheit und ja sogar mit Ekstatse. Irgendwann fliegt man.

Ich mache das immer in Achtsamkeit mir selbst gegen über. Es gibt Selbstanteile, die sind noch so fragil und verletzlich, die zeige ich auch nicht jedem. Manchmal braucht es eine ganz besondere Intimität. Da habe ich dann eine Grenze. Da beschütze ich mich vor einer Überforderung oder Entwürdigung, weil ich da sehr verletzt wurde und nicht damit klar käme, wenn jemand unachtsam mit diesen Seiten umgehen würde.

Ich mache das schon sehr lange und kann deshalb sehr weit gehen. Es ist Übungssache. Es ist eine spirituelle Praxis, die mein Hals Chakra immer mehr befreit hat. Ich mache das vorwiegend über Sprache, weil ich so ganz extrem in meinem verbalen Selbstauzdruck eingeschränkt wurde. Es ist einfach eine Umkehr meines Traumas. Ich hatte als Kind Mutismus. Mutismus ist wenn man nicht mehr redet, weil man so ernüchtert ist, dass man ja eh nie gehört wird. Das Trauma ist immer auch die größte Kraft, wenn man es versteht das Trauma in Licht zu verwandeln. Das Traum ist die allergrößte Kraft. Da steckt so viel geballte Energie drin, wir müssen es nur auspacken. Was sind eigendlich eure Superkräfte die ihr aus eurem Trauma geborgen habt würde mich mal interressieren. Hinter dem Schmerz den wir nochmal anschauen müssen, liegt diese Energie, diese Superkraft, die Freude die Begeisterung, die Lebendigkeit, das Licht. Das Licht ist in der Dunkelheit geborgen.

Wenn man sich öffnen will um das Licht hervorzuholen, fängt man am besten mit einem Freund an, dem man vertraut und geht jedesmal ein bisschen weiter und zeigt sich mit etwas ganz intimen was man noch nie jemanden erzählt hat. Weil das so befreiend ist, kann das dann zu einem Sog oder Sport werden. Wenn das dann nicht mehr kickt, testet man es in einer anderen Umgebung die mehr Angst macht. Ich hab diese Quest vor allem mit dem Thema verbaler Selbstausdruck. Vielleicht hat jemand anders seien Quest wo ganz anders und kann die Methode dennoch adaptieren.

Ich habe Scham in der Kindheit als etwas höchst Negatives empfunden, aber man kann alles umdrehen. Fehler werden zu Wegen. Annahme macht Fehler zu Stärken. Das ist eine tantrische Haltung. Ilan ist wie man sieht, wenn man ihre Homepage anschaut, ja auch Tantrikerin. Tantra bedeutet alles bejahen. Es gibt nichts zu erreichen, nichts zu verbessern. Perfektion kann man nicht erreichen, wir sind schon perfekt.

Meine Mutter hat mich immer mit den Worten bestraft, ich solle mich schämen. Das hat sie mir ständig gesagt. Meine ganze Körperhaltung sagt Scham und Erniedrigung. Den Körper bekomme ich vielleicht auch nicht mehr gerade gebogen oder das wird sich noch zeigen. Meine ganze Körperhaltung sagt, ich bin klein. Ich habe keine aufrechte Körperhaltung weil ich nie aufgerichtet wurde. Weil aufrecht gehen eine Gefahr für mich war. Weil ich mich klein machen musste.

Und manchmal schäme ich mich für meinen Körper, weil mein Körper überhaupt nicht zum Ausdruck bringt, wer ich Innen bin, weil es so niemand sehen kann, es sei denn er schaut in mein Herz. Aber auch das hatte sein Gutes. Weil mein Körper so unperfekt ist, hatte ich die Chance mich bedingungslos lieben zu lernen, in all meiner körperlichen Unperfektheit, mit meiner gebeugten Körper-Haltung und meinem Übergewicht. Wie hätte ich denn bedingungslose Liebe für mich und meinen Körper erfahren sollen, wenn ich einen äußerlich perfekten Körper gehabt hätte? Im Tantra geht es um die Perfektion im Unperfekten, statt gegen den Körper zu kämpfen weil der anders sein soll, als er ist.

Für alles sollte ich mich immer schämen. Mein Körper hat auch so viel verbale und körperliche Gewalt erfahren. Meine Mutter hat mich mit ihren Worten ständig erniedigt. Und ich habe das dann eines Tages umgekehrt. Hat sie jetzt davon. Haha. Und auch durch die Schläge hat mein Körper immer wieder erfahren dass er nicht wertvoll ist. Ist gar nicht so einfach das zu überwinden, weil es steckt in einem drin. In diesem Trauma jedoch steckt so viel Kraft. Man wurde in das Trauma mit Kraft reingedrückt und wenn man es befreit, dann kommt diese Kraft zu einem zurück und richtet dich zu deiner ganzen Größe auf.

Ich habe dann irgendwann draus gemacht, ich schäme mich nicht mehr. Ich zeige jetzt der Welt wer ich bin und das was ich bin ist gut. Ich bin schön auch wenn ich schwach oder verletzlich oder dick bin. Ich bin so wie ich bin perfekt. Tantra bedeutet zu sehen, dass die Welt immer schon perfekt ist. Das kann man sich zum Weg machen und dass kann eben ein Weg sein, raus aus dem Trauma. Das Trauma wird nie weg sein, aber man kann das Trauma zu seine grösten Kraftquelle machen. Wer ein Trauma hat, hat große Kraft in sich, nur ist die Kraft evtl noch gebunden und hat sich noch nicht entfaltet. Wie ein in sich ruhender Zauberspruch, der nur darauf wartet ausgesprochen zu werden.

Tantra kehrt die Härte und die Zurückweisung der Erziehung um, die man evtl in der Kindheit erfahren hat. Es kehrt die ganze Selbstablehnung um. Im Yoga versucht man Erleuchtung zu erreichen, so als müsse man sich selbst überwinden, indem man äußeren Vorbildern folgt. Als ob man nicht gut wäre, wenn man krumm da sitzt. Im Trantra geht es darum zu erkennen, dass wir schon immer perfekt waren und es in jedem Moment sind. Ich kann das bei weitem auch nicht immer sehen, weil ich mich manchmal auch noch in meinem Schmerz und meinen Mangelgefühlen verliere. Aber man kann sich in diese Haltung der bedingungslosen Selbstannahme hinein entwickeln und so das Licht in sich immer stärker machen.

Wir haben nicht gesehen wie perfekt wir eigendlich sind, weil wir so erzogen wurden, dass uns gesagt wurde, wir sind nicht gut. Uns wurde gesagt, wir sind nicht genug und deshalb fühlen wir uns mangelhaft. Deshalb streben wir immer nach Verbesserung, weil wir einer Vorstellung hinter laufen die man in uns eingepflanzt hat. So hat man uns erniedrigt. So hat man uns unsere Kraft und unsere Würde genommen. Und weil wir abhängig waren von unseren Peinigern, haben wir das geglaubt. Wir haben ihnen eine Authorität gegeben und diese wirkt immer noch in uns, wenn wir den Normen der Gesellschaft glauben schenken. Und so hängen wir drin im Streben nach Verbesserung, weil wir hoffen so aus den Mangelgefühlen zu kommen. Während wir uns eigendlich nur selbst lieb haben müssen, so wie wir jetzt sind.

Die größte Angst habe ich immer, mich in meiner Größe zu zeigen, denn für meine Stärken bin ich in der Kindheit am aller meisten bestraft worden, denn man wollte mich klein und ohnmächtig halten. Meine Mutter ist Narzisstin und Narzissten dulden niemanden neben sich, schon gar nicht jemanden der sie überragt. Sie hat mir all meine Selbstwirksamkeit genommen und mich abhängig gemacht. Narzissten erkennt man daran, dass sie Menschen erniedrigen. Sie entwerten, weil sie selbst Angst um ihren Selbstwert haben. Bei Narzissmus geht es nicht um Selbstverliebtheit. Man soll sich selbst ruhig lieben. Narzissten sind Menschen die andere Menschen klein machen. Die anderen den Raum nehmen, damit diese nicht in ihre Größe finden. Es sind Menschen, die große Angst vor ihrer eigenen Ohnmacht und Verletzlichkeit haben und alles tun, dass diese schwache Seite blos nie jemand sieht, weil sie Angst haben, dann vernichtet zu werden. Narzissten sind schwerst traumatisiert. Meine Mutter war so jemand.

Also wurde ich systematisch erniedrigt. Jeden Tag. Und mir wurden immer all meine Stärken abgesprochen. Was glaubt ihr was ich gekämpft habe, um die Person zu werde, die ich heute bin und den Mut zu haben mich mit meinen Stärken zu zeigen. Ich habe mit mir selbst gerungen, weil so eine Mutter, die nimmt man überall hin mit. Die trägt man in sich, wenn man sie im Außen erfahren hat. Man leidet dann unter Inneren Kritikern, Verfolgern und Zerstörern, sieht diese aber im Außen als Projektion im Spiegel des eigenen Selbst.
Und oft habe ich diese Mutter auf andere Menschen projiziert. Ich habe mich so oft erniedrigt gefühlt von Menschen, dabei war das oft nur mein Trauma, was mich klein gehalten hat. Aber manchmal waren es auch Menschen, denen ich entgegen treten musste, die ich verlassen musste, um meine emotionale Abhängigkeit zu durchbrechen.

In meiner Kindheit hätte das die Auslöschung bedeutet, mich stark zu zeigen. Ich wäre dafür vernichtet worden. Und deshalb habe mich mich so lange nicht selbst gesehen. Ich habe so lange nicht gesehen wie toll ich bin und was ich alles kann. Das ich Stärken habe, hat mir ja nie jemand gesagt und mit jedem habe ich um Anerkennung gekämpft, aber ich musste verstehen, dass ich mich selbst sehen muss. Aber wie soll man sich selbst sehen, wenn man nie erfahren hat, gesehen zu werden? Es ist ein schwere Sache sich selbst zu sehen, ohne das man je einen Spiegel hatte. Kinder brauchen einen Spiegel, um sich ihre eigenen Fähigkeiten bewusst zu werden. Ein Kind muss gespiegelt werden. Wenn das Baby die Mama anlächelt, muss die Mama zurück lächeln. Das ist so unsagbar wichtig für das Selbstwertgefühl des Kindes. Ein Kind das von den Eltern nicht gesehen wird, ist in seinem Urvertrauen völlig erschüttert und es ist total schwer für dieses Kind das irgendwie in sich selbst zu finden. Und dann ist man wieder abhängig von Menschen, weil man ja diese Erfahrung gesehen zu werden nie gehabt hat und intuitiv sucht. Deshalb habe ich manchmal mit den ganzen Welt darum gekämpft. Doch der Feind (die Abwertung) die saß oft in meinem Inneren.

Ich habe mich ja viel mit Schattenarbeit beschäftigt und es fällt mir leicht, mich mit meinen Fehlern zu zeigen, aber dann erfuhr ich, es gibt auch den lichten Schatten. Der Lichte Schatten ist der Schatten, wo ein Mensch seine Größe versteckt, um blos nie wieder gefährdet zu sein, dafür vernichtet zu werden. Diesen lichten Schattten sehe ich auch in ganz vielen Menschen. Ich sehe Menschen, die gar nicht wissen wie wunderschön sie sind, weil es ihnen nie jemand gesagt hat. Weil ihnen auch wie mir ein liebevoller Spiegel gefehlt hat. Ich sehe Menschen die ganz wunderbare Stärken und Talente haben, die aber nicht an sich selbst glauben. Ich sehe Menschen die genauso mit ihrer Umwelt ringen, wie ich das getan habe.

Ilan spricht mir deshalb mir total aus der Seele und erklärt ein bisschen wie wir es schaffen wieder frei und lebendig zu werden und so unsere Ego Muster zu zerbrechen, um uns zu befreien. Überhaupt ist Ilan eine ganze tolle Frau und spirituelle Lehrerin, die ich schon von Youtube kenne, weil sie voll in ihrer Kraft steht mit einer ultra starken und präsenten, beinahe ekstatischen Ausstrahlung. Wenn ich je eine Frau gesehen habe, die gleichzeitig empfindsame herzoffene Weiblichkeit, unbeugsame Stärke und Lebendigkeit ausstrahlt, dann sie.

Sieht man bei Frauen ja nicht oft, denn für eine Frau ist es doppelt so schwer sich aus der Unterdrückung, die Frauen auferlegt worden ist, hochzukämpfen. Frauen sind es nicht gewohnt, ihre Stärke zu kennen und zu leben, denn man hat ihnen meist nicht gesagt, dass sie stark sind. Und man hat ihnen auch verschwiegen dass die die Empfindsamkeit und die Liebe eine Stärke ist. So wie es für Männer doppelt so schwer ist, die weichen, verletzlichen und liebevollen Seiten zuzulassen und sich damit zu zeigen. Um so schöner, wenn man einen Menschen sieht, der es geschafft hat sich zu befreien und das ausstrahlt. 

Und hier noch ein Link zum angesprochenen Zittern, welches offiziell TRE (Tension and Trauma Releasing Exercises) heisst.

http://posttraumatische-belastungsstoerung.com/tre-tension-and-trauma-releasing-exercises

Ich hatte zwar Zittern während meiner Psychose. Da habe ich mit den Zähnen die Todes Angst rausgeklappert, aber das ist von allein passiert. Das haben die Inneren Schamanen gemacht. Dabei sollte ich mir vorstellen, wie ich schwarze Angst Wolken aus dem Hals rauspuste. Es war als habe ich schwarzen Rauch aus meinen Lungen kommen sehen. Schwarze Angst Wolken.

Ich hab einmal so ne therapeutische Übung gemacht, da sollte ich all meine Kraft kanalisieren um meine Stärke hervorzubringen und diese raus zittern, aber bei mir kam kein Zittern, ich spürte aber ich wollte das Haus zusammen brüllen. Bei mir muss das alles durch den Hals raus, weil das Hals Chakra eben meine Engstelle ist. Weil da die ganzen alten Verbote aus der Erziehung auf mir liegen. Die Drohung: Wehe, du sagst etwas. Diese Drohung, die hat schon mein Opa meiner Mutter gegenüber ausgesrochen. Und meine Mutter hat sie mir auferlegt. Und ich breche diese Regel. Verbalisieren ist für mich Freiheit. Das mit dem Zittern ist halt ein Weg von vielen, aber es gibt viele Wege. Man muss nur seinen Weg finden.